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Eifel-Jagd

Eifel-Jagd

Titel: Eifel-Jagd Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jacques Berndorf
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Schädel hatte. Das Gesicht wirkte fade wie ein frisch
angerührter Sauerteig, ungesund und im Bereich der Wangen hochrot, wie man es
nur bei Leuten findet, die einen zu hohen Blutdruck haben. Aber vielleicht war
er einfach nur ein Choleriker.

    Â»Wollen Sie etwas zu trinken? Kaffee oder Kognak vielleicht?«

    Â»Nein, danke schön«, sagte Rodenstock artig. »Wir bringen nur
einige Fragen mit, da wir uns um den tragischen Tod Ihrer Frau kümmern wollen.
Journalistisch, versteht sich.«

    Â»Wissen Sie, ich sage, daß wir es hier mit dem Gott des Alten
Testamentes zu tun haben.«

    Â»Was meinen Sie damit?« fragte Rodenstock sachlich.

    Die ganze Wand hinter dem Sessel war behängt mit Reh- und
Hirschgeweihen, und zwischendrin hockten ausgestopfte Raubvögel auf Asthölzern,
und ein Marder wand sich einen Stamm hinauf. Es wirkte widerlich muffig und
leblos.

    Â»Was ich meine? Nun ja, der Gott des Alten Testamentes ist ein
strafender, ein kriegerischer, ein hassender Gott. Wie heißt das? ›... und er
schlug die Hethiter!‹.« Seine Stimme hatte etwas aufdringlich Trompetendes, es
war schwer vorstellbar, daß er auch leise sprechen konnte.

    Â»Wollen Sie etwa andeuten, daß Ihre Frau vom lieben Gott
bestraft worden ist? Und wenn es so war, wofür wurde sie bestraft?« Seine
Eröffnung machte mich fassungslos.

    Â»So meine ich das nicht«, sagte Vogt und hob den rechten
Zeigefinger. »Ich meine vielmehr, ich sollte bestraft werden. Und jeder, der
ohne Sünde ist, werfe den ersten Stein. Was glauben Sie, wie furchtbar das ist,
die Frau beerdigen zu müssen. Wie soll ich da durchkommen? Was tue ich mit den
Kindern? Den ganzen Krempel hier verkaufen?«

    Â»Wofür kann der Gott des Alten Testamentes Sie denn bestrafen?«
wollte Rodenstock wissen.

    Â»Ich weiß es nicht«, murmelte er und faßte an den Eisbeutel auf
seinem Kopf. »Vielleicht habe ich ihn erzürnt, wahrscheinlich habe ich ihn
erzürnt. Da schlug er zu.«

    Eine Weile herrschte Schweigen.

    Ich wollte die Spannung lockern und fragte: »Als Ihre Frau
frühmorgens erschossen wurde, waren Sie hier, nicht wahr?«

    Â»Genau.«

    Â»Kam es häufig vor, daß sie allein im Revier unterwegs war? Ich
meine, es war tiefe Nacht, und es gab kein Büchsenlicht. Da ist ein Schuß über
eine große Distanz beinahe ausgeschlossen ...«

    Â»Oh, Mann«, Vogt winkte ab. »Sie haben keine Ahnung von Jagd,
was? Wir haben längst Zielfernrohre, die mit Restlichtverstärker arbeiten. Wenn
die Augen das Ziel erfassen können, kann man die Kugel sehr genau plazieren.«

    Â»Und Sie haben keine Vorstellung, wer das getan hat?«

    Â»Nein!« sagte er scharf. »Meine Frau war ein braves Eifler
Mädchen, sehr fromm, sehr religiös und sehr hoch angesehen.«

    Und sie trug das Kind eines anderen, dachte ich. »Sie haben in
der Jagd einen dritten Partner, den Zahnarzt. Dr. Trierberg, ebenfalls aus
Wittlich. Was ist das für ein Mann?«

    Â»Na ja, kein echter Jäger, eher so ein Hobbyschütze. Kam auch
sehr selten ins Revier, hielt sich fast immer raus. Man muß aber sagen, daß er
immer pünktlich bezahlt hat, was zu bezahlen war.«

    Â»Vielleicht war ja Dr. Trierberg auch im Revier und hat Ihre
Frau, nun sagen wir, versehentlich erschossen?«

    Â»Ausgeschlossen.« Erheitert begann er zu lachen. »Ich sage
immer, Trierberg ist ein Jäger, der das Walddunkel fürchtet. Verstehen Sie, was
ich meine?«

    Â»Würden Sie sich die Mühe machen und uns berichten, wie der
Abend vor der Tat ablief, was Ihre Frau zu Ihnen sagte, was überhaupt
gesprochen wurde, wann sie das Haus verließ?« Rodenstock hatte eine gefährliche
Ruhe in der Stimme.

    Â»Das habe ich der Mordkommission schon x-mal erklärt. Es gab
nichts außer der Reihe, nichts Ungewöhnliches. Mathilde sagte, sie würde nachts
ins Revier gehen. Das tat sie in der letzten Zeit oft, sie sagte, das sei gut
für ihre Nerven. Sie müssen wissen, daß sie es mit den Nerven hatte.«

    Â»Was heißt das, sie hatte es mit den Nerven?« Rodenstock wirkte
penetrant.

    Â»Na ja, sie kriegte Beruhigungspillen, jede Menge. Erst vor ein
paar Monaten hat unser Arzt festgestellt, daß sie schwer depressiv war. Das
legte sich aber dann, weil sie Tabletten nahm, sogenannte Aufheller, wie der
Arzt sagte. Ich verstehe davon nichts.

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