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Eifel-Jagd

Eifel-Jagd

Titel: Eifel-Jagd Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jacques Berndorf
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komme zurück. Wir reden dann. Aber jetzt müssen wir
los.«

    Â»Ja, ja«, sagte sie. »Ich gieß mal die Blumen.«

    Der Himmel war dunkel, wir hatten vielleicht noch zwei Stunden
Licht, wenn es keinen weiteren Landregen gab.

    Â»Ist es eigentlich möglich, daß Mathilde vor Cherie starb?«
Emmas Frage richtete sich an sie selbst.

    Â»Natürlich«, entgegnete Rodenstock. »Dann hat Trierberg das
Blutbad angerichtet. Erst Cherie, dann Narben-Otto. Das meinst du doch, oder?«

    Â»Ja«, sagte sie. »Ein glaubhaftes Motiv. Er hört im Radio die
Nachrichten, dann packt er die Waffen ein und zieht in den Krieg. Irgend jemand
... Mein Gott, das paßt, das paßt alles, Rodenstock.«

    Â»Nein«, sagte ich, gab Vollgas und zog die Gänge durch.
»Narben-Otto paßt nicht.«

    Â»Doch«, widersprach Rodenstock kühl. »Er hat bei Cherie eine
Abtreibung gemacht. Cherie wird Mathilde davon erzählt haben. Mathilde sagt es
Trierberg. Und der rastet aus. Mein Gott, die ganze chaotische Geschichte
nichts als eine Beziehungskiste. Gib Gas, Junge.«

    Â»Er wird sich getötet haben. Sein Leben war zu Ende.« Emma
räusperte sich. »Er war wirklich am Ende.«

    Â»Ja, ja«, sagte ich wütend. »Aber kannst du vielleicht mal
einen Moment deine Phantasien zügeln? Sicher ist noch nichts. Kann doch auch
sein, daß es die Nacht der Mörder war. Die haben sich in der Eifel verabredet.
Kommt doch häufig vor, oder nicht? Die hatten hier ein Jahrestreffen, und der
Vorsitzende und der Kassenwart und der Sportgerätewart haben ...«

    Â»Hör auf«, bellte Rodenstock scharf. »Halt die Schnauze. Du
beleidigst meine Frau.«

    Ich mußte ein paarmal durchatmen, ehe ich reagieren konnte.
»Tut mir leid, Emma. Tut mir leid, Papa.«

    Gleich hinter der Autobahnabfahrt gelangten wir an eine typisch
Eifler Straßenbaustelle. Nichts warnte, niemand stand rum und winkte mit einer
Fahne. Die Arbeiter hatten sich einfach mitten auf der Straße aufgebaut und
bemühten sich, mit einem Bohrhammer ein Loch in die Fahrbahn zu stemmen. Und
genau in dieser schmalen Rinne, rechts neben dem bohrenden Trupp stand ein
Autobus, und der Fahrer quatschte gemütlich mit jemandem, der aussah wie der Vorarbeiter.

    Â»Das darf nicht wahr sein«, hauchte Rodenstock erstickt.

    Â»Oh doch«, sagte ich und gab Vollgas, nahm die linke Fahrbahn
an dem Bautrupp vorbei, und sie starrten mir fassungslos nach.

    Ich lächelte wie Django, wenn er sich besonders einsam fühlt,
und gab noch ein bißchen mehr Gas, weil pro Tag erfahrungsgemäß eine nicht
abgesicherte Baustelle die Regel ist, zwei kommen selten vor.

    Es herrschte sehr viel Betrieb auf den Straßen, und ich dachte
verzweifelt, daß ich um das herrliche Daun nicht herumkomme, das einzige
Städtchen, das stolz darauf zu sein scheint, daß seine Mitte von Süden aus
absolut nicht erreichbar ist.

    Rodenstock neben mir hielt sich an allem fest, was ihm sicher
erschien. Emma, das sah ich im Rückspiegel, machte etwas sehr Cleveres, sie
kniff die Augen zu, und es wirkte so, als lache sie. Aber wahrscheinlich war es
das blanke Entsetzen.

    Endlich erreichten wir hinter Gerolstein die lange Linkskurve
an der Kyll entlang, es ging unter der Überführung durch, rechts um die
Lissinger Burg, dann auf die Gerade, von der aus die Seitenstraße nach Kopp abbiegt.
Hier schaltete ich sämtliche Lichter aus und trödelte nur noch mit etwa achtzig
dahin, damit wir nicht unnötig auffielen.

    Â»Was ist, wenn wir Trierberg nicht finden?« fragte ich.

    Â»Dann ist er wirklich tot«, murmelte Rodenstock. »Und was ist,
wenn er uns unter Beschuß nimmt?«

    Eine Weile herrschte Schweigen.

    Â»Das wird er nicht tun«, sagte Emma. »Ich nehme an, wenn er
noch lebt, wird er ungeheuer erleichtert sein, daß wir kommen. Ich bin
gespannt, was er gesehen hat.«

    Â»Was soll er denn gesehen haben?« fragte Rodenstock.

    Â»Na ja, wie jemand seine zukünftige Frau erschoß«, erwiderte
sie lapidar.

    Â»Aber dann kehrt er doch niemals ein paar Stunden später in den
Wald zurück!« schnaubte Rodenstock.

    Â»Falsch, mein Lieber, ganz falsch. Wenn er genau das tut, ist
er an dem einzigen Platz auf der Welt, an dem niemand nach ihm sucht.«

    Â»Wie gehen wir denn nun vor?« fragte ich.

    Â»Wir richten uns danach, wie die Situation

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