Eifel-Gold
Abschied nehmen von groß und international arbeitenden Gangstern. Scheinbar war es eine einheimische Gruppe.«
»Wieso das?« fragte er nun ganz ruhig.
»Weil sie den Zaster verschenken«, sagte Elsa hell.
ACHTES KAPITEL
Damit wurde es hektisch. Rodenstock ließ sich den Stand der Dinge erzählen, und als ich endete, wandte er sich ruckartig Elsa zu und sagte scharf: »Das Ganze von vorn. Diesmal von Ihnen!«
Unger und Bettina rollten auf den Hof, stiegen aus und berichteten unisono: »Im Wald war nichts, es war gar nichts.«
»Wo ist Marker?« fragte Rodenstock schrill.
»Irgendwo, was weiß ich?« antwortete Unger. »Die haben mit dreihundert Mann den Wald gepflügt. Das einzige, was sie fanden, waren ein paar Haufen illegal deponierten Hausmülls und ungefähr zweihundert alte Autoreifen. Wieso Marker? Was soll mit Marker sein? Vielleicht schläft er jetzt den Fehlschlag aus, was weiß ich.«
»Soll er kommen?« fragte Bettina knapp. »Ich rufe sein Hotel an.«
»Das ist eine gute Idee«, lobte Rodenstock.
»Was ist denn?« erkundigte sich Unger.
»Etwas Neues«, sagte Elsa mit einer Stimme, die ich genau kannte. Sie klang so, als wollte sie sagen: Kaum ist die Fachfrau angekommen, verzeichnen wir Erfolge!
»Was ist denn neu?«
»Jemand verschenkt Geld«, erklärte ich.
»Oh weia«, meinte Unger. »Dann kann ich meinen Text schon wieder umschreiben. Und wie! Sagen Sie mal, können wir uns nicht endlich duzen? Oder muß ich erst die Nahkampfspange erwerben?«
»Können wir«, grinste ich. »Und noch etwas an alle: Ich möchte euch bitten, so zu tun, als wißt ihr absolut nichts. Von dieser Entwicklung darf nichts durchdringen.«
»Wieso bist du denn so feierlich?«
»Feierlich!« echote Rodenstock. »Was soll das, feierlich? Baumeister hat recht. Solange die Allgemeinheit glaubt, wir suchen immer noch in Richtung organisiertes Verbrechen, solange können wir einigermaßen sicher recherchieren. Ich vermute ...«
»Wenn die Vulkaneifel riecht, was da abläuft, macht sie dicht, und kein Mensch wird ein Sterbenswörtchen erfahren«, unterbrach ich.
»Endlich Geld in einem armen Land«, murmelte Bettina.
»Du wolltest Marker rufen!« erinnerte ich sie. »Elsa, kannst du runterschlendern zu Gitta? Sag ihr: Wenn Edda bei ihr eintrifft, sollen sie hierherkommen. Langsam, wie bei einem Spaziergang. Verdammt noch mal, Bettina, ruf endlich den Marker her. Sag aber nichts.«
»Wieso? Wird das Telefon abgehört?«
»Nein. Oder doch, oder ich weiß nicht. Los jetzt!«
Elsa murmelte: »Auf in den Kampf!«
Rodenstock wischte sich mit einem großen weißen Taschentuch den Holzhackerschweiß von der Stirn und erklärte grinsend: »Et nunc reges intelligite erudimini, audi judicatis terram!« Er strahlte, er war unzweideutig von unschuldiger Heiterkeit erfüllt.
»Können Sie das mal für den zweiten Bildungsweg übersetzen?« bat Unger.
»Du lieber Himmel!« strahlte Elsa. »Wie schön!«
»Er versucht, eine breitgestreute humanistische Bildung vorzutäuschen«, entschied ich. »Wahrscheinlich hat er aber bloß Asterix gelesen.«
Rodenstock lächelte weise. »Der Spruch heißt übersetzt: So seid nun verständig, Ihr Könige, laßt Euch warnen, Ihr Richter auf Erden! Und das macht jetzt besonderen Sinn, nicht wahr?«
»Wieso?« fragte Unger.
»Na ja«, meinte er, »es könnte sein, daß jemand achtzehn Millionen geklaut hat und daß das Geld ihn gar nicht interessiert.«
Es herrschte Schweigen.
»Es ist wohl besser, Sie sprechen allein mit diesem Wassi.«
»Das denke ich auch«, sagte ich. »Übrigens – es war gut, die Elsa heranzupfeifen.«
»Hm. Eine Sünde weniger.«
Es war jetzt 16 Uhr, ich schwang mich auf den Jeep und fuhr nach Kerpen zum Übergangswohnheim. Die Landschaft duckte sich unter der Hitze, ich sah niemanden auf den Wiesen, nur vom Steinbruch her kamen zwei Schwertransporter und fuhren Gipsgestein zur Mühle nach Ahütte.
Das Heim lag in gleißendem Licht. Wassi hockte auf einer niedrigen Basaltmauer, als habe er auf mich gewartet. Er trug Jeans, schwere Arbeitsschuhe und ein vollkommen durchgeschwitztes graues T-Shirt. Er rauchte eine selbstgedrehte Zigarette und wirkte sanft und friedlich.
»Geldräuber gefunden?« rief er über zwanzig Meter.
Ich schüttelte den Kopf und erinnerte mich an ein Geschenk, das mir eine Fotografin gemacht hatte, die einen Sommer lang in Theresienstadt versucht hatte, die Greuel zu fotografieren, die fünfzig Jahre vorher geschehen waren. Sie
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