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Eifel-Jagd

Eifel-Jagd

Titel: Eifel-Jagd Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jacques Berndorf
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haben. Das kann Cherie gewesen sein, aber wahrscheinlich ist das
nicht. An diesem Abend sind die beiden bereits einmal zusammengetroffen. Cherie
ist offensichtlich von Düsseldorf aus ins Zentrum von Daun gefahren. Irgendwie
ist sie dann nach Wittlich zu Mathilde Vogt gekommen. Vielleicht mit einem
Taxi, vielleicht ist sie abgeholt worden von Mathilde Vogt. Cherie verläßt das
Haus der Vogts, nachdem der Hausherr sie beleidigt und rausgeschmissen hat. Es
scheint mir nicht sehr wahrscheinlich, daß Mathilde Vogt sich in den Wagen
setzt, um in ihrem Revier erneut Cherie zu treffen. Also, wen traf sie? Natürlich
den Zahnarzt Trierberg. Und jetzt, verdammt noch mal, rächt es sich, daß wir
den Fall Mathilde Vogt so zögerlich angegangen sind, als sei er von minderer
Wichtigkeit. Wir brauchen diesen Zahnarzt. Er ist der Vater von Mathilde Vogts
Kind und ...«

    Â»Schon gut, schon gut, ich rufe ihn an. Nimm dir ein Handtuch,
rubbel dich ab und mach dich schön. Eine Eifler Liebesgeschichte. Darauf freue
ich mich.«

    Wir gaben Jenny und Enzo unsere Handy-Nummern und sagten, sie
sollten uns bei jedem Anruf verständigen, dann ging es los. Rodenstock hatte
über die Praxis des Zahnarztes erfahren, daß er zur Zeit eine Woche Urlaub
mache, aber zu Hause sei, wenn es denn um einen dringenden Fall gehe.
Waldschneise 17, östliches Stadtgebiet.

    Es war ein flacher, weißer Bungalow, im Grunde sehr solide, im
Grunde nichts Besonderes. Das Haus wirkte abweisend, weil sämtliche Rolläden
hinuntergelassen worden waren. Neben der Einfahrt zur Garage standen zwei Mülltonnen
auf der Straße, eine für die Bioabfälle und eine graue Tonne für den Restmüll.
Rodenstock ging zu den Tonnen und klappte sie auf. Er fand nichts, kam zurück,
ich drückte das kleine Gartentörchen auf, und wir schellten. Keine Reaktion.
Wir schellten noch einmal, wieder nichts.

    Dann rief eine Frau aus dem Vorgarten des gegenüberliegenden
Hauses: »Der Doktor ist nicht da. Die Mülltonnen habe ich rausgestellt, weil er
das ja meistens vergißt. Der ist schon seit mindestens einer Woche nicht mehr
hiergewesen. Mein Bruder sagt auch, daß er das nicht versteht, weil der Doktor
uns doch immer Bescheid gibt, wenn er in Urlaub fährt. Er hat nicht mal gesagt,
daß ich die Blumen gießen soll.«

    Â»Moment, bitte«, sagte Emma und überquerte die Straße. Wir
folgten ihr. »Ist sein Auto weg?«

    Â»Das Auto ist weg«, nickte die Frau. »Ich weiß das, ich habe ja
die Schlüssel, ich war schließlich drin, ich darf immer rein, hat der Doktor
extra gesagt, weil ich mich um alles kümmern soll.« Sie war eine kleine, hagere
Figur, vielleicht sechzig Jahre alt mit einer leicht blondierten, billigen
Perücke. Und sie wirkte ungeheuer diensteifrig.

    Â»Können Sie sich denn erinnern, wann Sie den Doktor das letzte
Mal gesehen haben?« fragte Rodenstock eindringlich.

    Â»Das ist so ungefähr eine Woche her. Es war morgens, ja,
morgens. Oder, nein, warten Sie mal, es war abends. Er winkte mir noch zu und
fuhr dann los. Ich dachte, er fährt zum Jagen, weil er sein grünes Hemd anhatte
und seine grüne Strickjacke und so. Das trägt er immer, wenn er auf die Jagd
geht. Und ich mache ja schließlich seine ganze Wäsche. Seit mein Mann
verstorben ist, sorge ich für den Doktor, daß er es auch immer gut hat.«

    Â»Dann kennen Sie ja auch Frau Vogt«, stellte Emma kühl fest.

    Die Frau wurde unsicher, sie stotterte etwas.

    Â»Die ist erschossen worden«, fuhr Emma unerbittlich fort.
»Davon haben Sie doch sicherlich gelesen, oder? Wahrscheinlich hat Dr.
Trierberg Sie gebeten, über Frau Vogt nicht zu sprechen. So ist es gewesen,
nicht wahr? War Dr. Trierberg mal verheiratet? Wie heißen Sie eigentlich?«

    Â»Ich bin Frau Findeisen, Christel Findeisen.« Sie machte jetzt
ein kummervolles Gesicht. »Wir haben im Radio gehört, daß der Mann von Frau
Vogt, also der Ehemann, verhaftet worden ist. Er soll ... er soll die Frau
erschossen haben.« Plötzlich weinte sie, und ebenso plötzlich holte sie ein
kleines, spitzenbesetztes Tuch aus dem Ärmel und fuhr sich damit über die
Augen. »Mich macht das ganz fertig. Sie wollte sich trennen, sie wollte Dr.
Trierberg heiraten. Und ich sollte dann auf das Kind aufpassen. Und sie hatten
auch gesagt, wenn wir in Urlaub fahren, nehmen wir Sie mit. Ich sollte

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