Eifel-Feuer
und zur Arbeit erscheinen.«
Weil sie sich nicht entscheiden konnte zwischen Lachen und Weinen, wurde es ein Zwischending und klang streckenweise wie Giora Feidmanns Klarinette.
Draußen ging langsam der Tag zur Neige, wenngleich das Licht noch hell und hart war. Ich packte mir Unterwäsche und anderen Kram ein, sagte auf Wiedersehen und kletterte zum Kellerfenster hinaus. Emma würde im Haus bleiben, und Germaine würde hoffentlich auf mich warten – samt Renes Handy. Und – so hoffte ich – bald würde Rodenstock kommen und einsteigen, sämtliche Bedenken beiseite fegen und – schwupp – den Mörder am Haken haben.
Es ist ein Kreuz mit mir: Niemals bin ich in der Lage, wirklich erwachsen zu denken, immer bin ich viel zu naiv, und tagaus, tagein glaube ich daran, daß alle Menschen ernsthaft eine Chance haben. Ja, und nicht zu vergessen: Irgendwann würde Dinah heimkommen und so tun, als sei sie niemals fort gewesen. So strickte ich mir meine eigene kleine Welt – ohne Träume läuft eben nichts.
Germaine war noch nicht da, aber ich brauchte nicht länger als zehn Minuten über das Tal auf das Dorf und Dreis zu gucken, bis sie heranrollte und mit dem Handy winkte, als sei es der Skalp unseres Feindes.
»Ich soll dich schön grüßen, und du sollst keinen Scheiß bauen, sagt Rene. Wie ist es dir ergangen?«
»Eigentlich gut. Rodenstock ist aufgetaucht. Aber jetzt gib mir das Handy. Ich muß die Dame vom Spiegel anrufen, ich will wissen, was das blöde Bundesamt für Fernmeldewesen für eine Aufgabe hat.«
»Jetzt? Der Tag ist doch längst zu Ende.«
»Nicht für das bekannte Magazin in Hamburg«, widersprach ich.
»Das Magazin aus München ist mir aber lieber«, murmelte sie süffisant grinsend.
»Für Leute, die Strichmännchen ohne jeden Hintergrund lieben, reicht das Ding auch«, entgegnete ich von oben herab. Dann rief ich die Redaktion in Hamburg an und verlangte Karin Schwarz.
Sie meldete sich mit »Gott sei Dank. Ich habe auf Ihren Anruf gewartet«.
»Ich konnte nicht eher. Ich arbeite etwas eng.«
»Halten wir uns also nicht auf. Haben Sie was zu schreiben? Kann ich loslegen?«
»Ich schreibe nichts auf. Legen Sie los.«
»Also, das Bundesamt für Fernmeldewesen ist eine nationale Behörde und zuständig für alles, was mit Fernmeldewesen eigentlich und uneigentlich zu tun hat. Walkie-talkies bei der Bundeswehr sind ebenso gemeint wie hochkomplizierte elektronische Sprechverbindungen des Auswärtigen Amtes zu den einzelnen Botschaften oder das gesamte Funksystem der Länderpolizeien oder des gesamten Technischen Hilfswerkes. Funk und Fernsehen fallen auch in die Zuständigkeit des Amtes, das auch Frequenzbereiche steuert und verteilt. Das geht hin bis zu ganz komplizierten Sende- und Empfangseinrichtungen aller Geheimdienste. Ich habe mich natürlich auf Berührungspunkte mit dem General konzentriert. Der Mann war meiner Kenntnis nach einer der höchsten Soldaten auf diesem Planeten überhaupt, zuständig für die Logistik der NATO. Meinen Unterlagen nach war er aber auch zuständig, zusammen mit einem Amerikaner, für den Geheimdienst der NATO. Und er war auch ein Verbindungsmann der NATO zum Nationalen Sicherheitsrat der Amerikaner – mit anderen Worten, er saß in dem Gremium, das die NSA steuert, den sozusagen obersten nationalen Geheimdienst, der alle wichtigen Daten auf der Welt sammelt und vor allem die eigenen angeschlossenen Dienste bedient: CIA, das FBI und so weiter und so fort. Sind Sie bis jetzt mitgekommen?«
»Alles klar, weiter.«
»Der General ist tot. Mir ist gesagt worden, daß irgendwelche Leute, die diesen Tod untersuchen, vor allem nach einem Papier gefahndet haben, das eben vom Bundesamt für Fernmeldewesen stammen soll. Ist das richtig, oder bin ich falsch informiert?«
»Die Information ist richtig. Der General soll ein Dokument, ungefähr dreißig DIN A4-Seiten lang, in Besitz gehabt haben. Was in dem Dokument steht oder stehen könnte, weiß ich nicht. Deshalb meine Anfrage an die Dokumentation: Wo liegt eine mögliche Schnittstelle?«
»Gute Frage«, antwortete Karin Schwarz mit etwas erschöpfter Stimme.
»Es gibt mehrere Schnittstellen, die denkbar sind. Ich erzähle jetzt von der wahrscheinlichsten, kann aber natürlich nicht sagen, ob die in unserem Fall wirklich zutrifft. Wenn Sie den Gegencheck gemacht haben und nicht weiterkommen, offeriere ich Ihnen andere Möglichkeiten. Ist das so recht?«
»Das ist sehr recht. Also los mit der Nummer
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