Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Eifel-Gold

Eifel-Gold

Titel: Eifel-Gold Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jacques Berndorf
Vom Netzwerk:
Blödsinn. Da rede ich nicht gern drüber. Läuft hier eigentlich ein Tonband?«
    »Wir machen keine linken Dinger!« verneinte Marker scharf. »Herr Bürgermeister, das hier ist vertraulich, niemand wird erzählen, daß Sie überhaupt hier waren.«
    Mein Bürgermeister wurde wiederum zehn Jahre jünger. »Ach wissen Sie, Herr Hauptkommissar, das braucht auch niemand erzählen. Das Dorf weiß sowieso, daß ich hier bin. Jeder hat heute Telefon.«
    »Willi, paß auf«, sagte ich. »Du hast wahrscheinlich von dem Wassiliew im Kerpener Heim gehört?«
    »Na sicher. Der soll mitgemacht haben.«
    »Hat er einwandfrei nicht«, widersprach Rodenstock.
    »Wassi hat nichts damit zu tun«, erklärte ich. »Und seine Kumpane auch nicht. Von welchen Gruppen hast du gehört?«
    Es war ihm unangenehm, er wollte nichts sagen. Er wiegte den Kopf hin und her.
    »Niemand zitiert Sie«, mahnte Rodenstock.
    »Na ja, es ist nicht meine Gemeinde«, murmelte er. »Das geht meinen Kollegen an. Also, es ist so, daß wir in Daun eine Witwe haben, hoch in die Siebzig. Die hat drei Kinder. Alle drei irgendwie schief, also sozusagen mißraten. Die Tochter geht angeblich in Frankfurt anschaffen, ist aber am Wochenende dauernd hier. Die beiden Söhne leben bei der Mutter, und wir nennen sie hinter der Hand die Heroin-Boys. Also, ich will sagen, die sind süchtig. An dem Samstag, an dem der Geldraub passierte, da haben die beiden in Hillesheim in der kleinen Kneipe nebenan eine Currywurst gegessen. Dann waren sie plötzlich weg. So ungefähr eine Stunde, bevor der Geldtransporter Hillesheim verließ. Seitdem sind sie weg, spurlos verschwunden.«
    »Sind die beiden vorbestraft?« fragte Marker.
    »Ja«, nickte mein Bürgermeister. »Sie hatten versucht, in Insul unten an der Ahr eine Bank zu überfallen. Also, raffiniert sind sie allemal.«
    »Was sagt der Wirt, hatten sie einen Wagen dabei?«
    »Nein, das nicht. Aber einen kleinen Trecker. Der ist ihnen wohl von ihrem Vater geblieben.«
    »Sieh an, sieh an«, grollte Marker.
    »Hat irgendjemand sie gesehen?« fragte Rodenstock. »Ich meine, auf dem Weg von Hillesheim nach Wiesbaum und dann auch rüber nach Flesten.«
    »Ein Bauer hat sie auf dem Weg von Hillesheim nach Wiesbaum gesehen, also in der Richtung, in der es passierte.«
    Marker schlug wütend mit der flachen Hand auf die Tischplatte. »Verdammt noch mal, warum erfahre ich das erst jetzt?«
    »Ich weiß das auch erst seit gestern. Die Witwe in Daun hat Lärm geschlagen. Sie sagt, die beiden Söhne haben ihr das letzte Geld geklaut an dem Samstag morgen. Ich denke mal, die haben sich irgend etwas gekauft und genommen oder gespritzt. Vielleicht sind sie ja auf die Wahnsinnsidee gekommen, den Geldtransporter zu klauen und ...«
    »Niemals«, widersprach Elsa scharf. »Woher haben sie das Motorrad, woher die Plane, woher die Säcke? Und dann den Tieflader klauen? Leute, die herionsüchtig sind!«
    »Weiß der Kuckuck«, seufzte Marker. »Es kann trotzdem sein, wenn sie irgendwelche Helfershelfer hatten.«
    »Sämtliche Umstände kamen ihnen entgegen«, sinnierte Rodenstock.
    »Was sagt der Volksmund«, fragte ich weiter, »wohin können sie verschwunden sein?«
    »Frankfurt oder Köln«, antwortete mein Bürgermeister. »Sie haben in beiden Städten ihre Drogen gekauft, sie haben dort Bekannte.«
    »Ich lasse sie suchen«, sagte Marker. Er verschwand, wahrscheinlich um die Rauschgiftdezernate um dringliche Fahndung zu bitten.
    »Jetzt kommt erst mal Kaffee«, sagte Elsa mütterlich.
    Wir tranken also dankbar Kaffee und schwätzten über Alltägliches, bis Marker zurückkehrte, sich auf seinen Stuhl setzte und die Befragung fortsetzte: »Ist außer diesen Heroin-Brüdern noch eine andere Gruppe im Gespräch?«
    »Ich weiß wirklich nichts weiter«, wiederholte mein Bürgermeister.
    »Erörtert denn die Bevölkerung nicht noch ganz andere Möglichkeiten?« fragte Marker.
    Es war klar, er wollte meinen Bürgermeister aufs Glatteis locken und gleichzeitig nichts preisgeben. Ich sah, wie Rodenstocks Gesicht sich unter einem schnellen Lächeln verzog und wie Elsa hastig die Hand zum Mund nahm.
    »Na ja«, antwortete Willi gedehnt. »Es werden vor allem viel Witze gemacht.« Er lachte. »Vor allem der: Was kaufst du denn als erstes: Weltreise, Haus oder Auto?«
    »Auf wen kommst du denn selbst, was fällt dir denn dazu ein?« bohrte ich weiter.
    Er ist ein gewiefter Politiker, mein Bürgermeister. Er sagte im Brustton der Überzeugung: »Na ja, erst

Weitere Kostenlose Bücher