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Eifel-Jagd

Eifel-Jagd

Titel: Eifel-Jagd Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jacques Berndorf
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all das nicht mehr denken zu müssen.
Ich riskierte einen Anruf bei dem total erschöpften Kischkewitz, weil ich den
Kriminalrat Kleve nicht einordnen konnte, weil sein Bild zu glatt erschien, aalglatt.

    Â»Aber er ist aalglatt!« sagte Kischkewitz schroff. »Wenn wir
den Fehler machen, ihn zu verhaften, legt er zehn Millionen Dollar auf den
Tisch des Untersuchungsrichters und wird auf freien Fuß gesetzt wie Berner.
Unsere Situation ist im Sinne der Anklage beschissen. Kleve ist haushoch belastet,
aber ...«

    Â»Also hat Kleve die Morde angeordnet?«

    Â»Soweit bin ich noch nicht, eher denke ich ... aber laß mich
nicht zu sehr ins Spinnen verfallen. Hast du mal über die Rolle der Frau von
Martin Kleve nachgedacht? Die Frau mit den vielen Firmen im Ausland und dem
detonierenden Umsatz?«

    Â»Habe ich nicht. Ich kenne die nicht. Ich nehme an, sie ist
geldgeil.«

    Â»Das ist sie, weiß Gott. Aber schon kommt der nächste Verdacht:
Die Firmen und ihr Hintergrund sind bestimmten Leuten aus der Landesregierung
bestens bekannt. Sie sind Teil eines riesigen Deals, sie gehören zur Absprache.
Und was das heißt, kannst du dir vorstellen.«

    Â»Kann ich nicht. Was willst du mir sagen?«

    Â»Diese beiden Männer sind so reich und einflußreich, daß sie
unter Umständen gar keinen Mord befehlen müssen. Es reicht vollkommen, der
Meinung Ausdruck zu geben, daß zum Beispiel Narben-Otto gefährlich sein könnte.
Und schon geht ein Arschkriecher hin und nietet Narben-Otto um. Und
anschließend kann er auch noch glaubhaft versichern, daß das niemand von ihm
verlangt hat. Vielleicht kannst du dir jetzt die Schwierigkeiten eines
Leitenden Oberstaatsanwaltes vorstellen, der diese Geschichte aufs Auge
gedrückt bekommt. Das ist ein Alptraum, der mit einem Freispruch erster oder
zweiter Klasse für Kleve und Berner enden kann.«

    Â»Bitte nicht so was«, murmelte ich und hatte einen trockenen
Mund.

    Â»Das ist die Sachlage, mein Bester. Drei Morde in der Eifel,
einer geklärt. Die beiden anderen fanden zwar hier statt, haben aber im Grunde
mit diesem Landstrich nichts zu tun. Die Arschlöcher haben unseren Wald als
Kulisse benutzt, und die arschlöchrigen Jäger haben uns den Blick verstellt.
Streng dein Köpfchen an, mein Bester. Wir müssen eine Falle aufbauen. Und die
muß so perfekt funktionieren, daß kein Anwalt auf die Idee kommen kann, wir
hätten gegen geltendes Recht verstoßen oder derartige Beweise seien nach der
Strafprozeßordnung nicht zugelassen. Damit müssen wir nämlich auch rechnen.
Weißt du, wie hoch dein IQ ist?«

    Â»Im Moment liegt er in der Nähe eines Kronkorkens.«

    Â»Das macht richtig Mut.« Kischkewitz lachte und legte auf.

    Ich hoffte, ungestört den Flur überqueren zu können, um in
meine Badewanne zu steigen. Das mit dem Flur klappte, das mit der Badewanne
nicht. In der hockten und plantschten Jenny und ihr Enzo. Klar, wenn man
beschließt, ein Kind zu zeugen, geht man erst mal zusammen ins Wasser. Prompt
sagte ich demütig: »Oh, entschuldigt bitte, das wußte ich nicht.«

    Â»Das macht doch nichts«, beruhigte mich Jenny mit dem
unergründlichen Lächeln der Mona Lisa.

    Vielleicht war es einen Versuch wert: Immerhin konnte ich meine
Goldfische um Asyl bitten, Goldfische sollen freundliche Wesen sein. Zusammen
mit Fritzchen im zarten Geäst einer Wasserpflanze zu liegen, war eine höchst
sympathische Vorstellung. Dann fiel mir ein, daß ich auch noch über ein
Arbeitszimmer im ersten Stock verfüge. Also verzog ich mich in diese Richtung
und hatte Glück. Das Zimmer war zwar in einem chaotischen Zustand, aber
immerhin war kein Gast drin. Man lernt es, sich über die kleinsten
Annehmlichkeiten zu freuen. Und zufällig entdeckte ich, daß ich noch eine echte
Pure Havana von Bethan besaß. Die Aluminiumröhre hatte sich hinter einen
Schmöker von John le Carré verkrümelt. Die Zigarre war so gewaltig wie der Lauf
einer Neun-Millimeter-Zimmerflak von Samuel Colt. Dumpf paffend hockte ich an
meinem Schreibtisch und dachte komischerweise an alle, die in Hollywood mit
einer solchen Zigarre unter kalifornischer Sonne hocken. Schwarzen-egger,
Redford, Oliver Stone oder auch Barbara Streisand. Ihr Pech, daß sie keine
Ahnung haben, wo die Eifel liegt. Dort raucht es sich angenehmer, und man wird
dabei auch nicht dauernd fotografiert.

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