Eifel-Jagd
haben sie sich zusammengetan, damit es nicht so auffällt.«
»Warum haben die die Clique denn verlassen?« wollte Rodenstock
wissen.
»Haben sie gar nicht«, antwortete der Wildhüter. »Herr Berner
hat ihnen gesagt, sie sollen gehen, er wolle sie nicht mehr sehen.«
»Sieh einer an«, Rodenstocks Stimme war hoch.
»Vermutlich, weil sie beide schwul sind?« fragte ich.
»Das nehme ich stark an«, nickte Hommes.
Betulich erkundigte sich Rodenstock: »Wie läuft das eigentlich
so ab, wenn Berner Industrielle einlädt, wenn er mit Leuten auf die Jagd geht,
nach welchen Grundsätzen sucht er die Leute aus? Sie waren dabei, als er uns
sagte, daà auf seiner Jagd Geschäfte gemacht werden, also ist das hoffentlich
keine unfaire Frage.« Er lächelte wie ein GroÃvater, der seinem Enkel
imponieren will.
»Na ja, er ruft mich an und fragt, wo was steht. Also wo
welches Wild steht. Dann erscheint Berner mit seinen Gästen, oder er kommt
allein und die Gäste kommen aus allen Himmelsrichtungen nach. Das ist
eigentlich die einzige Gelegenheit, bei der ich nicht im Haus in Mürlenbach
bin. Die Geschäfte gehen mich ja nichts an. Ich hole dann die Gäste ab, wenn
sie auf den Hochsitz wollen. Meistens sind das Leute, die wirklich was von der
Jagd verstehen und die selbst eine Jagd haben. Klar, es gibt auch die
Bierbäuche, die ständig über die Jagd reden und die es nicht schaffen, zwei
Minuten bergauf zu gehen. Sie geraten dann so auÃer Puste, daà du glaubst, es
wäre besser, eine rollende Intensivstation dabei zu haben.« Er kicherte.
»Eine sehr persönlich Frage«, sagte Rodenstock gefährlich
beiläufig. »Haben Sie niemals versucht, Julius Berner darüber aufzuklären, daÃ
die Jugendlichen alle möglichen Drogen nehmen?«
»Klar habe ich das anfangs versucht, aber er hat mir zu
verstehen gegeben, daà er so etwas nicht wissen wolle und daà ihn das auch
nichts angehe.«
»Hat Cherie eigentlich Drogen genommen?«
Er lächelte. »Ich verstehe jetzt, auf was Sie hinaus wollen.
Aber die Frage kann ich trotzdem beantworten. Sie nahm keine, sie sagte immer,
es wäre nicht gut für den Teint. Ich denke, sie hat in drei Jahren keine drei
Joints geraucht.«
Rodenstock starrte aus dem Fenster, als sei etwas da drauÃen
höchst interessant. »Hat Cherie auch bei Narben-Otto abtreiben lassen?«
Er war sofort empört. »Wollen Sie sie in den Schmutz ziehen?«
»Nicht die Spur«, sagte Rodenstock gelassen. »Sie müssen aber
zugeben, daà die Frage naheliegend ist. Andere haben das schlieÃlich gemacht,
oder?«
Der Wildhüter legte die Hände ineinander und rieb sie, als
wolle er sie auswringen. »Narben-Otto war gar nicht gut. Nicht gut für den Chef
und nicht gut für die jungen Leute. Für keinen war der gut.«
»Kennen Sie eigentlich die Industriellen, die bei Ihrem Chef zu
Gast sind?« Rodenstock betrat jetzt dünnes Eis.
»Einige kenne ich, andere nicht.«
Ich übernahm: »Gibt es auch Geschäftspartner, die alleine
kommen? Wichtige Männer, die Berner allein empfängt und allein bewirtet?«
»Ja, aber nur ganz, ganz wenige.« Dann setzte Hommes schnell
hinzu. »Aber die kenne ich nicht. Ich weià nicht, woher sie kommen und wer sie
sind.« Er lächelte flüchtig. »Und selbst wenn, würde ich nicht darüber reden.«
»Das ist klar«, nickte Rodenstock und zwirbelte sich am rechten
Ohrläppchen. Es war das Zeichen, daà wir aufhören sollten. »Sie sind wirklich
sehr loyal. Sagen Sie, führen Sie uns mal durch den Wald?«
»Aber ja«, sagte er. »Wann immer Sie wollen. Wenn nicht gerade
der Chef da ist.«
»Ist der jetzt in Düsseldorf?«
»Ist er.«
»Wir rufen Sie an«, sagte Rodenstock. »Ach ja, noch etwas. Sie
kannten doch vermutlich Mathilde Vogt gut. Haben Sie eine Ahnung, weshalb
jemand ihren Tod gewünscht haben könnte?«
»Nein«, sagte er, und das klang vollkommen aufrichtig. »Sie war
eine gute Frau, einfach ein Klassetyp. Und sie war eine wirklich gute Jägerin.«
»Was ist mit ihrem Mann?« fragte ich.
»Der? Ob er sie getötet hat, meinen Sie? Niemals. Der ist
stockkatholisch, genauso wie sie. Nein, nein.« Hommes schüttelte betrübt den
Kopf. Dann gab er uns die Hand, war aber nicht bei
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