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Eifel-Gold

Eifel-Gold

Titel: Eifel-Gold Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jacques Berndorf
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in ganz Europa.«
    »Die Erdproben?« fragte Marker.
    »Da kann ich nichts Endgültiges sagen, das wird zwei Tage im Labor dauern. Aber eines ist sicher: Am Tatort hatten wir eine bestimmte Sorte Mergelton, ganz bestimmte Farbe. Und wir hatten eine ganz bestimmte Sorte feinkörnigen Kies, der vermutlich vom Straßenbau stammt. Beide sind auf den ersten Blick an drei Reifen zu finden. Es kann natürlich sein, daß der Tieflader Stämme in der Nähe des Tatortes geladen hatte, aber ...«
    »Schon gut, schon gut. Nicht zwei Tage Labor; vier Stunden«, sagte Marker scharf.
    »Sie sind ein ekelhafter Vorgesetzter«, grinste der Spurenmann.
    »Zwei Tage Sonderurlaub, wenn du es schaffst.«
    »Da ist noch eine private Sache«, murmelte Rodenstock neben mir. »Ich habe meiner Tochter gesagt, sie soll mich besuchen. Für zwei Stunden. Bei Ihnen, gleich um acht.«
    »Das macht fast gar nichts«, sagte ich fröhlich. »Die Hauptsache ist, Sie verprügeln sie anständig.«
    »Ich werde mich bemühen«, lächelte er.
    »Wir sollten diesen Fahrer auftreiben«, riet ich.
    Marker nickte. »Machen wir bereits. Es ist ein Kurier unterwegs, der den Mann holt. Es wird wieder mal eine betriebsame Nacht. Der Fall macht mich verrückt. Wir haben kaum einen Ansatz.«
    »Wir haben wahrscheinlich den Tieflader«, wandte ich ein.
    »Kann mich jemand zum Tatort fahren?« fragte einer der Spurenleute. »Ich möchte wegen des Drecks an den Reifen ganz sicher gehen.«
    »Ich fahre«, seufzte Marker.
    Ich ging zu dem zweiten Spurenmann, der nach wie vor im Fahrerhaus arbeitete. »Können Sie sagen, ob das Fahrzeug gezielt abgewischt wurde?«
    »Einwandfrei«, entgegnete er schwitzend. Er war in einer merkwürdigen Position. Er hockte neben der Lenksäule im Fußraum und versuchte, mit beiden Armen auf den Sitzen zu arbeiten. »Bei Mikrospuren«, keuchte er, »passen die Brüder nie auf. Sie wischen alles ab, aber das, worauf sie mit dem Arsch gesessen haben, übersehen sie immer.« Er fummelte eine Plastiktüte in einen kleinen Handstaubsauger und fuhr damit über die Sitze. Das Ding heulte.
    »Was ist hier mit dem Fußtritt?« schrie ich.
    Er stellte den Sauger ab. »Den haben sie abgewischt.«
    »Sie haben doch Erfahrung mit international arbeitenden Tätern. Deutet irgend etwas darauf hin, daß wir es mit ausgebufften Jungens zu tun haben?«
    »O ja! Und wie! Ich wette, die haben eine Vorstrafenliste so lang wie die Reihe der Ehrendoktorhüte unseres Bundeskanzlers. Das waren Könner, sie haben nämlich nichts Spezielles eingesetzt, also zum Beispiel keine Baumwollhandschuhe. Keine speziellen Schuhe. Alles billigster Standard – und deshalb fast aussichtslos. Sie müssen sich verdammt sicher gefühlt haben: Das Radio haben sie auch laufen lassen.«
    »Wie kann man das feststellen?«
    »Ziemlich einfach. Aus Restspannung und Temperaturen in bestimmten Teilen.«
    »Und welchen Sender haben sie gehört?«
    »Radio RPR«, sagte er. Dann ließ er den Staubsauger erneut heulen.
    »Haben sie auch geraucht?« schrie ich wieder.
    »Ich vermute, ja«, schrie er zurück. »Beide Aschenbecher sind geleert.«
    Am Himmel kreiste ein Roter Milan, dicht vor uns flog ein Kleiner Fuchs und glänzte in der Sonne.
    »Wenn diese Leute sich auf ländliche Gegenden spezialisieren, in denen einmal die Woche Geldtransporte laufen, gehen wir miesen Zeiten entgegen. Man muß sich sowieso fragen, warum nicht eher jemand auf diese Idee kam«, sinnierte Rodenstock.
    »Kamen sie doch«, erwiderte ich. »Sie haben im neuen deutschen Osten laufend Banken überfallen.«
    »Aber dies hat eine andere Qualität. Fast zwanzig Millionen am hellichten Tag!«
    »Hoch lebe das Spezialistentum. Lassen Sie uns fahren.«
    Im Wagen fragte er: »Kann es denn sein, daß meine Frau unter mir gelitten hat?«
    »Ich weiß es nicht. Sie sind kein Mensch, unter dem man leidet. Wenn sie unter irgendwas gelitten und nichts gesagt hat, war sie selbst schuld. De mortuis nihil nisi bene, aber die Verantwortung für das, was sie tun, bleibt bei den Toten. Vielleicht waren Sie beide zu schweigsam?«
    »Ja, das denke ich zuweilen«, sagte er leise.
    »Warum nehmen Sie keinen neuen Job an? Warum fragen Sie nicht im Innenministerium in Mainz, ob die etwas zu tun haben? Die Besetzung der Polizeikräfte in den Landkreisen hier ist eine Katastrophe. Da gibt es viel zu tun.«
    »Das geht nicht«, murmelte er. Er stützte den Ellenbogen auf das offene Fenster und sah hinaus. »Ich bin krank.«
    »Was heißt das

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