Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Eifel-Connection

Titel: Eifel-Connection Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jacques Berndorf
Vom Netzwerk:
meisten Leute in der Eifel haben keine Ahnung, was mit dem Abbau ihrer Berge und Hügel auf sie zukommt. Christian sagte zum Beispiel, dass noch kein Mensch wissenschaftlich untersucht hat, was mit den Bächen passiert, die aus diesen Bergen kommen, die so lustig in den Wiesen über ihre Steine hüpfen. Am Nerother Kopf zum Beispiel, der ja auch abgebaut wird, sollen einer oder zwei Bäche spurlos verschwunden sein, es gibt sie nicht mehr. Und welche Auswirkungen hat der Abbau der Berge auf das Grundwasser? Kann man sich vorstellen, wie gut und heilend der Lauf eines kleinen Baches wirkt, wenn ein müder Städter ihn entdeckt? Also, ein Bach kann einfach gut sein, aber nur dann, wenn er fließt, wenn er gluckert. Wenn er versiegt ist, kann nichts ihn mehr retten. Es sind anfangs immer die kleinen Dinge, die verloren gehen, sagte Christian.
    Du lieber Gott, gerade merke ich, was das hier für ein romantisches Geschwätz ist.
    Dann die Sache mit dem Geld, das die Ortsgemeinden pro Tonne bekommen. Das sind ehrlich wirklich lächerliche Beträge. Man stelle sich das vor: Sechzig bis hundert Cent pro Tonne. Die Firmen, die abbauen und es transportieren, schlagen locker viele hundert Prozent drauf, haben ein bombensicheres Geschäft und werden auf die Dauer richtig reich. Das hat natürlich auch damit zu tun, dass dieser Tagebau in der Eifel von den Maschinen her sehr billig ist. Lava wird in den meisten Gruben einfach abgebaut, mit einem Frontlader. Das Zeug liegt meterdick herum. Da steht eine Bretterbude, da sitzt ein Mann drin, der einfach pro Lkw einen Strich macht. Alle paar Jage verlässt er seine Bude, geht zum Bagger und lockert wieder mal die nächsten fünfzig bis hundert Tonnen auf, damit er sie leichter auf den Lkw kriegt. Ansonsten trinkt er Kaffee, sagte Christian. Es ist ja auch der Wahnsinn, dass ernsthaft behauptet wird, Lava und Basalt würden nur in der Eifel und den angrenzenden Gebieten verkauft. Das ist falsch, das ist gelogen. Mittlerweile werden Basalt und Lava in holländischen Häfen auf Schiffe geladen und gehen nach Südfrankreich und in den iberischen Raum. Diese Stoffe gehen auch tonnenweise über Binnenschiffe auf dem Rhein bis Basel. Und noch etwas wird leicht vergessen: Basalt wird mittlerweile feinkörnig in Beton eingemischt oder auch in den Asphalt, mit dem sie die Straßen bauen. Lava gibt es in allen Körnungen, und es ist im Laufe der Zeit immer wichtiger geworden als Isolationsmaterial. Es wird unter und um die Fundamente der Wohnhäuser gelegt und sorgt für die Durchlässigkeit des Wassers, aber eben auch zur perfekten Isolierung. Es wird mittlerweile von vielen Architekten bevorzugt, es hat einen regelrechten Siegeszug hinter sich. Kein Eifeler weiß das, und bittet die Welt stattdessen herzlich und untertänig, ihm noch ein paar Tonnen für kleines Geld abzunehmen, er könnte sonst nicht überleben. Christian war immer sauer und sagte: Man müsste denen in der Eifel mal in den Arsch treten, damit sie merken, was für eine Dummheit sie da begehen.
    Und da ist noch etwas, an das ich mich erinnere. Christian fragte wütend (als wir wieder einmal auf einer Wanderung in der Eifel waren), wie es denn komme, dass das Landesamt für Bergbau ausgerechnet jetzt eine Liste der abbaubaren Flächen ausweist. »Ja, wieso denn nicht?«, habe ich ihn gefragt. Und ich weiß noch, was er wörtlich antwortete. »Weil das jetzt überhaupt keinen Sinn macht«, schimpfte er. Die Flächen, die wir zum Basaltabbau und zum Abbau der Vulkanasche bestimmt haben, reichen völlig aus. Wenn wir die wichtigsten sechs oder zehn davon weiter zum Abbau freigeben, weil die Berge sowieso schon verschwunden sind, dann haben wir an Lava und Basalt noch genug vorrätig bis etwa zum Jahre 2100. Weshalb denn jetzt, zwei Generationen im Voraus, die Abbauflächen um das Fünffache erhöhen? Das ist doch reiner Wahnsinn, das brauchen wir doch gar nicht.
    Aber das Amt sagt: Die Feststellung der Flächen, das ist unsere Aufgabe, dazu sind wir da! Christian sagte: Das sieht ihm eher so aus wie ein Großangriff auf ein verdammt großes Geschäft.
    So, nun höre ich aber auf, so viel habe ich in den letzten zehn Jahren nicht geschrieben. Das Meiste wirst du sicherlich schon gewusst haben, aber man gerät so leicht ins Tratschen.
    Ich will dir noch herzlich danken für die Gastfreundschaft für mich und mein Kind. Deine Nina.
     
    »Heiliges Kanonenrohr!«, sagte ich in die Stille zu meinen Katzen. »Nein, junge Frau, das

Weitere Kostenlose Bücher