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Eifel-Gold

Eifel-Gold

Titel: Eifel-Gold Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jacques Berndorf
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Verdacht.«
    »Da ist was dran. Was würdest du mit dem Geld machen?«
    »Einen Bauernhof kaufen. Hier gibt es viele Bauernhöfe zu kaufen. Alle kaputtgemacht. Das waren auch Lügen in Bonn. Haben die ganze bäuerliche Mittelschicht kaputtgemacht. Kühlfabriken haben Subventionen bekommen. Nicht gut für Bauern. Würde ich Bauernhof kaufen, genug für die ganze Familie. Würde ich nachkommen lassen.«
    »Wieviel Leute seid ihr denn?«
    »Dreißig, vierzig Leute mit Kindern. Ponies und Zimmer für Gäste. Ein paar Schweine, ein paar Kühe. Und viel Weidewirtschaft für Heu und so. Vielleicht Teiche mit Fischen, vielleicht Hühner, vielleicht Gemüse. Wir arbeiten viel. In Kasachstan ist noch anders. Junge Bauern können gut verdienen.« Er grinste. »Und sie kriegen auch Frauen. Hier will keine Frau viel arbeiten. Nur Sonnenbaden und Mallorca fahren.«
    »Heh, heh, jetzt übertreibst du!«
    Er lachte. »Ein bißchen ist schon so. Frau riecht immer gut bei euch, riecht nie nach Kuhscheiße, will gut riechen und gut eingeölt sein und immer Lippenstift. Ist komisch.«
    »Das ist der Fluch des Kapitalismus: Du darfst keinen Eigengeruch mehr entwickeln.«
    Wir kamen jetzt leicht aufwärts in eine Schonung, in der zwischen Erlen und Birken das Gras meterhoch stand.
    »Viel Karnickel hier«, sagte Wassi träumerisch.
    »Jagst du sie?«
    »Manchmal ich finde ein altes, krankes Tier und nehme es mit für den Braten.«
    »Warum haben sie dich in Rußland bestraft?«
    Er war einen Schritt vor mir. Er blieb stehen und drehte sich herum. »Du weißt das, eh? Wir haben uns manchmal geholt, was wir brauchten. Einmal dreißig Tonnen Briketts!« Er lachte.
    »Dreißig Tonnen Briketts?«
    »Ein Bonze, weißt du. Normalerweise in meinem Dorf brauchst du keine Kohle, hast du Holz, jede Menge Eichenholz. Gut und hart. Aber der Bonze wollte Briketts und hat erfunden eine Fabrik, die Briketts braucht.
    Es gab die Fabrik nicht, aber er bekam Briketts. Da haben wir dreißig Tonnen geholt, und jeder bekam etwas. Briketts ist gut. Wenn du Papier drumwickelst, kannst du zwei Briketts 24 Stunden lang brennen. Der Ofen geht nicht aus, verstehst du? Andere Sachen. Einmal Geld, ein bißchen Geld.«
    »Wieviel?«
    »Nicht so viel. Sechstausend Dollar.«
    »Sechstausend Dollar? In Kasachstan? Bist du verrückt?«
    »War ein Vermögen, stimmt. Aber war nur die Hälfte von dem, was gekommen ist. War einfach. Ein Bonze in Moskau hat gekriegt von uns Kartoffeln und Weizenmehl, verstehst du? Wir haben viel geliefert über unseren Bonzen. Unser Bonze hat gut kassiert. In Dollar. Hat uns aber nichts gesagt, heimlich kassiert. Wir haben die Hälfte genommen. Waren sechstausend. Wir haben gekauft drei Traktoren. War gut, war verdammt gut.«
    Eine Weile schwiegen wir. Dann wies er auf zwei Bläulinge hin und murmelte: »In Kasachstan gibt es diese Schmetterlinge auch. Aber ihre Flügel sind doppelt so groß, und wir nennen sie Schöner Traum.«
    »Wenn ich fragen darf: Wo lagen denn die sechstausend Dollar herum?«
    Er hockte sich auf einen modernden Baumstamm und drehte sich eine Zigarette. »War in einem Tresor, Geldschrank. Nicht groß. Zwei mal zwei mal zwei. Wir haben ganzen Tresor mitgenommen. Auf Pferdewagen. Dann in Wald und aufgemacht.«
    »Aufgemacht? «
    »Ein Kollege von uns aus den Steinbrüchen hat mitgehen lassen vier Stangen Dynamit. Heißt Dynamit?«
    »Wer hat dich verpfiffen?«
    »Niemand«, sagte er schnell. »Niemand hat mich verpfiffen. Sie haben Polizei eingesetzt und Geheimpolizei, verstehst du. Es wurde immer schlimmer, immer ... so eng wie Schnur um Hals, verstehst du? Dann habe ich eine Spur gelegt. Eine Spur zu mir. Sie hatten mich und gaben Ruhe.«
    »Was hat deine Frau gesagt?«
    »Sie war böse, aber es war eine Männersache.«
    »Was ist aus dem Bonzen bei euch geworden?«
    »Ich weiß es nicht, vielleicht ist er weggezogen«, meinte er, und sein Gesicht war verschlossen.
    »Es gibt ihn nicht mehr?«
    »Nein, es gibt ihn nicht mehr. Aber es gibt andere, und es ist kein Unterschied.«
    »Nichts mit Marx.«
    Er lächelte. »Du mußt sagen: nichts mit Lenin. Aber er hat schon gewußt, daß es nichts würde.«
    Ein Karnickelbock schoß hoch und war mit zwei Sätzen im Unterholz, ein Eichelhäher stob davon.
    »Da ist jemand«, sagte Wassi ruhig. »Sonst ist nie jemand hier.«
    »Das kann Bundesgrenzschutz sein«, vermutete ich. »Sie suchen den Geldtransporter.«
    »Dumme Leute«, kommentierte er. Aber wir sahen niemanden und trafen

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