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Eifel-Gold

Eifel-Gold

Titel: Eifel-Gold Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jacques Berndorf
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ich meine Frau freite ... so was sagt man heute nicht. Also vor meiner Verlobung war sie in Koblenz im Orden. Sie war da in der Küche.« Er wedelte mit den Armen. »Junge, Junge, das waren Zeiten. Wir alle hier hatten nur Pferde, kein Mensch hatte einen Trecker. Ich hatte damals eine >Maria-hilf-und-Josef-schieb-nach<.« Er lachte laut. »Kennst du das noch? Das war eine achtundneunziger NSU, eine Klassemaschine. Meine war natürlich gebraucht, ich zahlte in Raten ab. Fünfzehn Mark im Monat, Jesus Maria, waren das Zeiten. Und das Ding war so alt, daß es mal fuhr und mal nicht, je nach Lust und Laune. Wenn ich Josefa in Koblenz besuchen wollte, dann mußte ich mich früh am Morgen nach dem Melken auf die Socken machen. Ich mußte es so drehen, daß ich gegen sechs Uhr abends zum Melken wieder zu Hause war. Um Sprit zu sparen, habe ich den Motor immer abgestellt, wenn es den Berg runterging. Dann sprang die Kiste nicht mehr an, und ich schob, bis sie irgendwie wieder lief. Manchmal bekam Josefa keine Erlaubnis von der Schwester Oberin, mit mir ein Bier trinken zu gehen oder eine Cola. Dann sah ich sie nur fünf Minuten lang an einem Fenster stehen. Aber wir konnten uns nichts sagen, weil das Fenster fünfzig Meter entfernt war, und schreien wollten wir doch nicht. Mein Gott, waren das Zeiten!« Er schüttelte den Kopf, als könne er das alles nicht begreifen. »Wir waren schon verlobt, sie war immer noch im Dienst im Kloster, als ich sie fragte: Wo möchtest du hinfahren, wenn du einen Wunsch frei hättest? Und sie antwortete: Hawaii!« Er lachte wieder, und es klang zärtlich. »Es war so: Sie hatten mal Ausgang und sahen im Kino einen Film über Hawaii. Und seitdem wollte sie nur nach Hawaii. Sonst nichts. Wir heirateten dann, die Kinder kamen, der Hof machte Schwierigkeiten, es war nicht einfach. Niemals waren wir im Urlaub, und sie sagte nie wieder etwas von Hawaii.«
    »Und dann wurde das Geld geklaut«, stellte ich fest.
    »Richtig«, sagte er. »Irgendwie dachte ich: Du hast genug gespart, du kannst nicht mehr tun, als drauf hockenbleiben, und letztlich ist das ja Mist. Und Christian macht sich gut auf seinem Hof, und sein Vater macht sich auch gut und braucht keine Hilfe. Und die kennen ja den Hawaii-Fimmel von Josefa auch. Sie sagten: Sei nicht dumm, schenk ihr das! Also ging ich hin und kaufte ihr Hawaii. Ich habe H. H. gebeten, mir das zu quittieren. Dann bin ich hierhergegangen. Als sie die Kälbchen gefüttert hat, habe ich ihr die Quittung in die Kiste mit dem Kraftfutter gelegt. Ich dachte: Gleich schreit sie und fällt mir um den Hals. Aber es kam ganz anders.«
    »Sie wollte nicht.«
    »Wenn es nur das gewesen wäre! Also, sie kommt bleich wie die Wand in den Stall, hält mir die Quittung hin und sagt: Blankenheim, du bist ein Arsch! Das hat sie noch nie gesagt. Na ja, sage ich, irgendwann mußt du ja mal für das Leben belohnt werden. So ein Scheiß! schreit sie. Dann nichts mehr. Ich komme ins Haus und setze mich an den Tisch, um zu essen, da meint sie: Das könnte dir so passen! Mich nach Hawaii schicken! Ganz allein! Das könnte dir so passen! Wieso? frage ich, ist doch eine feine Sache, ist doch ein Traum von dir. Na ja, das ging so weiter. Dann sagt sie wütend: Ich habe dich schließlich geheiratet, um mit dir zu leben, und nicht, um nach Hawaii zu fahren. Und außerdem: Was soll ich allein in Hawaii? Und wer versorgt die Kälber, die Schweine und das alles?«
    »Sie liebt dich eben«, erklärte ich.
    »Ja, ja«, sagte Blankenheim ganz unglücklich und schniefte dann. Er warf die Zigarette hinter sich und machte eine paar Schritte.
    Ich gab ihm eine Weile Zeit und fragte dann: »Und wenn du die Reise für euch beide buchst?«
    »Und wer versorgt den Hof?«
    »Irgendwelche Nachwuchsleute. Und Christian Daun kann es überwachen.«
    »Christian hat genug zu tun«, wehrte er ab.
    »Christian und sein Vater würden es schaffen«, widersprach ich.
    »Ach ja«, er stieß einen langen Atem aus. »War ja nur eine Idee. Ich habe dann plötzlich denken müssen: Das mußt du der Polizei sagen, sonst glaubt die am Ende noch, ich hätte den Geldwagen geklaut und würde jetzt Reisen verschenken.«
    »Aber irgendwer verschenkt Geld«, sagte ich.
    Er nickte. »Ich weiß.«
    »Was habt ihr denn so gedacht, bevor das Geld geklaut wurde? Wieviel könnte in so einem Transporter sein?«
    »Na ja, die meisten haben gedacht, so um die fünfhundert- bis achthunderttausend oder so. Aber doch nicht mehr. Da kutschieren

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