Eifel-Jagd
weinte. Die Tränen liefen aus seinen
Augen, und er konnte nicht richtig sprechen. Ich hab gefragt, was mit ihm ist.
Er schüttelte nur den Kopf und sagte: Ich muà weg, Christel, ich muà weg. Und
dann fuhr er.«
»Das war alles?« fragte ich.
Sie vergrub ihren Kopf an Emmas Schulter. »Das war alles.« Es
klang dumpf und vollkommen verzweifelt.
Rodenstock kehrte zurück: »Es stimmt, Trierberg hat mit
Kischkewitz gesprochen. Kischkewitz hatte nicht den geringsten Grund,
anzunehmen, Dr. Trierberg hätte etwas mit den Morden zu tun. Allerdings wuÃte
er nicht, daà das Kind von dem Doktor war. Christel, verdammt noch mal, wir
haben noch eine ganz schmale Chance. Wo ist der Waffenschrank?«
»Im Keller. Aber dazu habe ich keinen Schlüssel.«
»Egal. Wir müssen was nachprüfen.«
Wir gingen hinter Christel Findeisen her eine Betontreppe
hinunter. Sie schloà einen Raum auf. Darin lag ein groÃer Teppich, auf dem ein
Schreibtisch stand. Davor ein Sessel. Sonst gab es nichts, der Raum wirkte sehr
steril. Der Waffenschrank stand an der rechten Wand, ein Holzgehäuse mit zwei
Glastüren.
»Da ist nichts mehr«, sagte Christel Findeisen fassungslos.
»Wieviele Gewehre waren da drin?« fragte Emma. »Wieviele,
Christel? Wieviele Revolver oder Pistolen? Christel?«
»Ich glaube, es waren immer vier Gewehre«, sagte sie ohne Atem.
Sie starrte in den Schrank, als stünde dort die Lösung.
Rodenstock sagte: »Entschuldigung« und schob die Frau beiseite.
Dann schlug er mit der bloÃen Faust durch die rechte Scheibe des Schrankes.
Unten auf dem Boden des Schrankes befanden sich kleine Kartons. Munition. Jeder
Karton war aufgerissen, keine Spur von Ordnung. »Waren hier auch Faustfeuerwaffen
drin?«
»Da waren so ... Pistolen oder so was. Ich kenne mich da nicht
aus.«
»Wieviele?« fragte Emma drängend.
»Scheià drauf. Ist doch egal. Trierberg ist in den Krieg gezogen.«
»Christel«, sagte Emma. »Ist der Doktor ein Mann, der auf
Menschen schieÃen könnte?«
»Kann er nicht, niemals. Er ist so ein gütiger Mensch. Er hat
gesagt, er kann nicht mehr jagen, er will gar nicht mehr jagen. Nein, er kann
nicht schieÃen, nicht auf ...«
»Stell dir vor, Christel«, sagte ich scharf, »er hört, daÃ
seine Mathilde erschossen wurde. Stell dir das vor, nur das. SchieÃt er dann?«
Sie bewegte sich unruhig, stellte die rechte Schuhspitze vor
eine Glasscherbe und schob sie nach vorn. »Dann schieÃt er«, nickte sie.
Rodenstock hantierte mit seinem Handy und sagte: »Stefan
Hommes, gut. Du bist bei Julius Berner, nehme ich an?« â»Hör jetzt zu. Der Dr.
Trierberg ist samt seinen Waffen verschwunden. Seit dem Tag, an dem die beiden
Frauenleichen gefunden wurden. Er wuÃte, daà Mathilde Vogt erschossen worden
ist. Und er war ihr Geliebter. Die beiden wollten heiraten.« â »Richtig, das
ist ein Hammer. Wir sind jetzt im Endspurt. Ãberleg bitte genau: Hat Dr.
Trierberg eine Jagdhütte?« â »Nein, ich denke nur, daà er zwei Möglichkeiten
hatte. Er konnte die Gegend verlassen, von irgendwoher seine Praxis verkaufen,
er braucht gar nicht mehr in Wittlich aufzutauchen. Aber: Er hat sämtliche
Waffen, die er besitzt, mitgenommen. Ich denke, er ist in den Wald gegangen,
wenn du verstehst, was ich meine ...« â »Die schmale StraÃe von Kopp nach
WeiÃenseifen, richtig?« â »Dann teilt sich dieser Weg. Der nach WeiÃenseifen
ist der linke, richtig? Gut. Wie weit?« â »Bis zum Waldrand linker Hand. Dann
Waldweg am Wald entlang, dritte Schneise nach rechts. Ungefähr vierhundert
Meter bis ...« â »Okay. Lichtung rechts. Und noch was, Junge. Paà auf den
Berner auf. Laà ihn keine Sekunde aus den Augen.« â »Ja, ich weiÃ, das ist
schwer, aber dein Chef hat nun mal keine sehr saubere Weste. Wir kommen bald.«
Rodenstock sah uns an. »LaÃt uns fahren, Beeilung. Es gibt eine
alte Jagdhütte, die schon dem Vater vom Trierberg gehörte. Das, was mir Kummer
macht, ist sein BMW. Wo hat er den gelassen? Er hatte schlieÃlich vier Gewehre
zu schleppen, die Munition, die Faustfeuerwaffen. Falls er noch lebt. Glaubst
du, daà er noch lebt?« fragte er Emma.
»Nein.« Sie schüttelte den Kopf, sie wirkte mutlos. »Christel,
ich verspreche dir, ich
Weitere Kostenlose Bücher