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Eifel-Gold

Eifel-Gold

Titel: Eifel-Gold Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jacques Berndorf
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die fast neunzehn Millionen durch die Wälder. Das bricht dir doch das Herz, so dumm ist das.«
    »Was weißt du?«
    »Was man so hört. Einige Pfarrer sollen plötzlich sehr reich sein. Aber der Bischof in Trier hat ihnen befohlen, das Geld zurückzugeben und die Schnauze zu halten. Der Landrat soll einiges bekommen haben. Übrigens, meine Frau ist im Landfrauenverband hier im Kreis. Die hat auch was läuten hören. Aber ich weiß nicht, was.«
    »Ich gehe sie fragen«, sagte ich. »Vielleicht solltest du doch nach Hawaii fliegen. Vielleicht kommst du dann nach Hause und willst Ananas anbauen.«
    Das gefiel ihm, er lachte schallend.
    Seine Frau war hinten bei den Hühnern und mischte Futter. »Morgen, Josefa. Sag mal, Peter hat gesagt, du hättest im Landfrauenverband was läuten hören. Irgendwer hat Geld geschenkt bekommen.«
    Sie lachte, sie beugte sich über den Eimer mit Hühnerfutter und lachte. »Das ist aber ein Gerücht«, warnte sie.
    »Ich liebe Gerüchte«, sagte ich.
    »Also, wir haben zwei Landtagsabgeordnete in Mainz«, erklärte sie. »Der eine ist der Bauer, die andere ist eine Frau. Sie ist Zahnärztin oder so was. Bei der Versammlung gestern abend ist erzählt worden, daß der Mann fünftausend Mark bekommen hat, in Zeitungspapier eingewickelt. Dabei lag ein Zettel. Auf dem stand: Weil Sie so schlecht lügen können, finanziere ich Ihnen einen Rhetorik-Kurs in Frankfurt. Gebühren anbei. Und die Frau hat viertausend Mark erhalten, auf ihrem Zettel stand: Sie haben versprochen, sich für die Belange der Frauen einzusetzen. Dann tun Sie das auch gefalligst. Kursbeginn über Frauenfragen im September an der Universität in Dortmund.« Sie strahlte mich an, und ihr Gesicht war schön und voll Belustigung. »Also, ich weiß nicht, ob das stimmt. Aber wenn es stimmt, ist es ein schönes starkes Stück.«
    »Da sagst du was«, meinte ich und verabschiedete mich.
    Doch sie hielt mich zurück: »Moment mal, Siggi. Hast du auch das gehört? Das von Pater Leppich?«
    Ich wußte, es gab einen Pfarrer, der einige Gemeinden südlich von Gerolstein betreute und den Spitznamen Pater Leppich führte, weil er gelegentlich seine Sonntagspredigten dazu benutzte, die anwesende Gemeinde wüst zu beschimpfen.
    »Was ist mit dem?«
    »Der soll auch was geschenkt gekriegt haben«, erklärte sie. »Aber Näheres weiß ich nicht. Wirklich nicht.«
    »Was soll er geschenkt bekommen haben?«
    »Geld«, antwortete sie . »Anders war der auch nicht mehr zu retten!«
    »Wieso war der nicht anders zu retten?«
    »Das sage ich nicht, das müssen dir andere sagen. Er ist ja eigentlich ein netter Kerl.«
    »Das ist er. Mach es gut.«
    Ich sah auf das Dorf zu meinen Füßen, auf den Hof von Nikolaus Daun, der am Hang gegenüber lag, auf Christian Dauns altes Anwesen, dem Traumziel von Klärchen, der Witwe Bolte. Ich dachte resigniert: Das Ding knacken wir nie!
    Aber dann reagierte ich wie ein braver Bürger: >Da sei die Arbeit vor!<, fuhr in das Altenheim, hockte mich auf die Armesünderbank im Erdgeschoß und bat Mater Maria um eine Audienz.
    Nach einer Weile kam sie, ein Weib wie ein Schrank, bebend vor Energie. Das erste, was sie sagte, um mir den Wind aus den Segeln zu nehmen, war: »Es hat aber keinen Zweck, sich mit mir über gewisse, sagen wir, Spendengelder zu unterhalten. Da trage ich den bischöflichen Maulkorb.«
    »Ehrlich gestanden, stören mich der Bischof und sein Wort nicht sehr. Es geht auch gar nicht um das freundliche, in Zeitungspapier gewickelte Paket, das Ihren Küchennöten Abhilfe schaffen sollte. Es geht um etwas ganz anderes.«
    »Das freut mich aber«, strahlte sie. »Wissen Sie, kurz nach dem Geldraub kamen äußerst seriöse Herren ins Haus, die angeblich ihre Großmütter hier einmieten wollten. Dann stellte es sich heraus, daß sie von mir eine Art Psychogramm der Eifler Bevölkerung in Sachen Geldraub haben wollten. Wirklich, ganz reizende Leute. Und Sie? Was wollen Sie?«
    »Über den Pfarrer reden, den man Pater Leppich nennt«, erklärte ich.
    Sie formte einen Kußmund, sah tief in sich selbst hinein und schaufte dann: »Das werde ich auf keinen Fall tun.«
    »Aber warum nicht?«
    »Weil ich mir nicht anmaßen kann, über einen Priester zu urteilen, den ich zwar kenne, aber nicht gut kenne.«
    »Sehen Sie, Schwester Maria, genau das ist mein Problem. Mit welchem Phänomen haben wir es denn hier zu tun? Jemand klaut viel Geld, hat aber offensichtlich kein allzu starkes persönliches Interesse daran.

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