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Eifel-Jagd

Eifel-Jagd

Titel: Eifel-Jagd Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jacques Berndorf
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Außerdem hat sie geraucht, und manchmal
hat sie sogar Schnaps getrunken. Ich habe sie immer gewarnt: Du machst dich
kaputt damit!«

    Â»Wenn ich Sie richtig verstehe, ist Ihre Frau nachts aufgestanden,
hat sich für das Revier fertiggemacht, ist in ihr Auto gestiegen und
losgefahren? Und Sie blieben hier?« Rodenstock blieb beharrlich.

    Â»Ich blieb hier, ich kriegte davon nichts mit. Wenn ich
schlafe, schlafe ich.«

    Â»Meinen Sie, daß der Gott des Alten Testamentes Ihre Frau für
die Zigaretten und den Schnaps bestraft haben könnte?« fragte ich.

    Â»Nicht nur dafür«, sagte er energisch. »Sie fing auch an,
schmutzige Bemerkungen zu machen.«

    Ich sah, wie Rodenstock die Luft anhielt. »Was denn für
schmutzige Bemerkungen?«

    Â»Sie sagte komische Sachen.«

    Â»Was sind komische Sachen?« fragte ich.

    Â»Das sind schlechte Bemerkungen über den Zeugungsakt«, erklärte
Vogt ruhig.

    Â»Können Sie ein Beispiel nennen?« bohrte ich weiter.

    Â»Nicht gern, nicht so gern.« Er legte die Fingerspitzen aneinander
und hielt die gefalteten Hände unter das Kinn. »Sie wissen doch, welche
Sauereien heutzutage schon im Fernsehen zu sehen sind.«

    Â»Nennen Sie uns ein Beispiel«, beharrte Rodenstock. Dann wurde
seine Stimme unvermittelt weich. Anscheinend hatte er jetzt seinen Zugang zu
Vogt gefunden. »Sehen Sie, wir wollen Sie in Ihrer Trauer nicht stören, aber
wir wollen verstehen, was da nachts in diesem Wald abgelaufen ist. Und ich
finde es mutig von Ihnen, daß Sie dieser flachen, harten Welt ein eindeutiges
moralisches Signal geben. Ein Beispiel wäre wirklich sehr gut, damit wir
nachempfinden können, was Sie meinen.«

    Großer Gott, dachte ich, er wickelt ihn ein. Und das arme
Schwein merkt es nicht.

    Â»Beispiel, ja, ein Beispiel.« Vogt trommelte mit allen zehn
Fingern auf die Lehnen seines Sessels. »Schweinische Andeutungen. Ich habe mal
fallen lassen, daß ich stolz auf unsere beiden Kinder bin, und Mathilde antwortete,
sie fände es ganz erstaunlich, daß wir die überhaupt zustande gebracht hätten.
Zustande gebracht! hat sie gesagt. Wir müssen moralische Maßstäbe setzen. Wenn
nicht wir, wer dann? Sie versündigte sich, sie versündigte sich dauernd. Sie
hat zum Beispiel behauptet, unser Herr Kaplan habe eindeutig mit ihr schlafen wollen.
Ich schrie sie an, daß ein Mann Gottes so etwas niemals tut, und sie lachte.
Sie lachte wie eine Hure.«

    Â»Und Sie haben dann Ihre Frau gewarnt, nehme ich an.«
Rodenstocks Stimme war immer noch weich wie Seide. »Das mußten Sie tun, das
waren Sie Gott schuldig.«

    Â»Richtig!« nickte er erfreut. »Endlich mal jemand, der so denkt
wie ich.«

    Â»Wie lautete Ihre Warnung?« fragte ich.

    Â»Ich sagte nur: Gott wird dich strafen!« Vogt stand auf und
ging zu einem schweren Schrank mit Glastüren, von der Art, die von Möbelhäusern
immer als altdeutsch bezeichnet werden. Er nahm eine Kognakflasche heraus.
»Auch einen?«

    Â»Nein, danke«, sagten wir gleichzeitig.

    Â»Sie ist mit einer Winchester erschossen worden«, meinte ich.»
Haben Sie so eine Waffe?«

    Â»Nein«, sagte er. »Die Winchester ist eine gute Waffe, aber ich
besitze keine. Meine Frau hatte mal eine, aber das war vor zehn Jahren oder
so.« Er goß ein Wasserglas halbvoll und stürzte den Kognak hinunter. Er
brauchte ihn, er war sehr erregt.

    Â»Da fällt mir ein«, murmelte Rodenstock hinterhältig. »Sie
werden die Stelle kennen, an der Ihre Frau getötet wurde. Wie beurteilen Sie
diesen Ort? War es ein Lieblingsweg von ihr? Ging sie ihn oft? Hatte sie
vielleicht erwähnt, daß sie die Cherie treffen wollte? Wenn Dr. Trierberg nicht
im Revier war, wer könnte dann im Revier gewesen sein?«

    Rodenstock benutzte einen sehr alten Verhörtrick. Er stellte
möglichst viele Fragen, um dann zu beobachten, welche Frage sich der Verhörte
herauspickte.

    Â»Sicher, es kann gut sein, daß sich die beiden Frauen getroffen
haben. Die hatten immer was miteinander zu mauscheln. Ich habe mal mitbekommen,
wie sie zwei Stunden lang über Unterwäsche geredet haben. Das muß man sich
einmal vorstellen!«

    Â»Das ist wirklich schlimm!« attestierte ich. »Sie meinen nicht
Unterwäsche, Sie meinen sicherlich Reizwäsche.«

    Â»Genau, das meine ich.«

    Â»Ist es richtig, daß Ihre

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