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Eifel-Gold

Eifel-Gold

Titel: Eifel-Gold Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jacques Berndorf
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Geschichte zu schreiben, nicht um dir auf den Wecker zu gehen.«
    »Du gehst mir nicht auf den Wecker, ich selbst gehe mir auf den Wecker.«
    »Kannst du das erklären?«
    »Sicherlich ... Ich lebe hier in holder Einsamkeit und arrangiere mich mit der Welt, indem ich sie verachte. Dann klaut irgendwer ein bißchen Kleingeld, ich kriege Besuch, und mein Seelchen wimmert, als sei es dem Teufel verschrieben. Jetzt weiß ich, was die katholische Kirche ihren Einsiedlern verdankt: Arroganz und lebensfremde Spielregeln. Ach Scheiße, ich bin sauer.«
    »Das war aber eine schöne Rede«, sagte sie ironisch und entschwand ein zweites Mal. Doch sie steckte noch einmal den Kopf durch die Tür und lächelte. »Mir ist eben aufgefallen, daß der beste Rat, den ich dir geben kann, so lautet: Du solltest genausoviel Lust am Leben haben, wie die Leute, die den Geldlaster klauten.«
    »Lust am Leben«, erwiderte ich theatralisch. »Hah!«
    Als ich mich am nächsten Morgen rasieren wollte, mußte ich fast eine Stunde warten, weil meine Besucher sich geeinigt hatten, in welcher Reihenfolge sie ins Badezimmer durften. Ich war der letzte.
    Rodenstock stellte neue Überlegungen an. »Wir sollten erst einmal Möglichkeiten ausschließen«, nörgelte er. »Wahrscheinlich ist das Fell des Bären längst verteilt. Von Lockenwicklern bis Eigenheimbau und Kauf von Bundesschatzbriefen. Also, wen können wir ausschließen?«
    Ich starrte ihn an und faßte es nicht. »Wen können wir ausschließen? Wir haben nicht einmal einen einzigen stramm Verdächtigen.«
    »Doch«, widersprach er. »Wassi. Und weil Unger und Bettina mit dem Bundesgrenzschutz die Wälder pflügen, wäre es gut, wir würden Wassi jetzt erledigen.«
    »Wassi arbeitet irgendwo im Wald.«
    »Wir werden ihn auftreiben.« Er ließ sich nicht davon abbringen.
    »Wenn wir ihn im Wald nageln, ist er erledigt. Seine Kollegen werden denken, daß irgendwas mit ihm nicht stimmt. Das wäre nicht fair.«
    Rodenstock sah mich an, und sein Blick war sehr weit weg. »Das ist richtig«, murmelte er. »Was berichtet Elsa? Wie geht es ihr?«
    »Ich weiß es noch nicht«, erwiderte ich. »Wo ist sie eigentlich?«
    »Sie liegt auf dem Rücken in der Sonne und hat Krümel auf dem Bauch. Sie sagte mir eben, die Eifel habe ihr sehr gefehlt.«
    »Das ist merkwürdig, diese Landschaft fehlt allen, die einmal hier waren. Den meisten. Sie bringt dich auf sich selbst zurück. Hier steht noch kein Spielautomat unter jedem dicken Baum.«
    »Merken die Leute hier den wirtschaftlichen Abschwung?«
    »Oh ja, und wie. Er wird bloß versteckt. Aber sie sind nicht gut im Verstecken, die Eifler. Sie lügen und werden rot.«
    »Und wen erwischt es?«
    »Zunächst einmal alle Subunternehmer der großen Industrie. Die Zulieferer, die sich hier gegründet haben. Sie geben ums Verrecken nicht zu, daß sie sterben, sie kaufen das nächstgrößere Auto mit Telefon und können ihr Grinsen nicht mehr abstellen.«
    »Phantastische Täter«, sinnierte Rodenstock.
    »Phantastische Täter«, gab ich zu. »Aber ob sie so viel Mumm haben, weiß ich nicht. Ich glaube nicht, daß diese Leute hingehen und einen ganzen Geldtransporter klauen. Das ist eine Nummer zu groß.«
    »Hm«, nickte er vage.
    »Glauben Sie eigentlich, daß das BKA einen Verdacht hat?« fragte ich.
    Er schüttelte den Kopf. »Marker ist relativ offen, er hätte das gesagt. Ich habe übrigens einen Kaffee gemacht.«
    »Danke. Ich möchte Wassi gegen Abend in die Mangel nehmen.«
    »Meinetwegen«, gab er zurück.
    Mit meinem Becher Kaffee marschierte ich in den Garten und hockte mich neben Elsa, die in einem winzigen Bikini auf einer Decke in der Sonne hockte.
    »Du solltest Schatten suchen. Das Ozonloch dräut.«
    »Na gut.« Sie nahm ihre Decke und schleppte sie ein paar Meter abseits unter den Weißdorn. »Erzählst du mir von dieser Frau, die ihren Mann umgebracht haben soll?«
    »Ich weiß nicht viel von ihr, ich weiß eigentlich gar nichts. Außer, daß sie irgendwie schrecklich kaputt ist.«
    »Was heißt denn schrecklich kaputt?« Sie zündete sich eine Zigarette an und streichelte die Blüte eines verspäteten Seifenkrauts.
    »Sie wollte ein Kind, er wollte keines, sie bekam trotzdem eines, und er sorgte dafür, daß es nicht geboren wurde.«
    Sie hockte sich hin, stellte sich dann aufrecht, bog den Rücken durch. »Kommst du mit zum Kerpener Steinbruch? Ich will die Farben sehen und den Tümpel riechen.«
    »Sicher komme ich mit. Das ist eine gute Idee,

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