Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Eifel-Gold

Eifel-Gold

Titel: Eifel-Gold Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jacques Berndorf
Vom Netzwerk:
das Bild. Achten Sie auf Geräusche. Was hören Sie? Langsam, langsam. Was hören Sie?«
    Wassi ließ sich darauf ein, er fühlte sich sicher. »Entfernung ist, na ja, zweihundert, zweihundertfünfzig Meter. Stimmt so, Baumeister?«
    »Haut hin. Weiter.«
    »Ich höre ein Auto, nein, ich höre zwei Autos. Moment. Überfall ist passiert, oder?«
    »Nein, noch nicht«, widersprach Rodenstock ganz ruhig und gelassen. »Ist noch nicht passiert. Was hören Sie?«
    »Da ist ein Kreisch. Sagt man so? Kreischen, ja Kreischen. Sie ziehen das Motorrad über die Straße und legen es hin. Mitten auf Straße. Dann das Auto, das mit dem Geld. Es kommt. Die Männer, nein, halt. Es kommt, und die Bremsen quietschen leicht. Nicht schlimm, nicht wie im Film. Dann höre ich, wie sie die Türen aufmachen. Nein, sie machen sie nicht auf, sie schieben sie auf. Sind Schiebetüren. Geht wie ein Rollen, nicht laut. Dann ... dann höre ich nichts, nein, gar nichts. Die beiden Wachmänner gehen zu den Männern auf der Straße. Und dann ist kein Geräusch. Ich ... ich habe bis dahin überhaupt nicht an Überfall gedacht, verstehst du?«
    »Na sicher. Warum denn auch? Helle Sonne, grüner Wald, warm ...«
    Er lächelte. »Du verstehst. Gut. Komisch. Jetzt kein Geräusch mehr, überhaupt kein Geräusch, verstehst du? Ich sehe ... ich höre nichts. Die Wachmänner kriegen was um die Köpfe, also diese Ohrenschützer, wie wir sie beim Fällen und Sägen tragen müssen. Dann etwas über den Mund, dann diese Säcke. Geht alles schnell, geht so schnell, wie ... na ja, sie haben das geübt, denke ich. Dann die Wachmänner an die Bäume. Kein Geräusch, versteht ihr, kein Geräusch, nichts. Und ich höre gut.«
    »Wann kommt jetzt ein Geräusch?« fragte Rodenstock.
    »Sind zwei Geräusche. Kommen laut und schnell. Zwei Autos. Auto mit Geld und der Intercooler, der rückwärts rankommt. Sehr schnell.«
    »Was dann?«
    »Dann wieder schrill. So ein Kreischen. Sie ziehen zwei Schienen hinten raus. Der Geldwagen fährt hoch. Alles sehr schnell. Dann wieder nur ein Auto, weil der Geldtransporter abgestellt. Schluß damit. Volvo gibt Gas und ist schnell weg.«
    »Moment, Moment«, rief Marker hastig. »Da fehlt doch was!«
    »Fehlt nichts«, sagte Wassi bestimmt.
    »Doch«, beharrte Marker. »Da fehlt etwas. Sie fahren den Geldtransporter auf den Tieflader. Okay? Gut. Dann muß der, der im Geldtransporter sitzt, doch aussteigen, oder?«
    »Verdammt gut«, meinte ich. »Stieg er aus, Wassi?«
    »Nein. Er stieg nicht aus. Weiß ich sicher. Keine Autotür.«
    »Kann nicht sein«, überlegte Marker. »Wassi, bitte denken Sie nach: Bis jetzt stimmt alles. Der, der den Volvo fährt, sitzt im Volvo. Der, der den Geldtransporter auf den Tieflader gefahren hat, bleibt drin sitzen. Auch okay. Aber der dritte Mann? Der muß doch in den Volvo, oder? Oder wenn er nicht in den Volvo steigt, steigt er dann in den Geldtransporter? Irgendwo muß er bleiben, verdammt noch mal.«
    »Kapiere ich«, sagte Wassi. Er hielt die Augen noch immer geschlossen. »Kapiere ich verdammt gut, Chef. Aber da war nichts. Keine Autotür. Langsam noch mal. Halt, wir haben vergessen das Motorrad, die Plane. Haben sie vorher auf den Tieflader gehoben – zu dritt«, erklärte er sehr bestimmt.
    »Gut, also noch mal«, sagte ich. »Einer geht den Tieflader holen. Der steht hinter einem Erdwall, rund hundertfünfzig Meter weg, und ist nicht sichtbar. Währenddessen setzt sich der zweite Mann in den Geldtransporter. Als der Tieflader herangebracht ist, fährt er auf die Ladefläche. Okay?«
    »Okay«, bestätigte Wassi. »Dritter Mann. Muß einsteigen, muß eine Tür zu hören sein. Ist aber nicht. Ist still.«
    »Also keine Tür klappt. Also bleibt der dritte Mann am Tatort. Ist das so richtig?« Rodenstock hatte die milde Stimme eines Mannes, der niemandem weh tun kann.
    »Ist richtig«, nickte Wassi.
    »Weiter«, sagte Marker. »Das Geräusch von dem Volvo wird immer leiser. Er fährt weg, er taucht in die Wälder. Da muß ein weiteres Geräusch sein. Irgendein Geräusch. Läuft der dritte Mann? Krachen Äste? Irgendein helleres Geräusch, weil er auf der Straße läuft?«
    »Nein«, lächelte Wassi. »Gute Methode. Nein, er rennt nicht. Da ist wieder ein Motor. Aber Trecker.«
    »Ganz sicher ein Trecker?« fragte Rodenstock.
    »Ganz sicher«, sagte Wassi. »Leichter Trecker, nicht schwer. Ich denken, vierzig bis sechzig PS. Ziemlich ... wie sagt man? ... helles Geräusch. Leichter Trecker.

Weitere Kostenlose Bücher