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Eifel-Gold

Eifel-Gold

Titel: Eifel-Gold Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jacques Berndorf
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ich liebe ihn nicht mehr.«
    »Und was machen wir, wenn er es nicht glaubt?«
    Sie lachte nur.
    Wir schlenderten in den Wald junger Buchen hinein und kamen auf der obersten Sohle des Steinbruches an.
    »Ist der Uhu noch hier?« fragte sie.
    »Ja, aber er hat seinen Stammsitz ungefähr vierhundert Meter nach Süden verlegt. Irgend etwas gefällt ihm dort besser. Wirst du Hamburg verlassen?«
    »Kann sein, ich weiß es nicht.« Sie starrte hinunter auf den Teich, der sich im Laufe der letzten zehn Jahre auf dem Boden der untersten Sohle gebildet hatte. »Gibt es Molche?«
    »Scharenweise. Sieh an, wir sind nicht allein, die Gitta hockt dort. Ich wußte gar nicht, daß die etwas für Natur übrig hat.«
    »Wer ist sie?«
    »Eine nette junge Frau mit Haaren auf den Zähnen. Macht einen privaten Kindergarten auf, zeigt der Caritas die Zähne. Komm.«
    Gitta blieb auf dem großen Stein am Teich hocken und schaute uns lächelnd entgegen. »Ich sage, das ist kein Zufall. Ich wollte auf dem Rückweg zu dir reinkommen, Baumeister.«
    »Das ist Elsa, das ist Gitta. Gebt euch die Hand. Mein Bürgermeister sagte mir, du willst den Kindergarten jetzt allein bauen.«
    »Ich weiß nicht, ob ich das heute noch will«, erklärte Gitta. Sie trug ein blauschwarzkariertes Cowboyhemd über der Jeans, und sie hatte eine Zigarettenschachtel mit einem Feuerzeug neben sich liegen. Den Kippen nach zu urteilen, rauchte sie Kette.
    »Mein Bürgermeister sagte, du hast das Geld aufgetrieben.«
    »Das habe ich auch. Aber ich weiß nicht, ob ich es nehmen soll.« Sie hatte ein breites, gutmütig hübsches Gesicht, und ihre Augen waren eisblau und wirkten sehr lebendig.
    »Was haben Sie vor?« fragte Elsa.
    Gitta sah Elsa an und entschied dann, daß sie reden wollte. Sie sagte mit einer weit ausholenden Bewegung: »Anfangs war das eine verrückte Idee. Ich bin jetzt 28, damals war ich 23. Wir hatten in den Dörfern hier immer schon Schwierigkeiten mit Kindergartenplätzen; vornehmlich mit ganz kleinen Kindern, also Krabbelgruppen. Die Caritas hat auf diese Dinge hier ein totales Monopol. Natürlich habe ich nichts dagegen, solange keine Schwierigkeiten entstehen. Aber es entstehen immer Schwierigkeiten. Die Unterrichtung der jungen Kindergärtnerinnen ist natürlich katholisch, katholisch, katholisch. Mit den Kindern durch das Kirchenjahr. Ich halte das für gefährlich. Also hat eine Gruppe von uns eine private Planung ins Auge gefaßt.
    Wir waren sechs junge Frauen. Vier davon sind mittlerweile reuig abgesprungen, weil sie Jobs brauchten, um Geld zu verdienen. Eine wurde geschieden, und geschiedene Frauen beschäftigt die Caritas nicht gerne. Bleiben zwei, meine Freundin Edda in Blankenheim und ich. Natürlich bekamen wir keine Gelder, natürlich hieß es anfangs immer von Seiten der Banken: Wir finanzieren euch. Aber dann bekamen die Banken einen Anruf und waren plötzlich nicht mehr so spendabel.«
    Sie zuckte die Achseln. »Ich hatte schon aufgegeben. Ich konnte in Köln in einen freien Kindergarten einsteigen. Doch dann ist mein Vater gestorben, meine Mutter hockt allein auf dem Hof und langweilt sich zu Tode. Da fragte sie mich, ob ich den gesamten Hof haben wollte: Für meinen Kindergarten ...«
    »Hatten Sie denn genug Anmeldungen?« fragte Elsa.
    »Aber ja. Jede Menge, kein Problem. Jetzt hatte ich also einen Bau, denn wir haben eine massive, riesige Scheune, die man nur umbauen muß, um einen erstklassigen Kindergarten zu kriegen. Aber ich bekam kein Geld, ich ...«
    »Wieviel hättest du denn gebraucht?« unterbrach ich sie.
    »Also, ich habe sparsam gerechnet, aber ich habe alles von Fachleuten machen lassen, weil ich genau weiß: Wenn ich es riskiere, muß jeder Wasserhahn stimmen und jeder Lokus die genaue Kinderhöhe haben, sonst dreht mir einer einen Strick. Wir sind genau auf einhundertzweiunddreißigtausend Mark gekommen.«
    »Und das Geld hat Ihnen eine Bank gegeben?« fragte Elsa.
    Sie schüttelte den Kopf, stand auf und stieg von dem Stein herunter. Sie stellte sich an das Wasser, und vor ihren Füßen flohen die dicken Quappen der Glockenunken in Scharen.
    »Deswegen wollte ich zu dir, Baumeister. Am Sonntag morgen stehe ich auf, gehe mit Mama in die Kirche, und wir kommen zurück. Da sehe ich hinten im Blumengarten hinter dem Haus ein Paket liegen. Es war Zeitungspapier mit einem Gummiband drum herum. Ich mache das Ding auf und denke, ich falle in Ohnmacht. Das war bündelweise Geld, Baumeister. Es waren genau

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