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Eifel-Gold

Eifel-Gold

Titel: Eifel-Gold Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jacques Berndorf
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ich weiß es nicht mehr genau. Baumeister, kannst du es suchen?«
    »Ich suche ja schon«, stöhnte ich.
    »Das ist ein Land voller Irrer!« hauchte Elsa.
    »Ja, toll, nicht wahr?« hauchte ich zurück. Um dann laut zu fragen: »War es die Madonna an Christians Scheune?«
    »Na sicher«, bestätigte die Witwe Bolte glasklar.
    Im Küchenschrank war nichts, im Ofen auch nichts, in der Schublade bei den Bestecken ebenfalls Fehlanzeige.
    »Hast du es vielleicht im Bett?«
    »Im Bett? O nein, nicht doch.« Die Alte kicherte.
    Da fiel mein Blick auf eine sehr schöne Emailleschale an der Wand, auf der SALZ stand. Sie hatte das Geld dort hinein getan. Es war wiederum zerknüllt, und es waren diesmal sechzehn Hunderter und drei Tausender.
    »Und diesmal riechen sie wieder nach Motoröl«, stellte ich fest.
    »Mein Gott, woher hat sie das Geld?« fragte Elsa.
    »Gespart. Sie traut Banken nicht«, gab ich Auskunft. »Sie hat denen noch nie getraut.«
    »Wie schön!« strahlte Elsa.
    Ich befahl: »Husch, husch ins Körbchen. Was hat denn die Jungfrau dir heute erzählt?«
    »Sie gab mir nur das Geld und sagte, ich solle brav auf das Dorf aufpassen, auf alle Menschen hier, jung und alt. Habe ich nicht ein schönes Nachthemd?«
    »Bezaubernd!« trompetete Elsa.
    »Wunderschön!« Ich war entzückt. »Nun hinlegen, Decke drüber und schlafen.«
    »Mach ich«, sagte sie zufrieden. Wir ließen das Licht an ihrem Bett brennen, alle anderen Lampen knipsten wir aus und gingen langsam den Weg zurück.
    »Was möchtest du jetzt, wenn du einen Wunsch frei hättest?« fragte mich Elsa.
    »Das Rosenberg-Trio mit Zigeuner Jazz, am liebsten mit >Nuages<. Und du?«
    »Ich möchte, daß du mich fest in den Arm nimmst und mir sagst, daß ich eigentlich ganz gut bin.«
    Ich nahm sie in den Arm und sagte: »Du bist verdammt gut.«
    »Können wir nicht ein paar Tage abhauen?«
    »Das geht nicht. In einer Viertelstunde kommt Wassi und dann mein Bürgermeister.«
    »Du bist so ekelhaft beruflich.«

NEUNTES KAPITEL
    Wassi trudelte ein, kam verlegen aus der Nacht, stand vor der Haustür, wußte nicht, wohin mit den Händen und atmete tief durch, als ich hinter Elsa auftauchte. Er sagte: »Da bin ich!«
    »Gut«, sagte ich und leitete ihn in die Stube. Dort saßen Marker und Rodenstock. Zum Ärger Ungers hatten wir beschlossen, daß nur die beiden mit ihm sprechen durften. »Zu viele werden ihn unsicher machen, sie werden ihn schweigen lassen. Nur Marker und Rodenstock. Bitte langsam und wie Kumpel. Niemals von oben herab. Er haßt die, die von Geburt an nach was Besserem stinken!«
    »Ich rieche nach nichts«, sagte Rodenstock obenhin.
    »Ihr fangt an, mich dauernd auszuschließen«, moserte Unger.
    Beim Hinausgehen riet ich dem Rußlanddeutschen: »Wassi, sag ihnen, was du gesehen hast, erzähl ihnen das, was du mir gesagt hast. Sie werden nichts auf Tonband nehmen, und die Leute in deinem Haus werden nichts erfahren, und ich verspreche dir ...«
    Er sah mich ganz ruhig an, er wußte genau, wohin die Reise gehen würde. Er sagte: »Bleib hier, Baumeister. Ohne dich rede ich nicht.«
    Ich setzte mich also dazu. Wenn Rodenstock oder Marker ihn etwas fragten, tat er so, als habe ich ihn gefragt. Seine Erzählung war punktgenau die gleiche wie im Wald, er wich an keiner Stelle ab, obwohl ich darauf wartete, daß er an diesem oder jenem Punkt Unsicherheiten zeigte. Er zeigte keine. Als er zu dem Punkt der Geschichte kam, an dem er mit mir den Wald verlassen hatte und wir zum Heim zurückgekehrt waren, gab es keine Fortsetzung. Die Garage mit dem Dorf für seine Frau sollte sein Geheimnis bleiben. Er war dankbar für mein Schweigen und versuchte, mir zuzublinzeln, was ihm elend mißlang.
    Er schloß: »Bitte, entschuldigen Sie, aber ich habe nur flüchtig gesehen, ich habe zuerst, na ja, ich habe zuerst nicht verstanden, was da war. Deshalb ich kann nicht sagen, waren es drei Männer oder vier oder fünf oder ...«
    »Schließen Sie die Augen«, bat Rodenstock eindringlich. »Schließen Sie die Augen, und hören Sie zu. Sie sind im Wald. Es ist gegen Mittag, es ist heiß, die Sonne steht hoch. Stehen Sie dort, wo dieses Bärenmoos ist, im Schatten oder in der Sonne?«
    Wassi hielt die Augen geschlossen und lächelte leicht. »Halb. Halb Schatten, halb Sonne. Sehr grell.«
    »Gut. Also Halbschatten. Dann sehen Sie auf die Straße, wo sich dieser Überfall abspielt. Achten Sie jetzt bitte – halten die Augen geschlossen! – nicht auf das Licht, nicht auf

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