Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Eifel-Connection

Titel: Eifel-Connection Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jacques Berndorf
Vom Netzwerk:
1980. Der Beruf stand auf dem Zettel in etwas krakeliger Schrift. Landwirtschaftsgehilfe stand da, falls das ein Beruf war. Ich steckte den Ausweis samt Zettel wieder in die Börse und stopfte sie in seine Tasche. Dann drehte ich ihn erneut herum.
    Er schnappte plötzlich nach Luft und schlug die Augen auf.
    »Kannst du mich hören?« flüsterte ich. »Nur nicken.« Er nickte.
    »Jobst Leuer!«, sagte ich leise. »Du bist völlig weg, wenn du dich rührst. Ist das klar?« Er nickte.
    »Halt also den Mund und versuch nicht, wegzulaufen. Du hast mich niedergeschlagen.« Er nickte wieder. »Kannst du stehen?«
    Er nickte. Dann drehte er sich zur Seite und stellte sich hin. Es wurde ihm schwindlig, er griff nach mir.
    »Wenn du Mist baust, wirst du erschossen«, flüsterte ich. »Lehn dich an die Mauer.«
    Er lehnte sich an die Mauer und er legte beide Hände auf seinen Bauch und beugte sich weit vor. Wahrscheinlich hatte er Schmerzen.
    P-2 kam vom Dach heruntergestiegen, sah den Mann nur flüchtig an und bemerkte: »Der Laster wird noch eine halbe Stunde brauchen, wir können abrücken.« Unvermittelt drehte er sich zu Jobst und murmelte: »Wo wohnst du denn, mein Junge?«
    »Graf-Mirbach-Platz 26c«, antwortete Jobst leise und zittrig. »Da habe ich eine Bude.«
    »Warte auf uns gegen Mittag. So um zwölf. Und kein Wort zu irgendwem, oder du wanderst in den Bau. Ist das klar? Und jetzt Abmarsch.«
    Jobst nickte nur, er war erkennbar beeindruckt, und er machte sich sofort auf den Weg. Er stieg einfach die steile Böschung hinauf und verschwand.
    Wie wir gekommen waren, verschwanden wir auch wieder und schleppten die Technik von P-2 über die Wiese.
    Emma sagte: »Beim nächsten Mal will ich anders eingesetzt werden, nicht so lahm, nicht so sekretärsmäßig.« Dann fragte sie hell: »Und? Haben wir denn den Hauch eines Erfolgs?«
    »Wahrscheinlich ja«, sagte P-2 gepresst. »Das werden wir gleich sehen.«
    Er lud die Technik in seinen Wagen, drehte ihn und ließ ihn losrollen.
    »Haben wir irgendwo einen großen Flachbildschirm?«
    »Haben wir. Da müssen wir nach Heyroth«, sagte Emma. »Das lief ja alles sehr glatt.«
    »Eigentlich nicht«, murmelte P-2. Er schien verwirrt. »Zuerst bekamen wir einen Besuch von einem Hund, und dann einen von dem Mann, der Baumeister beim ersten Treffen niederschlug.«
    »Das ist doch nicht wahr«, sagte sie verblüfft.
    »Doch, doch«, sagte ich. »Wir treffen uns hier dauernd mitten in der Nacht, das ist eine solide, soziale Bindung. Er heißt Jobst, und dieses Mal war ich schneller.«
    »Ach, wie schön«, sagte sie inbrünstig. Dann zündete sie sich einen ihrer stinkenden Zigarillos an, gab aber auf, als P-2 tief aufseufzte und dann das Fenster runterließ.
    »Was glaubst du«, fragte er mich, »wer ist dieser Mann?«
    »Er ist der Mann, der bis vor ein paar Monaten auf dem Hof arbeitete«, sagte ich. »Das erscheint mir nahezu sicher. Die Frage wird sein, ob wir ihn unter Kontrolle kriegen.«
    »Notfalls werde ich ihn bezahlen«, überlegte er leichthin.
    Es war 3.10 Uhr.
     
    Als wir in Heyroth ankamen und vor dem Haus hielten, sahen wir dort den schwarzen Porsche von Nina stehen.
    »Sie hat einen Schüssel«, erklärte Emma. »Ich habe ihn ihr gegeben.«
    »Kein Problem«, murmelte ich. »Vielleicht schläft sie ja.«
    »Sie schläft«, nickte Emma. »Sieh mal oben links. Sie lässt das Lämpchen brennen, sie kann nicht ohne Licht schlafen.«
    P-2 schleppte in drei Gängen sein Equipment ins Haus, kabelte ein und aus, überlegte, fummelte mit Adaptern herum und sagte schließlich: »Jetzt müssten wir etwas sehen.«
    Zu dem Zeitpunkt war der Kaffee fertig, und wir hockten uns vor den Bildschirm wie Kinder, die auf ein Märchen warten.
    »Jedes Mal, wenn es flimmert und Bilder schnell laufen und sich überlagern, habe ich die Kameraeinstellung verändert«, erklärte er. »Ich werde euch aber sagen, was ihr seht. Ihr werdet staunen.« Er wirkte immer noch verwirrt, zuweilen schienen seine Augen sich nach innen zu richten, als habe er etwas gesehen, was er nicht erwartet hatte.
    Die ersten Aufnahmen zeigten eine weiße, helle Wand durch nichts unterbrochen. Das Bild flirrte. Dann wurde das Bild scharf, und wir sahen die weiße Wand sehr genau, unterteilt in Böden aus Stahl und darauf stehenden Kartons, die ihrerseits auf Paletten standen. Es war ein riesiges Regal mit Kartons. Sie trugen einen deutlichen Aufdruck. Dimple war zu lesen, auf anderen Kartons Wodka Gorbatschow, dann

Weitere Kostenlose Bücher