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Eifel-Jagd

Eifel-Jagd

Titel: Eifel-Jagd Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jacques Berndorf
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zwei
Benzinkanister je zwanzig Liter, übergießt den Suzuki mit dem Sprit und zündet
ihn an. Er hat übrigens auch Narben-Otto mit Benzin übergossen, das steht fest,
das sagt mein Brandexperte. Das heißt, der Mann – die Männer, die Frau –, die
Narben-Otto töten sollte, sind ganz ruhig und gründlich vorgegangen, es gibt
keinerlei Hinweise auf Hektik. Der oder die Mörder haben sich sogar die Zeit
genommen, aus dem Steinbruch hier zu verschwinden, indem sie peinlich bemüht
waren, auf der alten Spur zurückzusetzen und somit die Spur zu verwischen. Wir
hatten Glück, daß der Wagen auf der Einfahrt in den Steinbruch von einem
kopfgroßen Steinbrocken abglitt und dabei eine einwandfrei zu identifizierende
Spur zurückließ. Sie haben sogar die zwei Benzinkanister hier gelassen. Meine
Spurenleute sind sich sicher, der oder die Täter trugen Arbeitshandschuhe und
zwar von der Art, wie man sie in jedem Baumarkt für einen Fünfer kaufen kann.
Das wäre das, jetzt ...«

    Â»Zwischenfrage«, sagte Emma ruhig und zog an ihrem Zigarillo.
»Haben Sie eine Idee, warum Narben-Otto den Wagen bis an den Rand des
Steinbruch fuhr und unmittelbar davor anhielt? Ich meine folgendes: Narben-Otto
muß doch entweder jemanden beobachtet haben, der unten im Steinbruch war, oder
er traf jemanden, der ihm etwas übergeben wollte. Wie auch immer, falls dem Ganzen
eine kriminelle Handlung zu Grunde lag, waren hier Amateure am Werk, oder nicht?«

    Kischkewitz sah sie mit offener Bewunderung an. »Das denke ich
auch. Nehmen wir an, Narben-Otto wollte jemanden kontaktieren oder beobachten.
Dann muß dieser Jemand hier unten auf dem Level des Steinbruchs gewesen sein.
Sonst wäre Narben-Otto da oben nicht bis an den äußersten Rand gefahren. Der
Steinbruch ist aber eine gigantische Falle. Wenn du drin bist, kommst du nicht
mehr hinaus, ohne den schmalen Weg zu benutzen, der an der Mündung rausführt.
Das würde dafür sprechen, daß einer der beiden ein Amateur war. Ein echter
Krimineller mit einem Näschen für Gefahr würde sich niemals freiwillig in diese
Falle begeben ...«

    Rodenstock und ich sagten im gleichen Moment heftig: »Falsch!«

    Kischkewitz seufzte und meinte leise: »Dann klärt mich auf, ihr
Experten.«

    Rodenstock blickte mich an und räusperte sich: »Zunächst mal
haben wir noch nichts davon gehört, was das dritte Auto für Bewegungen machte.
Wenn Narben-Otto sich mit jemandem treffen wollte, konnte er keinen besseren
Punkt finden als den am Rand der Senkrechten. Der Grund ist ganz einfach.
Niemand, wirklich niemand, nicht einmal ein Liebespärchen, zieht es so weit an
den Rand des Steinbruchs, das wäre ganz einfach verantwortungslos, weil
lebensgefährlich. Ich nehme an, daß Narben-Otto überhaupt kein Interesse daran
hatte, was sich auf dem Grund des Steinbruchs abspielte. Er wollte da oben über
uns jemanden treffen, aus welchen Gründen auch immer. Denn da oben hätten die
beiden im unwahrscheinlichen Fall der Entdeckung die Möglichkeit, sich rasch
von der Kante zu entfernen und quer durch den Wald abzuhauen. Leute, die keine
Ahnung vom Wald haben, würden vermuten, daß so etwas nicht geht, aber die
Eifler wissen verdammt genau, daß so etwas immer geht. Vorausgesetzt, du hast
dich genau informiert und den Fluchtweg ausgekundschaftet. Stellen Sie sich
vor, Kischkewitz, Sie überraschen da oben Narben-Otto zusammen mit dem Mann
oder der Frau, die er treffen wollte. Und Sie sind der festen Überzeugung:
Jetzt habe ich ihn! Dann passiert folgendes: Ihr Wild entkommt, es brettert
ohne Scheinwerfer einfach in den Wald. Es ist weg. Dies ist Punkt eins. Punkt
zwei ist Ihre Annahme, daß der Steinbruch eine gigantische Falle ist. Das ist
eine Täuschung. Ich habe mir das genau angesehen. Die Wand des Steinbruchs ist
nur im letzten Teil wirklich senkrecht. Mit Ausnahme des letzten Kessels, in
dem wir uns gerade befinden, kann man an bestimmt zehn Stellen den Steilhang
hochklettern und verschwinden. Ich rede natürlich von jemandem, der nicht mit
dem Auto unterwegs ist, sondern zu Fuß. Wir haben es mit Leuten zu tun, die im
Wald zu Hause sind und gegen die ein Großstädter nicht den Hauch einer Chance
hat. Und jetzt erzählen Sie etwas über das dritte Fahrzeug.«

    Â»Er ist richtig gut, nicht wahr?« fragte Emma stolz.

    Â»Das ist er.« Kischkewitz

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