Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Eifel-Gold

Eifel-Gold

Titel: Eifel-Gold Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jacques Berndorf
Vom Netzwerk:
fünf?«
    »Nein, nein, nicht fünf. Eher drei. Sie waren verdammt schnell.«
    »Du hast noch etwas gesehen, nicht wahr?«
    »Ja. Alfred. Das ist der Bauer, dem das Haus gehört, in dem du wohnst. Er war hier, wo wir stehen. Da drüben. Er hat drei Eichenstämme rausgezogen. Ich habe ihn gesehen. Sonst nichts.«
    »Du mußt die Bullen benachrichtigen«, sagte ich.
    »Ja, ja«, entgegnete er vage. »Kannst du für mich machen. Sie sollen nicht ins Heim kommen. Ist nicht gut. Für meine Frau und die anderen.«
    »Das kann ich mir denken«, meinte ich bissig. »Laß uns zurückgehen.«
    Wir gingen im Gänsemarsch, er vorneweg, ich hinterher, und wir sprachen kein Wort miteinander, bis wir auf den Hof des Heims kamen. Dann drehte er sich herum, mußte in die Sonne sehen, blinzelte und bemerkte tonlos: »Du wirst gleich fragen, wieso Wassi Bärenmoos braucht. Nicht wahr?«
    »Ja«, bestätigte ich.
    »Ich zeige es dir«, sagte er. Er führte mich um den Bau herum in einen Garten, in dem eine alte, unbenutzte Garage aus Wellblech stand. Er schloß auf und befahl: »Noch nicht gucken. Es ist eine Überraschung ...« Er verschwand im Innern.
    Man soll wichtigen Zeugen jeden Gefallen tun, und dämlicherweise schloß ich sogar die Augen, als ginge es darum, mir ein Osterei aus dem Hut zu zaubern. Dann plätscherte Wasser, und Wassi rief: »Du kannst jetzt reinkommen!«
    Die Anlage war fünf mal fünf Meter groß und tischhoch. Es war eine komplette Landschaft mit Fluß. Der Fluß lief wirklich, eine leise summende Pumpe trieb das Wasser. In der Mitte ein Dorf, Haus für Haus aus Holz aufgebaut, mit Kirche und Rathaus. Das Rathaus hatte eine Uhr, die Uhr tickte. Es gab Wiesen und Felder, Hügel und Feldwege, einzeln stehende Bäume und Baumgruppen, ganze Wälder. Es gab eine Straße, es gab Schienen, auf denen ein leibhaftiger Zug fuhr.
    »Das ist ja märchenhaft.« Ich war sprachlos.
    »Das ist mein Dorf in Kasachstan«, erklärte er mit ganz wackliger Stimme. »Unser Dorf. Ich habe es nachgebaut. Es stimmt alles, weißt du. Nur der Löschteich ist etwas zu groß geraten, aber das mache ich noch einmal. Im Oktober hat sie Geburtstag. Sieh mal, das ist mein Geburtshaus, und hier in dem Haus habe ich gewohnt. Und sieht du hier die Eiche in der Senke. Da habe ich meine Frau ... da haben wir uns zum erstenmal geliebt. Das war vor sechzehn Jahren.« Er stand da, und die Tränen strömten über sein Gesicht.
    »Scheiße«, sagte ich. »Paß auf, Wassi. Polizei kommt hier nicht her. Du kommst zu mir. Heute abend, spät. Um zehn?«
    Er nickte, und ich ließ ihn allein und fuhr heim. Ich fand meine Besucher in der Stube vor der weißen Wand, sie hatten Packpapier an die Wand geschlagen.
    Marker sagte gerade: »Edda, Gitta, konzentrieren Sie sich jetzt bitte. Wie war das am Sonntag in der Kneipe? Wo saßen Sie? Und wo saßen die anderen? Wir schreiben die Namen auf jeden Stuhl.« Dann bemerkte er mich. »Und? Was haben Sie?«
    »Ich habe einen Tatzeugen«, berichtete ich. »Er kommt freiwillig um zehn Uhr.«
    »Wassi!« vermutete Unger. Es klang wie eine Explosion.
    »Richtig«, nickte ich.
    »Ich wußte es!« triumphierte er.
    »Sie wußten gar nichts. Das macht den Unterschied«, sagte Rodenstock bissig.
    »Was hat er gesehen?« fragte Marker.
    »Alles und nichts«, sagte ich. »Es waren wohl drei.«
    »Weiter im Text«, forderte Rodenstock. »Also, Sie saßen hier auf dieser Bank, ich bezeichne das mit 1 und 2. Wer saß noch an diesem Tisch? Langsam, langsam. Name für Name. Bei jedem Namen, der auch in Blankenheim bei Edda auftaucht, machen wir ein Sternchen. Also los, wer saß neben Ihnen, Edda? Und neben Ihnen, Gitta?«
    »Noch etwas vorneweg«, unterbrach Marker noch einmal. »Das hier ist kein Verhör. Wir versuchen nur sehr schnell herauszufinden, wer den Geldbedarf kannte.«
    »Weiß Ihre Truppe eigentlich Bescheid?«
    Er schüttelte den Kopf. »Noch nicht, aber ich muß den engen Kreis heute abend informieren, sonst gerate ich in Teufels Küche.«
    »Also los«, wiederholte Rodenstock fröhlich.
    Ich ging hinaus, Marker kam hinter mir her: »Halten Sie nichts von dieser Methode?«
    »Oh, doch. Es ist nur so, daß es eigentlich jeder weiß, wenn der Stammtisch es weiß.«
    »Das heißt: nicht nur die Stammtische, auch die alten Leute zu Hause?«
    »Auch die alten Leute zu Hause, richtig.«
    »Aber wir haben keine Wahl.« Er wirkte mutlos. »Wahrscheinlich ist das der Fall, vor dem wir alle Angst haben: Jemand klaut einen

Weitere Kostenlose Bücher