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Eifel-Gold

Eifel-Gold

Titel: Eifel-Gold Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jacques Berndorf
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und legte sich quer über meine Beine. Sie schnurrte, fühlte sich wohl.
    »Wir sollten vielleicht hier schlafen«, schlug ich vor.
    Die Nacht kroch heran, die Landschaft war schon blau und violett, und weit im Westen kam Nebel durch die Täler gekrochen.
    Dann geschah etwas Erstaunliches. Die Tochter von Rodenstock erschien in der Haustür und hatte nichts Adrettes mehr an sich. Sogar das weiße Band in ihrem Blondschopf wirkte verwelkt. Sie hatte Schwierigkeiten, die zwei Sandsteinstufen vor dem Haus auf den Hof zu schaffen. Sie stakste, als habe sie motorische Schwierigkeiten. Sie hatte ein sehr zerstörtes Gesicht, in dem nichts mehr stimmte und in dem der Lidstrich schwarze Striemen in das Make-up geschnitten hatte. Sie heulte laut und wußte nicht, wohin mit sich. Sie marschierte auf ihr Auto los, als wolle sie es verprügeln. Schließlich setzte sie sich hinein und verschwand mit viel zuviel Gas.
    Dann kam Rodenstock heraus. Er stand in der Tür, blickte sich um, reckte beide Arme genüßlich, gähnte, schniefte in ein großes, weißes Taschentuch und fragte vergnügt über die Schulter zurück: »Wann gibt es denn das Rührei?«
    Wahrscheinlich hatte er also seine Welt erfolgreich verteidigt. Wenig später traf ich ihn im Arbeitszimmer vor dem Fernseher und riskierte die Frage: »Na, wie war's?«
    Er war aufgeräumt. »Ich habe ihr gesagt, daß ich sie ein Jahr nicht mehr sehen will.«
    Marker hockte an meinem Schreibtisch und dachte laut nach. »Was ist, wenn ich versuche, diesen Wassi unter Druck zu setzen?«
    »Nicht gut«, sagte Rodenstock schnell. »Er kennt Druck in jeder Form aus Kasachstan. Er wird damit nicht zu öffnen sein.«
    »Das sehe ich auch so«, nickte Marker. »Aber ich brauche eine Bewegung, irgend etwas, das irgend etwas auslöst.«
    »Was erzählen Sie eigentlich meinen Kollegen?« fragte ich.
    »Hoffnungsvolles«, grinste er matt. »Von Spuren, die ich aus verfahrenstechnischen Gründen nicht näher beschreiben kann. Das hätte ich allerdings besser nicht getan. Deswegen bleiben Ihre Kollegen hier.«
    »Das ist gut so«, befand ich, »dann lernen sie eine der schönsten Landschaften Deutschlands kennen.«
    »Hier ist doch absolut nichts los«, widersprach Unger empört.
    »Sie haben hier etwas, was Sie woanders nicht haben«, erwiderte ich giftig. »Die Möglichkeit, zur Ruhe zu kommen, ohne daß Ihnen einer sagt, Sie könnten nur mit einer bestimmten Sorte Margarine glücklich werden!«
    Marker und Rodenstock grinsten breit, Unger war verwirrt, Bettina strahlte, und ich wußte nicht, wie ich mich fühlte.
    »Sind die Eifler eigentlich fatalistisch?« erkundigte sich Rodenstock hinterhältig.
    »Ein bißchen schon. Sie haben über Jahrhunderte sämtliche besitzgeilen Europäer über sich ergehen lassen müssen. Dann waren sie ein Armenhaus, wie man das nannte. Das färbt ab. Die Jungen jetzt sind anders.«
    »Explodieren eigentlich Eifler nie?« fragte Rodenstock. Dabei wirkte er so, als habe er sich die Frage selbst gestellt.
    »Nur die Zugereisten«, murmelte ich. »Was ist mit dem verdammten Rührei?«
    »Ach du mein lieber Vater«, hauchte Bettina.
    »Der, der den Tieflader klaute, mußte wissen, daß der Fahrer aus Belgien stammt und am Wochenende nicht erscheinen würde«, meinte Rodenstock.
    »Bei guter Planung ein Kinderspiel, das zu erfahren«, sagte Marker.
    Das Telefon schellte, jemand wollte Marker sprechen. Der hörte kurz zu, seufzte und stand dann auf. »Der Fahrer aus Belgien ist in Daun. Ich seh ihn mir mal an.«
    Niemand hatte Lust, mit ihm zu fahren. Der Rest der Truppe wartete ausgehungert auf Rührei mit Kartoffelbrei.
    Wir mampften lustlos, nur Unger behauptete laut und fest, noch nie im Leben so hervorragenden Kartoffelbrei gegessen zu haben.
    Dann schellte das Telefon erneut, und mein Bürgermeister meinte mit reichlich viel Schmalz, ich hätte der Witwe Bolte aber eine prima Gute-Nacht-Geschichte erzählt, ob ich das nicht wiederholen könnte.
    Man soll Amtspersonen nicht fragen, ob sie vorübergehend im geistigen Abseits leben, aber ich fragte trotzdem: »Heißt das, daß ich eine Umschulung zum Altenpfleger machen soll?«
    »Nein, nein, aber Kättchen hat eben gesagt, das hätte die alte Frau prima beruhigt. Kättchen macht ihr gerade eine Suppe, und sie war schon wieder auf dem Marsch zur Heiligen Jungfrau. Sie hat schon wieder dieses blaue Licht um Christian Dauns Scheune gesehen. Kättchen übrigens auch.«
    »Na sicher, Christian schweißt seine Wender und

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