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Eifel-Gold

Eifel-Gold

Titel: Eifel-Gold Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jacques Berndorf
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wurde immer ausgenutzt. Wir verarmen wieder, wir kriegen keine Gelder. Wir haben diese Leute, die wir zugewiesen kriegten, in vier großen Häusern untergebracht. Weil in den Häusern alles Mögliche defekt ist, hat irgendwer der Kreisverwaltung vierhunderttausend geschenkt, damit diese Häuser hergerichtet werden. Außerdem stand wörtlich auf dem Zettel: ,Ich verzichte auf eine Quittung, werde aber darauf beharren, daß das Geld seiner Bestimmung gemäß verwendet wird.' Natürlich sagte der Landrat: Mund halten, eisern den Mund halten!«
    »Wann kam das Geld?« fragte Marker. Er war blaß.
    »Gestern«, erwiderte mein Bürgermeister.
    »Ich muß telefonieren«, sagte Marker. »Ich muß diesen Landrat aus dem Bett holen. Nein, nein, ich erwähne Sie nicht.«
    »Darum muß ich auch bitten«, murmelte mein Bürgermeister. »Vielleicht will er Ihnen morgen freiwillig Bescheid geben.«
    »Vierundzwanzig Stunden zu spät«, sagte Marker scharf. »Kann ich Ihren Wagen haben?« fragte er mich.
    »Schlüssel steckt«, gab ich zurück.
    »Heiliger Bimbam«, Unger schien sehr zufrieden.
    »Es naht eine Gewitterfront«, stellte Elsa fest. »Noch jemand Kaffee?«
    Niemand wollte. Wir starrten vor uns hin, wir hörten, wie Marker den Jeep startete und vom Hof fuhr.
    »Also gut«, meinte Elsa. »Jemand hat den Geldtransporter geklaut und verschenkt jetzt das Bare. Wer kann das sein?«
    »Ich weiß das wirklich nicht«, sagte Willi.
    »Apropos Bargeld. Du mußt gelegentlich das Haus der Witwe Bolte umpflügen. Sie treibt immer irgendwo Geld auf«, berichtete ich ihm.
    »Das ist schrecklich«, nickte er. »Viele alte Leute horten Geld. Weil sie gehört haben, daß sie im Altenheim nur Taschengeld kriegen. Also sammeln sie so viel wie möglich. Ja, ja, ich pflüge das Haus um. Wie ging es ihr heute?«
    »Ganz gut«, lächelte Elsa.
    »Sag mal«, fragte mein Bürgermeister, »wer hat denn noch was von dem Segen abgekriegt?«
    Damit gab er uns eine Nuß zu knacken, und wir wußten nicht, ob wir ihm antworten sollten.
    »Sie müssen es absolut vertraulich behandeln«, antwortete schließlich Rodenstock. »Kein Wort, nicht mal zur örtlichen Kripo.«
    »Kein Wort«, versprach er.
    »Okay«, sagte ich und erzählte es ihm. Ich schloß mit den Worten: »Mit deinen vierhunderttausend für die Kreisverwaltung haben wir erst läppische sechshundertfünfzigtausend.«
    »Das ist doch schon was«, rief er empört.
    »Die haben fast neunzehn Millionen!« mahnte Elsa.
    Mein Bürgermeister beschloß, sich das Lachen nicht mehr zu verkneifen. »Da gibt es noch jede Menge Geschenke«, freute er sich. Er sah auf die Uhr und erklärte: »Ich muß morgen früh raus.«
    »Ich begleite dich«, sagte ich. »Ich brauche frische Luft.«
    Wir gingen nebeneinander die stille Dorfstraße hinunter, und unsere Schritte waren sehr laut.
    »Ich kenne dich einige Jahre«, fing ich das Gespräch wieder an. »Du machst den Eindruck, daß du noch mehr weißt.«
    »Da ist was dran«, muffelte er. »Das ist aber auch zu verrückt.«
    »Was ist zu verrückt? Sag es ruhig, wir finden es doch irgendwann heraus.«
    »Halten diese Leute vom Bundeskriminalamt mich wirklich raus?«
    »Garantiert. Also, was ist noch?«
    »Wir haben zwei Bundestagsabgeordnete hier«, erklärte er, blieb stehen und strich mit der Schuhsohle über den Asphalt. »Einen SPD, einen CDU. Die haben heute beide sechzehntausend Mark in bar gekriegt. In Zeitungspapier.« Er ging weiter. »Das ist durchgesickert, und sie haben dann die Bürgermeister angerufen und uns gebeten, die Schnauze zu halten.«
    »Wozu sechzehntausend Mark?« fragte ich.
    »Bei dem Geldpaket lag ein Zettel. Wieder so einer mit zusammengeklebten Buchstaben. Sinngemäß stand darauf, daß die Bundestagsabgeordneten bisher nichts, aber auch gar nichts für die Landwirte und ihr Auskommen getan haben. Na ja, das Geld ist dafür gedacht, daß sie auf einer staatlichen Landwirtschaftsschule lernen, wie Bauern leben und wie man ihnen wirklich helfen kann.«
    »Hm«, machte ich. »Jemand führt die Vulkaneifel vor. Behalte es für dich, behalte es um Gottes willen für dich. Ich sage es dem Bundeskriminalamt.«
    »Aber du hast es nicht von mir«, bestand er.
    »Keine Spur«, erwiderte ich. »Sonst noch etwas?«
    »Wie?«
    »Sonst noch etwas?«
    »Ich wüßte nicht.«
    »Willi!«
    »Wirklich nicht.«
    Er stand da und sah hinter mir her. Wahrscheinlich überlegte er, ob es nicht günstiger gewesen wäre, alles zu sagen.
    Zu Hause berichtete

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