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Eifel-Gold

Eifel-Gold

Titel: Eifel-Gold Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jacques Berndorf
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Materialtemperatur«, erwiderte einer der beiden. Dann betrachtete er das linke Türschloß der Fahrerkabine. »Das ist aufgebrochen worden. Ganz einfaches Schloß, da reicht ein Schraubenzieher. Können wir rein?«
    »Machen Sie schnell!« wiederholte Marker. Dann sah er mich an, kam zu mir und hockte sich ins Gras. »Na gut, Sie schlauer Mensch. Was ist da passiert, wie haben die Leute das gedreht?«
    »Wenn es so war, wie ich annehme, war es einfach. Sie holten mitten in der Nacht von hier den Tieflader, schlössen ihn kurz. Sie brauchten keine Straße zu benutzen, sie konnten direkt über die Wege gehen, über die Sie jetzt hierhergekommen sind. Dann plazierten sie den Tieflader in Deckung an der Straße zwischen Wiesbaum und Flesten. Sie drehten das Ding, fuhren den Geldtransporter auf den Tieflader, was schrecklich einfach ist, denn, wie Sie sehen, hängen da unten zwei stabile Schienen, die man einfach hinten einhängt. Dann ging es dorthin, wo der Geldtransporter von einem anderen Tieflader oder von einem geschlossenen großen Truck erwartet wurde. Anschließend brachten sie den Tieflader wieder hierher zurück.«
    »Aber warum gerade dieser belgische Tieflader?« fragte er.
    »Das fragen Sie? Schauen Sie sich die stark wulstige Bereifung an. Das Fahrzeug ist spezialgerüstet für diese Waldwege.«
    »Das bedeutet aber auch, daß die das Ding sehr lange vorbereitet haben.«
    »Na sicher«, meinte ich. »Die hatten alle Zeit der Welt. Sie konnten hier als Rucksacktouristen irgendwo ein Zimmer mieten und in aller Ruhe mit dem Dackel die Wege abgehen, so daß sie jede riskante Stelle kannten.«
    »Okay«, nickte er. »Der Mann übrigens, den wir da vorn aus dem kleinen Haus herausgeholt haben, ist ein harmloser Rentner.«
    »Ich bin gespannt, was der sagt.«
    »Das weiß ich schon. Ich habe unterwegs telefoniert. Der Mann ist am Samstag morgen mit einem Bus nach Daun gefahren. Und zwar morgens um acht Uhr. Er hat nicht mehr zu diesen Tiefladern geschaut. Er schaut überhaupt nur danach, wenn irgendwelche Leute auftauchen, die er nicht kennt. Er kam gegen Mittag wieder und gibt an, er kann sich nicht erinnern, vor dem Abend nach den Fahrzeugen geguckt zu haben. Da standen sie alle drei fein aufgereiht hier, wie jetzt.« Marker seufzte.
    »Wir haben nur eine Möglichkeit zu beweisen, daß es dieser Tieflader war«, stellte ich fest.
    »Ihr Wort unters Mikroskop«, gab er mißmutig zurück.
    Rodenstock kam herangeschlendert und erklärte: »Wenn die es mit diesem Wagen gemacht haben, weiß ich, wie sie es machten.«
    »Wie denn?« fragten Marker und ich gleichzeitig.
    »Die haben auf der Fläche des Tiefladers links und rechts ein paar massive Stämme übereinander festgebunden, wie eine Brustwehr: Sehen Sie die sechs Stämme da, die abseits liegen? Sehen Sie den Draht, mit dem die Stämme an den Seitenholmen festgebunden waren? Auf dem Tieflader entstand eine Gasse, in die fuhren sie den Transporter hinein. Sie brauchten ihn nur noch nach hinten mit einer Plane abzudecken oder ein paar dichte Tannenäste davorzustopfen. Mit anderen Worten: Wenn auf diesem Fahrzeug der Transporter stand, konnte niemand ihn sehen, denn die Stämme täuschten das vor, was hier Alltag ist: einen Holztransport.«
    »Genial«, sagte ich.
    »Nicht schlecht«, murrte Marker. »Ist denn herauszufinden, wieviel Leute zu diesem Coup notwendig waren?«
    »Drei mit Sicherheit, denn drei Leute lagen neben dem zerdepperten Motorrad«, meinte Rodenstock. »Aber ich denke, das reicht nicht. Es waren mehr.«
    »Warum denn mehr?« fragte ich.
    »Jemand muß den Tieflader fahren, jemand muß das Motorrad wegbringen, jemand muß den vorgetäuschten Unfall säuberlichst auflösen, jemand muß den Transporter auf dem Tieflader in Empfang nehmen und wegbringen. Nein, nein, das waren mehr als drei.«
    Einer der Spurenleute kam und informierte uns: »Der Tieflader ist am Samstag gefahren worden. Das ist ganz eindeutig. Er muß normale Betriebstemperatur gehabt haben. Die Werte im Motorblock sind drei bis sechs Grad höher als die der nebenstehenden Fahrzeuge. Kein Zweifel: Am Samstag war das Gerät eingesetzt.«
    »Fingerspuren? «
    »Keine. Das ist ein weiteres Indiz. Deutliche Wischspuren und Schlieren überall im Fahrerhaus. Es ist feststellbar, ohne ins Labor zu gehen, womit gewischt wurde: Arbeitshandschuhe vom üblichen Standard, ein Gemisch aus Baumwolle mit lederartiger Innenfläche. Man kann die Dinger zwischen sechs und acht Mark überall kaufen,

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