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Eifel-Jagd

Eifel-Jagd

Titel: Eifel-Jagd Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jacques Berndorf
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der Sache. Plötzlich, schon
vor der Wohnungstür fragte er: »Glauben Sie, daß mein Chef irgendwie in Gefahr
ist?«

    Ich drehte mich leicht zur Seite, um anzudeuten, daß ich dazu
keine Meinung hatte. Auf diesem Feld war Rodenstock der Meister.

    Er räusperte sich, legte den rechten Ellenbogen in die linke
Handfläche und rieb sich das Kinn. »Ehrlich gestanden, ja«, antwortete er.
»Aber darüber können wir ja reden, wenn Sie uns den Wald zeigen, oder?«

    Â»Ja«, sagte der Wildhüter tonlos. »Rufen Sie einfach an, wann
Sie Zeit haben. Irgend etwas, was Sie besonders interessiert?«

    Â»Oh ja«, sagte Rodenstock. »Mich interessiert der Filz der
frühen Jahre, das Adenauer-Haus in Duppach.«

    Â»Das ist eine leichte Übung«, murmelte Hommes, und er war
meilenweit entfernt.

    Auf der Straße meinte Rodenstock: »Das wird an ihm nagen, das
wird ihn weichkochen.«

    Â»Du bist ein Scheusal«, sagte ich befriedigt. »Und wann soll er
dir den Wald zeigen?«

    Â»In zwei Tagen etwa, dann wird er reden.«

Siebtes Kapitel
    Emma und Jenny waren zu Hause.

    Jenny hockte im Wohnzimmer und telefonierte zärtlich mit Enzo.
Als ich hereinplatzte, sagte sie gerade: »Wir könnten doch daran denken, ein
Kind zu ... na ja, zu zeugen.« Dann lachte sie.

    Ich entschuldigte mich und schloß die Tür wieder.

    Emma saß am Küchentisch und trank Tee. »Was spricht die Welt?«
fragte sie.

    Â»Gegen einen Tee erzähle ich es dir. Wo ist denn dein Macker?«

    Â»Der schoß sofort nach oben. Ich denke mal, er liegt auf dem
Bett und telefoniert. Jedenfalls hatte er so ein Telefoniergesicht, und ich
wurde übersehen. Das ist ein untrügliches Anzeichen dafür, daß er ein paar
Fragen an das Schicksal hat.« Sie lächelte. Dann legte sie einen Zettel vor
mich hin. »Das ist die Telefonnummer von dem 17jährigen Genie, das in den
Computer des Finanzamtes eingebrochen ist. Bernard heißt er, glaube ich. Und
jetzt erzähl mal.«

    Â»Komisch, du erwähnst gar nicht, wie es Dinah geht.«

    Sie sah mich erstaunt an. »Dinah geht es beschissen und ihrem
neuen Freund auch. Dessen Eltern haben auf dem Krankenhausflur rumgeschrien,
daß Dinah an dem Unfall schuld sei. Dinah habe ihren Sohn verhext. Wörtlich:
Verhext. Es geht sehr weltlich zu an der Mosel. Reicht dir das?« Das klang
aggressiv.

    Â»Das reicht«, sagte ich. »Keine weiteren Fragen.«

    Â»Wenn du die menschliche Größe hast, würdest du sie vielleicht
anrufen«, setzte sie nach.

    Â»Und ihr alles Gute wünschen«, sagte ich bitter. »Ach, Emma,
was tun wir uns an?«

    Â»Das, mein Lieber, frage ich mich schon, seit ich auf der Welt
bin. Und jetzt erzähl mir endlich, was ihr Neues erfahren habt.«

    Ich berichtete in aller Ausführlichkeit, sie unterbrach mich
nicht ein einziges Mal. Irgendwann kam Rodenstock herein und setzte sich
schweigend zu uns. Er war in Gedanken, hatte offenkundig ein Problem, so daß
ich schnell endete und fragte: »Was hast du?«

    Trocken berichtete er: »Kischkewitz wollte doch den Fahnder aus
Düsseldorf vernehmen. Aber das ging leider nicht mehr. Der Junge hat Reißaus
genommen, ist mit einem Taxi von Wittlich abgedampft, hat sich oberhalb von
Birresborn an einem Waldrand absetzen lassen und kann seither als verschwunden
gelten.«

    Â»Und? Was macht Kischkewitz?« fragte Emma.

    Â»Gar nichts«, seufzte Rodenstock. »Was soll er tun? Das
Landeskriminalamt in Düsseldorf hat seine Identität bestätigt, er heißt Andreas
Ballmann, ist dreißig Jahre alt. Das Landeskriminalamt hat aber auch bestätigt,
daß der Mann Urlaub macht.«

    Ich wurde wütend. »Verdammte Hacke, er hat ein Messer auf
Stefan Hommes geworfen. Das muß doch reichen, ihn anzuzeigen und festzuhalten.«

    Â»Genau an dem Punkt, mein Lieber, liegt der feine Unterschied
zwischen Theorie und Praxis. Erstens hat Stefan Hommes keine Anzeige erstattet.
Zweitens hätte eine Anzeige keinerlei sittlichen Nährwert, denn Stefan Hommes
hat zugegeben, sich außerordentlich dumm angeschlichen zu haben. Das heißt,
unser Freund Ballmann würde vermutlich nicht angeklagt, ganz gleich, ob er
Polizist ist oder nicht. Und die besonderen Umstände würden von der Staatsanwaltschaft
gewürdigt: Es passierte in einem sehr unzugänglichen Teil des Waldes, an

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