Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Eifel-Jagd

Eifel-Jagd

Titel: Eifel-Jagd Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jacques Berndorf
Vom Netzwerk:
Typ
selbstverständlich auch unterm Ladentisch, rückte sie aber erst heraus, nachdem
ich die Waffe bezahlt hatte.«

    Emma bemerkte langsam und pointiert: »Ich weiß nicht, ob ich
Julius Berner zutrauen soll, dreimal zehntausend Mark für einen Mordauftrag
hinzulegen. Dabei fällt mir ein: Wo mögen die Polen das Geld versteckt haben?«

    Â»In ihrem Quartier«, gab Hommes Auskunft. »Das Einzige, was
zählt, ist Bargeld. Banken sind unsicher, Freunde sind unsicher, Bargeld ist
beruhigend. Julius Berner muß knietief in der Scheiße sitzen. Und ohne Julius
Berner konnte das Ding hier nicht laufen. Ballmann, was ist? Wußten die, daß du
hier bist?«

    Ballmann nickte. »Aber ich weiß nicht, von wem. Ich habe mit
keinem Menschen gesprochen außer mit dir. Sie wußten es, sie kamen mit drei
Mopeds von Büdesheim her und bogen am Ende dieses Geländes nach links ein. Das,
was mich rettete, war die Tatsache, daß ich mein Zelt aufgebaut hatte, aber
nicht drin war. Und daß sie sich unendlich viel Zeit nahmen, an das Zelt heranzukommen.«

    Â»Woher konnten Sie den Standort kennen?« fragte Emma.

    Andreas Ballmann meinte bedächtig. »Pjotr könnte mir gefolgt
sein, ohne daß ich es merkte. Pjotr kann mich schon im Kammerwald am
Adenauer-Haus entdeckt haben. Ihm traue ich das zu.«

    Stefan Hommes wandte sich an Emma: »Was ist jetzt mit meinem
Chef?«

    Â»Die Kripo in Düsseldorf kassiert ihn gerade. Anschließend wird
er zu Kischkewitz’ Truppe nach Wittlich gebracht. Das wird ein Eiertanz. Er
wird garantiert zwei oder vier Millionen bieten, damit ihn die Staatsanwaltschaft
auf freiem Fuß läßt. Und wahrscheinlich kommt er damit durch. Direkte Beweise
gibt es ja nicht. Außerdem stellt sich die Frage: Beweise wofür?«

    Â»Daß er die Polen bezahlt hat«, bemerkte ich.

    Â»Das glaubst du doch selbst nicht«, polterte Rodenstock. »Wenn
er sie wirklich bezahlt hat, dann bezahlte er sie niemals direkt. Er muß einen
Dritten zwischengeschaltet haben. Emma hat recht, das wird ein Eiertanz werden.
Ein Fressen für die Rechtsanwälte. Laßt uns heimfahren, ich habe die Nase voll
von Natur.«

    Â 
    Eine gute halbe Stunde später waren wir zu Hause,
aßen eine Kleinigkeit und beschlossen dann wütend, uns auf keinen Fall davon
abbringen zu lassen, den Ehemann der toten Mathilde Vogt zu besuchen. Emma
sagte, sie würde mit Jenny erst zu Dinah fahren und dann zu Enzo, denn Morde
hin, Morde her, so etwas wie ein Familienleben sei lebenswichtig, während die
Wichtigkeit von Leichen schon durch begrenzte Haltbarkeit stark eingeschränkt
sei.

    Kischkewitz meldete sich und berichtete, er werde mit den
Vernehmungen der drei Polen beginnen und dann mit Spannung auf Julius Berner
warten.

    Rodenstock sagte zu mir: »Wir können kommen. Ich habe mit Vogt
telefoniert, er ist zu Hause. Er hat Migräne, aber er ist zu Hause.«

    Wir warteten, bis Emma und Jenny vom Hof rollten, um Dinah und
Enzo zu besuchen, dann fuhren auch wir.

    Der Bauunternehmer Vogt, von dem ich bis jetzt nur wußte, daß
er so katholisch war wie Julius Berner, wohnte auf einem paradiesischen
Grundstück hinter dem Wittlicher Krankenhaus. Der Bungalow war flach und
riesig, offenbar wie ein großes U gebaut. Rechts vom Haus drei Garagen mit
angeberisch breiten Toren. Davor ein überdimensionaler Drahtkäfig, in dem zwei
Schäferhunde herumlungerten, die mächtig Lärm schlugen.

    Auf unser Klingeln öffnete eine ältere Frau, die eine weiße
Schürze auf einem schwarzen Kleid trug. »Die Herren werden erwartet«, sagte sie
und ging vor uns her.

    Der Wohnraum mit einer großen Fensterfront zum Garten raus lag
in einem beinahe mystischen Dunkel. Jemand sagte: »Entschuldigung, ich kann bei
Migräne kein Licht vertragen.«

    Vogt saß in einem Sessel neben einem Schreibtisch, der aus
gewaltigen Balken gefügt war, und schien einen Hut auf dem Kopf zu tragen. Doch
es war kein Hut, es handelte sich um einen Beutel mit Eis, und der Mann sah
grotesk aus. Sicher war er mehr als ein Meter achtzig groß und trug das grüne
Wams der Jäger zu Kniebundhosen aus Wildleder, derben Kniestrümpfen und schweren
Halbschuhen. Irgend etwas war mit seinem Kopf, und ich konnte erst nicht sagen,
was es war. Dann merkte ich, daß er einen im Vergleich zu seiner massigen Figur
erstaunlich kleinen

Weitere Kostenlose Bücher