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Eifel-Gold

Eifel-Gold

Titel: Eifel-Gold Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jacques Berndorf
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ich kurz. Ich schickte Elsa in mein Bett und blieb selbst auf dem Sofa im Arbeitszimmer. Ich starrte in den heißen Nachthimmel und fand keinen Schlaf. In heller Verzweiflung schaltete ich um sechs Uhr in der Früh das Morgenmagazin ein und erlebte eine Truppe in bunte Strampelhöschen gesteckter junger Frauen. Das, was sie hopsend darboten, nannten sie nicht Aerobic, sondern Joyrobic – zweifellos ein zivilisatorischer Fortschritt. Sie grinsten beim Hopsen schrecklich uniform.
    Vermutlich hatten sie alle denselben Zahnarzt, denselben Liebhaber und fuhren alle einen VW-Golf.

ZEHNTES KAPITEL
    Ich wachte auf, weil Rodenstock vorsichtig die Tür öffnete und das Funktelefon aus der Halterung nehmen wollte.
    »Wieviel Uhr ist es?« fragte ich.
    »Drei«, sagte er leise. »Drei Uhr nachmittags.«
    »Wieso weckt ihr mich nicht eher?«
    »Weil Sie müde sind. Wir sind alle müde.«
    »Irgend etwas Neues? Hat man diese Heroin-Boys gefunden?«
    »Sie sind nicht in der Szene. Weder in Frankfurt noch in einer anderen Großstadt. Aber es stimmt, sie sind seit ungefähr einer Stunde vor dem Klau des Geldtransporters spurlos verschwunden.«
    »Was macht Marker?«
    »Er hat die Sonderkommission verständigt und jeden persönlich vergattert, nichts, aber auch gar nichts durchblicken zu lassen.«
    »Hat die Prüfung dieser Zeitungen irgend etwas ergeben?«
    »Nicht die Spur. Raffiniert gemacht: Es handelt sich um Bogen des Trierischen Volksfreundes und des hiesigen Wochenspiegels. Mit anderen Worten: Sie können aus nahezu jedem Haushalt stammen. Keine sonstigen Hinweise, nicht einmal Fingerabdrücke.«
    »Das hatten wir schon mal. Es ist immer alles ganz normal. Aber diese Bundestagsabgeordneten plus die Kreisverwaltung werden uns das Genick brechen.«
    »Wieso das?«
    »Das ist doch ganz einfach. Wenn das Bundeskriminalamt darauf besteht, diesen Geldraub aufzuklären, muß es gleichzeitig damit einverstanden sein, daß die ganze Bundesrepublik über die Täter lacht. Eine Kreisverwaltung vorzuführen und den hiesigen Bundestagsabgeordneten einen Zusatzkurs in praktischer Landwirtschaft zu finanzieren, heißt doch, die gesamte Vulkaneifel lächerlich zu machen.«
    »Das ist richtig«, meinte er betroffen.
    »Es wird weitergehen«, versicherte ich ihm. »Ist mein Badezimmer ausnahmsweise auch für mich geöffnet?«
    »Soweit ich weiß, ja«, sagte er. »Ich bringe Ihnen einen Kaffee.«
    »Danke, Papa«, murmelte ich, und er hielt einen Moment inne, bedachte meine Worte und lächelte dann erfreut, ehe er verschwand.
    Ich wickelte mich aus der Decke und sah, daß der Tag so heiß war wie der gestrige. Das Ozonloch schlug zu. Man mußte nicht mehr nach Fuerteventura fliegen, es reichte, in die Vulkaneifel zu trampen.
    Marker kam in mein Arbeitszimmer und brummte: »Das mit diesen Bundestagsabgeordneten zieht uns die Schuhe aus.«
    »Es werden weitere schlimme Botschaften kommen«, vermutete ich.
    »Gemessen an den Geldgeschenken, haben wir es mit einem hochintelligenten Kopf zu tun. Ich hasse intelligente Verbrecher.«
    »Ja, aber es macht mehr Spaß als mit einem drittklassigen Eierdieb, oder?«
    Er grinste breit. »Mir macht nichts mehr Spaß.«
    »Was sagt denn der Herr Landrat?«
    »Hm«, kam es zurück. »Der Herr Landrat ist ein tüchtiger Mann und tut, was alle Menschen in dieser Lage tun würden, die tüchtig sind: Er läßt mir ausrichten, daß er mir das Zeitungspapier, in das das Geld gewickelt war, zuschicken wird, und ansonsten weiß er nichts und legt Wert auf die Feststellung, daß irgendwelche Abteilungen des Landratsamtes mit dieser Sache nicht befaßt sind.«
    Rodenstock brachte meinen Kaffee und brummelte: »Etwas macht mir wirklich Kopfzerbrechen. Nehmen wir an, es ist jemand von hier. Einer als Solist kann es nicht geschafft haben, also eine Gruppe. Wo, verdammt noch mal, haben die den Geldtransporter verschwinden lassen?«
    »Der Bundesgrenzschutz hat keine Spur gefunden«, sinnierte Marker. »Soll ich sämtliche Bauernhöfe und Scheunen der Umgebung absuchen lassen?«
    »Das würde ich tun«, nickte ich. »Ist eigentlich noch eine Banane im Haus?«
    »Nichts mehr«, sagte Rodenstock betrübt. »Wir sind kahlgefressen. Unger und seine angebetete Bettina sind beim EXTRA und kaufen alles für eine Belagerung. Da haben übrigens sechs Redaktionen angerufen. Sie wollen wissen, wie weit der Fall gediehen ist. Ich habe Ihnen das aufgeschrieben.«
    »Und wo ist Elsa?«
    »Unsere liebe Elsa liegt in der Sonne, und ich

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