Eifel-Connection
Meiste habe ich nicht gewusst. Und wenn dein Mann recht hatte, heißt das, dass da mal wieder ein Eifeler Geschäft auf Kosten der Eifeler durchgezogen wird! Die Frage ist nur, ob man das beweisen kann.«
Aber meine Katzen guckten nur blöd, sie haben eben von menschlichen Problemen keine Ahnung, sie tun nur so.
11. Kapitel
Es war früh am Tag, als ich aufwachte, und ich dachte zum tausendsten Mal daran, einfach liegen zu bleiben, herumzufaulenzen. Niemand jagte mich, niemand erwartete irgendeine Leistung von mir. Ich konnte also meinen Bademantel als Tageskleidung betrachten, einen Kaffee trinken, wieder ins Bett gehen, ein gutes Buch lesen, mir vor allem nichts vornehmen. Hin und wieder einschlafen. Vorausgesetzt, es würde jemand klingeln, konnte ich im Bademantel öffnen und grummein: »Entschuldigung, ich habe eine Grippe.« Dazu leicht hüsteln.
Aber nein, ich stand auf. Es war 6.45 Uhr, und ich war wieder einmal zutiefst enttäuscht von mir, ein mickriger Leistungssklave.
Schneewittchen kam munter ins Wohnzimmer getrudelt und hatte eine Maus im Maul. Dahinter Satchmo, der den Lehrmeister spielte, und den ich sagen hörte: »Also, lass das Tier jetzt los, und jage es ein bisschen über die Kissen auf dem Sofa!« Die kleine Graue mit den weißen Pfoten zeigte sich nicht mehr, offenbar hatten Satchmo und Schneewittchen befunden, dass sie doch keiner weiteren Begleitung bedurften.
»Oh, nein!«, brüllte ich. »Seid ihr verrückt geworden? Morgens um diese Zeit? Könnt ihr nicht mal auf die Uhr gucken?«
Sie konnten nicht auf die Uhr gucken.
Schneewittchen ließ das Mäuschen aus seinem Maul fallen. Das Mäuschen verharrte einige Sekunden und rannte dann los und verschwand unter einem Sessel. Die Katzen konnten nicht unter den Sessel kriechen, der Sessel war zu niedrig gebaut. Also postierten sie sich und übten sich in Geduld, einer vor dem Sessel, der andere hinter dem Sessel.
»Ihr seid bescheuert!«, murmelte ich angewidert. »Es ist zu früh für diese Spielchen. Und außerdem seid ihr gar nicht hungrig. Ich muss hinterher wieder den Boden scheuern.«
Aber dann kam ich auf die Idee, den Sessel einfach in Richtung Terrassentür zu schieben, das Mäuschen würde die Bewegung mitmachen, das Mäuschen würde kapieren, dass es um sein Leben ging.
Ich öffnete also die Terrassentür und schob den Sessel dorthin. Die frische Luft tat gut. Meine Katzen blieben auf dem Posten, vor und hinter dem Sessel, und sie wirkten sehr gelassen. Nur Satchmo veränderte seine Position leicht, er hatte jetzt die Diagonale des Sessels im Blick, den Teil, der auf die Freiheit zeigte.
Aber das Mäuschen war clever, das Mäuschen orientierte sich nicht zur Terrasse hin, sondern suchte die Tiefe meines Hauses und war schnell wie ein Pfeil, als es in Richtung Wohnzimmer zurückhuschte. Es schoss unter den Schrank, der mein Porzellan beherbergt, es schoss weiter unter den nächsten Heizkörper, noch weiter unter eine kleine Truhe, dann unter dem Esstisch hindurch und irgendwie in Richtung Tür zum Hausflur. Es war ein komplizierter, langer Weg, und an dessen Ende hockte unausweichlich Schneewittchen, die sich kaum bewegt hatte, die nur einmal kräftig zulangte, und dann sehr kräftig zubiss.
Satchmo saß adrett in der Terrassentür, sah mich an und erklärte lautlos: »Siehst du, so macht man das! Tod den Mäusen!«
»Dann geht wenigstens raus!«, brüllte ich und scheuchte sie samt Beute auf die Terrasse. Es folgte ein Einwand meines Gehirns, mich auf das zu konzentrieren, was im Augenblick etwas wichtiger war als meine Katzen.
Was wusste ich denn eigentlich vom alten Albert Seeth?
Nicht viel, das war sicher. Nur das, was erzählt wurde. Uralte Eifeler Familie, baute in der dritten Generation Lava und Basalt ab, holte dafür Kies aus der Kölner Region. Wahrscheinlich ein harter Kaufmann, aber eingebunden in Traditionen, die letztlich besagten, dass Betrug und Unfairness keine alltäglichen Mittel sein durften. Als er achtzig Jahre alt wurde, feierte die ganze Eifel, und er ließ sich genüsslich feiern. Trucks mit Aufliegern waren für ihn unterwegs, ungefähr vierzig bis fünfzig, tagtäglicher Betrieb, außer im harten Winter, wenn kein Mensch Straßen baute, Sportstätten, Häuser oder irgendetwas sonst. Die Trucks waren einheitlich grün lackiert, man sah sie jeden Tag auf den Straßen, an den Seiten in Weiß der gewaltige Schriftzug Seeth.
Dass der Sohn an einem Blutkrebs gestorben war, hatte ich nicht gewusst,
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