Eifel-Jagd
mit! Und
der Doktor sagte immer, ich sei für ihn wie eine Mutter.« Geplatzte Träume
gegen Ende des Lebens.
»Sie sollten uns das Haus zeigen«, sagte Emma sanft. »Und zwar
sofort. Wir glauben nämlich, daà Dr. Trierberg in groÃer Gefahr ist.«
Sie schrillte: »Oh Gott!« und hielt sich die rechte Hand vor
den Mund. »Natürlich. Darf ich fragen, ob die Herrschaften etwas mit der
Polizei zu tun haben?«
»Wir haben sehr viel mit der Polizei zu tun«, versicherte ich.
»Wir arbeiten mit Herrn Kischkewitz von der Mordkommission zusammen. Und jetzt
öffnen Sie bitte das Haus und die Garage und alle Räume im Haus, die abgeschlossen
sind.«
»Selbstverständlich«, sagte sie.
Sie verschwand für eine Weile und kehrte dann mit einem
Schlüsselbund zurück. Zuerst schloà sie die Garage auf.
»Was für einen Wagen fährt er?« fragte ich.
»Einen BMW. Aber wie der genau heiÃt, das weià ich nicht. Dann
hat er noch das Motorrad. Er liebt Motorradfahren.«
Eine schwarze Kawasaki stand da, blankgeputzt. Nichts in dieser
Garage deutete auf einen ungewöhnlichem Umstand hin, einen hastigen Aufbruch
etwa.
»Im Haus ist nichts verändert«, erklärte Frau Findeisen und
ging vor uns her zur Haustür.
»Hat er denn Wäsche mitgenommen?« fragte die praktische Emma.
Die Nachbarin sah Emma etwas verdutzt an. »Da habe ich gar
nicht nachgeguckt, das weià ich nicht.«
Im Haus roch es muffig, nach Staub und Einsamkeit. Wegen der
heruntergelassenen Rolläden herrschte ein bleiernes Zwielicht, das mich
augenblicklich nervös machte.
»ReiÃen Sie sämtliche Fenster auf«, bat ich. »Hier muà Licht
rein!« Dann knipste ich jeden sichtbaren Schalter an, das machte es etwas besser,
vertrieb aber die bedrückende Stimmung nicht.
»Ehe wir weitersuchen«, sagte Emma und stellte sich vor
Christel Findeisen. »Hatten Sie den Eindruck, daà die beiden, also Mathilde
Vogt und Dr. Trierberg, sich aufrichtig liebten?«
Sie wurde rot, auf ihrem Hals erschienen rote Flecken, die
Hände wurden fahrig. »Ja, oh ja, das ist wohl so. Sie ... sie waren
glücklich.«
»Ich wiederhole die Frage«, Emma war unnachgiebig: »War der
Doktor schon mal verheiratet?«
Sie schüttelte den Kopf. »Nein. Er ... in der Eifel ist es ja
so, daà Männer manchmal spät heiraten. Manchmal sehr spät. Der Doktor sagt
immer: Wenn ich die Richtige finde, dann heirate ich. Und ich weià noch, ich
habe einen Scherz gemacht. Ich habe ihn gefragt, woran er denn merken will, ob
sie die Richtige ist. Darauf hat er geantwortet: Wenn ich meine Patienten
vergesse, dann ist sie die Richtige.«
Rodenstock stand in der breiten doppelflügeligen Tür zum
Wohnzimmer. »War denn die Polizei nach dem Mord an Frau Vogt nicht hier?«
»Nein, das hätte ich gemerkt. Der Doktor sagte, er habe mit
denen telefoniert. Jetzt weià ich wieder, wann er ... Ja, ja, das war an dem
Tag, an dem sie die Leichen gefunden haben. Da muà er gefahren sein. Am
nächsten Tag nämlich ... Ganz sicher.«
»Er hat also mit der Polizei telefoniert?« fragte Rodenstock.
»Ja, hat er.«
»Mein Gott, Christel«, meinte Emma ganz sanft. »Sie sind ja
vollkommen durcheinander. Wenn er an dem Tag verschwunden ist und wenn er an
dem Tag mit der Mordkommission telefoniert hat, dann haben Sie doch was gemerkt,
oder? Sie sind doch eine Frau, wir Frauen merken doch so was. Hat er ... er muÃ
doch mit den Nerven fertig gewesen sein. Christel, bitte. Helfen Sie uns, er
ist doch auch Ihr Doktor?«
»Ich erkundige mich bei Kischkewitz«, sagte Rodenstock und
verzog sich.
»Christel«, sagte ich. »Wir versuchen, Ihrem Doktor zu helfen,
falls überhaupt noch was zu helfen ist. Bitte, was war an dem Tag, an dem die
Frauen ermordet worden sind?«
»Also, er fuhr aus der Garage raus.« Ihr schmallippiger Mund
zuckte, sie hatte etwas verdrängt, sie hatte es nicht wissen wollen. »Mein
Gott, die haben sich geliebt.«
»Langsam, Christel«, sagte Emma, und sie nahm sie in die Arme.
»Ganz langsam. Er fuhr also aus der Garage. Vorwärts? Rückwärts?«
»Rückwärts, wie immer. Bis auf die StraÃe. Dann bin ich raus.
Ich wollte fragen, ob ich irgend etwas tun kann. Ich dachte, er fährt in die
Praxis. Dann sah ich sein Gesicht. Er
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