Eifel-Connection
muss die Welt gesehen haben, bevor man drüber meckert. Und da hat sie ja recht.«
»Dann danke ich Ihnen sehr«, sagte ich. »Und ich komme wieder, wenn ich noch Fragen habe.«
»Ja, klar«, sagte sie mit einem strahlenden Lächeln. »Ich bin meistens hier.«
Beinahe hätte ich mich mit einem Helau verabschiedet.
Ich machte mich auf den Heimweg. Im Auto schob ich wieder die Scheibe von Christian Willisohn und Boris van der Lek ein und hörte mit Andacht noch einmal God bless the child. Es war ganz unglaublich, wie schwarz ein Weißer den Blues singen konnte.
Ich nahm die schmale, wunderschöne Strecke über den Ahbach hoch, hielt an der kleinen Brücke mit dem grünen Geländer und machte das, was ich auf dieser Strecke seit Jahren tat: Ich stieg aus, sah in das quirlige Wasser und dachte nach. Diesmal über Klara Jaax und ihre merkwürdige Reise nach Neuseeland. Was konnte eine Bäuerin aus der Eifel an Neuseeland interessieren? Nur Neugier? Sie selbst konnte ich nicht fragen, noch nicht.
Ich wendete und fuhr zurück nach Kerpen. Ich hatte die Hoffnung, dass das Kleine Landcafe noch offen war. Ich hatte Glück. Ein paar Wanderer saßen an einem Tisch, und ihr Gespräch war ein beruhigendes Gemurmel im Hintergrund.
Thea Greif kam zu mir und sagte: »Ein seltener Gast.«
»Ja,« nickte ich. »Hast du einen Earl Grey?«
»Mehrere«, antwortete sie. »Ich habe gehört, du hast dich von Gabi getrennt.«
»Das ist nicht ganz richtig. Sie hat sich von mir getrennt.«
Sie lächelte. »Das habe ich auch so gehört. So geht die Welt.«
»Ja«, nickte ich. »Was weißt du über Klara Jaax?«
Sie bediente eine Maschine, es zischte. »Wenig«, antwortete sie. »Sie kommt nicht oft her.«
»Sie reist viel«, bemerkte ich.
»Ja, das ist wohl so. Aber wir haben kaum etwas miteinander zu tun.«
»Ich habe mich nur für den Karneval in Hillesheim interessiert. Deshalb auch die Frage.«
»Da weiß ich nichts«, sagte sie lächelnd. »Karneval ist nicht so mein Ding.«
»Sei froh«, murmelte ich.
»Die sollen ja beide gut geerbt haben«, bemerkte sie nach einer Weile, als ich den Zucker in meinem Tee verrührte.
»Aha!«, sagte ich. »Davon weiß ich gar nichts. Ländereien oder Höfe aus der Verwandtschaft?«
»Das weiß ich nicht«, sagte sie. »Klatsch macht mich nicht an.«
»Mich manchmal sehr«, widersprach ich.
»Also, die beiden leben sehr zurückgezogen.«
»Ja, scheint so. Sie haben geerbt, sieh mal einer an.«
»Große Waldstücke«, murmelte sie. »Aber ich weiß nicht, was dran ist. Gabi geht zurück nach Stuttgart, habe ich gehört. Zu ihrem Ex.«
»Ja, das ist so.«
»Reisende soll man nicht aufhalten«, sagte sie.
Dann bemerkte ein Mann vom Wanderertisch: »Können wir zahlen, Frollein?«
Ich hatte seit zwanzig Jahren nicht mehr die lächerliche Bezeichnung Fräulein gehört, und zu Thea Greif passte das ohnehin nicht. Vielleicht war der Gast ein Überlebender des Ersten Burenkrieges? Sie zahlten jedenfalls, und ich trank meinen Tee.
Da Thea Greif nicht recht an Klatsch interessiert war, kam ich auf die Frau namens Klara nicht zurück.
Ich trödelte heim und wusste nicht wirklich, was ich dort wollte. In Heyroth bog ich ab, um zu sehen, ob Emma schon in der Nacht verschwunden war. Ich sah sie durch die Fenster am Tisch stehen und eifrig mit jemandem sprechen, den ich nicht sehen konnte.
Also klingelte ich, und Emma sagte: »Schön, dich zu sehen. Komm herein. Hast du etwas Neues?«
»Und wie!«, erwiderte ich.
Nina lag auf dem Sofa, die rechte Hand auf ihrem Bauch. »Bewegt es sich?«, fragte ich.
»Ja«, nickte sie. »Ich habe dir was aufgeschrieben, Baumeister. Das musste ich unbedingt loswerden.« Sie hielt mir ein paar DIN-A4-Seiten hin, handgeschrieben.
»Ist deine Mutter verschwunden?«, fragte ich.
»Ja, sie hat es aufgegeben«, nickte sie.
»Was soll dein >und wie«, fragte Emma.
»Nun, ich habe eine Eifeler Bäuerin recherchiert, die mutterseelenallein nach Neuseeland geflogen ist«, antwortete ich. »Und ehrlich gestanden, wird es an der Ecke richtig komisch.«
»Erzähl mal«, forderte Nina.
Es dauerte sicher eine halbe Stunde, bis sie gründlich informiert waren.
»Und was ist daran komisch?«, fragte Nina schließlich. »Wieso soll eine Bäuerin nicht allein nach Neuseeland fliegen?«
»Da kann ich dich später über Eifeler Spezialitäten aufklären«, bemerkte Emma. »Aber was machen wir nun damit?«
»Wir sollten vielleicht an jemanden denken, der
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