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Eifel-Jagd

Eifel-Jagd

Titel: Eifel-Jagd Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jacques Berndorf
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mit der Uzi bleibst in der Mitte,
Baumeister folgt als dritter. Emma geht rechts außen. Und, bitte, schießt nicht
ohne Not. Nur schießen, wenn ihr ganz sicher seid. Und wenn ihr unter Feuer
geratet, nicht sofort zurückfeuern, erst versuchen, aus der Schußbahn zu
kommen.«

    Â»Wie heißt eigentlich der Heilige, der in so einem Fall zuständig
ist?« fragte Emma.

    Â»Der heilige Sebastian«, gab ich Auskunft. »Aber der hatte
keine Uzi und ist auch nicht erschossen, sondern erschlagen worden.«

    Â»Wie tröstlich«, flüsterte Emma.

    Â»Das stimmt, das macht richtig Mut.« Rodenstock wies die
Böschung hoch. »Also ab. Und achtet auf die Uhr. Wir gehen in genau drei
Minuten von der Böschung aus in das Gelände. Und geht langsam!«

    Wir trennten uns und hatten nach zwei Minuten eine
breitgezogene Kette gebildet, nach drei Minuten gingen wir in das Gelände. Ich
ließ mich bäuchlings über die Kante des Bruchs rutschen, bis ich auf die Sohle
der kleinen Schlucht prallte. Stefan Hommes zu meiner Linken konnte ich ebenso
wenig ausmachen wie Emma zu meiner Rechten. Ich bot vermutlich einen
lächerlichen Anblick. Mit einer Waffe in der Faust durch den deutschen Wald zu
schleichen im Jahre des Herrn 1998, das Ganze reizte meine Lachmuskeln. Aber
ich hätte nicht lachen können. Ich befand mich in einem hochfiebrigen Zustand.
Wer immer Andreas Ballmann jagte, er würde schießen und auch töten.

    Langsam und fast betulich tauchten Fragen auf. Wieso hatten sie
Ballmann hier geortet? Wie war das möglich gewesen? Zufall? Gibt es solche
Zufälle? Ballmann hatte diesen Platz nach flüchtiger Berechnung bestenfalls gestern
abend gegen 22 Uhr erreichen können. Hatten sie auf ihn gewartet? Gänzlich
unmöglich, denn drei Stunden eher hatte er noch gar nicht gewußt, wo er sein
Zelt aufstellen würde. Hatte vielleicht Hommes, der den Standort kannte,
unbewußt irgend etwas verraten? So mußte es sein, entschied ich, und es mußte
möglich sein, den Adressaten eines solchen Verrats dingfest zu machen.

    Ich querte die Sohle der Schlucht sehr schnell, denn dort gab
es nicht die Spur einer Deckung. Wenn jemand gegenüber in den Büschen hockte,
konnte er uns abschießen wie die Tontauben. Ich begann den steilen Anstieg und
schaffte ihn in einer verhältnismäßig kurzen Zeit, weil ein Weidenstamm mir die
Möglichkeit bot, mich hochzuziehen.

    Rechts neben meinem rechten Schuh entdeckte ich einen hellen
großen Fleck. Ich ging in die Knie, es war blühender Mauerpfeffer. Als ich mich
wieder aufrichtete, fuhr ein Birkenast durch mein Gesicht. Es war eine so
unvermittelte Berührung, daß ich zusammenzuckte und vor Schreck erstarrte. Was
mußte ich eigentlich tun, wenn jemand mich ausmachte und schoß?

    Rechts von mir knackte ein Ast, der Verursacher des Geräuschs
konnte vom Karnickel bis zur Wildsau alles mögliche sein. Nur nicht Emma, Emma
mußte fünfzig Meter entfernt neben mir gehen, und das Geräusch war aus wesentlich
weniger als fünfzig Metern gekommen.

    Welche Tiere jagen nachts? Sicher, Igel zum Beispiel. Ich
beschloß also, daß dort ein Igel war, der Gedanke war sehr beruhigend.

    Schräg links vor mir blitzte etwas auf, und augenblicklich ging
ich in die Knie. Ich hatte mal gelesen, daß nichts so wichtig ist, wie eine
Unruhequelle direkt anzugehen, sich sofort zu vergewissern. Richtig, es hatte
in einem Unterrichtsbuch für DEA-Agenten gestanden, deren Aufgabe es ist,
Drogenfelder zu entdecken und zu kontrollieren.

    Ich legte mich auf den Bauch und robbte vorwärts, wobei die
Waffe elendiglich hinderlich war. Ich steckte sie über meinem Hintern in den
Lederriemen, der die Hosen hielt. Dann ging es besser.

    Es blitzte wieder, diesmal vielleicht zehn Meter entfernt
hinter einer Ginstergruppe. Ich nahm die Waffe aus dem Gürtel, rollte mich dann
in der Längsachse nach links, um in eine bessere Position zu kommen. Dann
blitzte es erneut, und ich begriff, daß das Blitzen von meiner Kopfhaltung
abhing – eine Coladose. Ich atmete durch, dreimal, viermal und drohte dabei,
ins Husten zu geraten. Ich preßte mein Gesicht in das Gras und bekam den
Hustenanfall in den Griff.

    Plötzlich spürte ich, daß mein Handy vibrierte. Glücklicherweise
ist es immer so programmiert, daß ich auf jeden beliebigen Knopf drücken kann,
um die Verbindung

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