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Eifel-Jagd

Eifel-Jagd

Titel: Eifel-Jagd Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jacques Berndorf
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Er lauschte diesen
Worten nach. »Sie kannten sie also zuerst privat. Ist das richtig?«

    Â»Ja.«

    Â»Und dann wurde es dienstlich. Ist das auch richtig?«

    Â»Kann man so sagen«, nickte Ballmann.

    Â»Ich habe die Schnauze voll, ich lasse mir seine Akte schicken.
Ich bin doch nicht sein Leo!« Kischkewitz war plötzlich kompromißlos.

    Â»Das würde ich nicht tun«, meinte Rodenstock leise und
nachdenklich.

    Â»Und warum nicht?«

    Â»Weil dann die Möglichkeit besteht, daß er nicht mehr lange
lebt.«

    Â»Das ist doch verrückt!« schnappte ich.

    Â»Na ja«, sagte Ballmann gelassen. »So ganz falsch ist das
nicht. Ich möchte gern mit Ihnen unter vier Augen sprechen.« Er sah Kischkewitz
an.

    Â»Einverstanden. Sie fahren mit nach Wittlich. Aber ich warne
Sie, führen Sie mich nicht hinters Licht.«

    Â»Das würde ich niemals tun«, sagte der Fahnder fromm.

    Die Beamten verabschiedeten sich von uns und verschwanden.

    Â»Wieso glaubst du, daß er getötet werden könnte?«

    Â»Weil er etwas jagt«, erwiderte Rodenstock mit großer
Sicherheit. »Er ist hier, um etwas herauszufinden, sonst würde seine
Anwesenheit wenig Sinn machen. Und Jäger leben hier zur Zeit ziemlich
gefährlich. Egal, auf was die Jagd machen.«

    Â»Du scheinst etwas zu sehen, was ich nicht sehe.«

    Â»Ich sehe etwas, aber ich sehe es nicht klar, und ich kann
keine Verbindungslinien zwischen einzelnen Ereignissen ziehen. Aber alles in
allem sieht es für Julius Berner ziemlich düster aus. Er ist ein ehrenwerter
Kaufmann, behandelt aber seine Konkurrenten und Opfer mit nachweislicher Gnadenlosigkeit.
Er geht über Leichen, wie man so schön sagt. Er ist ein ehrenwerter praktizierender
Katholik, der keinerlei Ahnung hat, daß Narben-Otto mit Drogen dealt, für den
deutschen Zoll tätig ist und gleichzeitig Abtreibungen durchführt. Berner hat
nicht die geringste Ahnung, was die Clique der Jugendlichen treibt. Und er behauptet,
er kenne keinen Grund, weshalb Cherie getötet worden sein könnte. Glaubst du
das alles, glaubst du diese geballte Harmlosigkeit?«

    Ich antwortete nicht auf diese Feststellungen. Statt dessen
fragte ich: »Und wer, glaubst du, kann uns auf das Pferd helfen?«

    Â»Stefan Hommes vielleicht. Ruf ihn bitte an, ob er zu Hause
ist. Sag ihm, wir kommen jetzt vorbei.« Rodenstock setzte sich hinter das
Steuer seines Wagens und ließ den Motor an. »Mein Gott, wir platzen vor Wissen,
jede Menge Einzelheiten. Aber wir wissen nicht, wie eines zum anderen paßt.«

    Â»Das nennt man einen Informationsstau«, bemerkte ich. »Und wenn
du Pech hast, erstickst du dran.«

    Hommes hatte gesagt, er sei zu Hause und freue sich, uns zu
sehen. Er wohnte in Gerolstein im zweiten Stock eines Hauses gegenüber vom
Rondell. Er bat uns in ein Wohnzimmer, das mit sehr altem, massiven Mobiliar
vollgestellt war.

    Â»Das ist noch von meinen Großeltern«, sagte er. »Ich kann das
Zeug nicht wegwerfen. Was kann ich tun?« Er trug einen grünen Trainingsanzug.

    Â»Das wissen wir noch nicht«, sagte Rodenstock bekümmert. »Wir
hoffen einfach, daß Ihnen zu einigen unserer Fragen etwas einfällt.«

    Â»Wenn es nicht gegen meinen Arbeitgeber geht, ist jede Frage
okay«, sagte er offen.

    Â»Genau das ist aber der springende Punkt«, gab ich zu. »Wir
knabbern an einigen Problemen herum. Eines haben wir allerdings gelöst.
Narben-Otto war ein Drogendealer. Wußten Sie das?«

    Â»Ich habe es geahnt, hatte aber keine Beweise und wollte keinen
Stunk machen. Es ist nämlich so, daß in der Clique ziemlich viele Sachen
laufen, von denen Herr Berner keine Ahnung hat. Und er will auch gar keine
Ahnung haben. Er hat mir mal gesagt: Ich will in der Eifel in der Natur und mit
der Natur leben. Ich will in der Eifel nichts von geschäftlichen Problemen wissen
und schon gar nicht von irgendwelchem privaten Knatsch. Das ist sein
Standpunkt, und ich halte mich dran. Und ich weiß genau, wo die Musik spielt.«
Das letzte sagte er trotzig.

    Â»Sie mögen die Clique nicht?« fragte ich.

    Â»Nein«, sagte er. »Aber das habe ich ja schon mal gesagt. Das
sind alles Spielmädchen und Spieljungen.«

    Â»Enzo Piatti und Jenny kennen Sie auch, nicht wahr?« fragte
ich.

    Â»Sicher. Zwei ganz schräge Vögel. Der Enzo ist schwul, und die
Jenny ist schwul. Da

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