Eifel-Jagd
immer um ihn herum sind?«
»Ein paar von denen. Für mich sind das arme Schweine, die ihr
Leben geleast haben und die die Firma wechseln, wenn irgend etwas nicht
klappt.«
»Wieso schreibst du nicht Texte für das Kabarett?«
»Geht nicht. Im Schreiben bin ich schlecht. Was ist dein
Beruf?«
»Ich bin Journalist.« Ich nahm sämtliche Vorurteile zurück, die
ich aufgestellt hatte. Der Junge war ein Juwel.
»Auch das noch«, seufzte er. »Aber du zitierst mich nicht? Am
besten ist, du kennst mich gar nicht.«
»Ich habe dich nie gesehen«, formulierte ich folgsam. »Du hast
sicher von den Morden im Umfeld von Julius Berner gelesen.«
»Ja, habe ich. Aber nicht aufmerksam, weil mich diese
Revolverarien nicht reizen.«
»Um diese Morde geht es. Paà auf, ich schildere dir die
Situation. Es begann alles mit drei Leichen ...« Ich informierte Bernard über
den Stand der Dinge. Als ich Narben-Otto vorstellte und sagte, der habe mit
Rauschmitteln gedealt und gleichzeitig die Rolle des Abtreibers übernommen,
nickte er und meinte: »Genau das habe ich irgendwie erwartet. Im Dunstkreis der
Männer, die Schotter ohne Ende haben, hat eine berufsmäÃige Fröhlichkeit zu
herrschen, sonst bis du ganz schnell drauÃen. So wie Enzo und Jenny, von denen
behauptet wird, sie seien schwul. Und wenn du genau hinguckst, sind sie alle
irgendwie melancholisch. Ist es denn nicht möglich, daà diese Mathilde Vogt von
ihrem katholischen Mann umgebracht wurde? Ich meine, wenn das Baby nicht von
ihm war, dann wäre das doch logisch, oder? Und dieser komische Fahnder? Dieser,
wie heiÃt er doch noch?«
»Andreas Ballmann.«
»Ja, der. So wie du ihn schilderst, ist er aus einem bestimmten
Grund in der Eifel, oder? Kann es nicht einfach sein, daà er seinen Urlaub
benutzt, einen Fall zu lösen, weil er offiziell gar nicht den Auftrag dazu hat?
Der Mann ist Fahnder, und also arbeitet er auch als Fahnder, oder?«
Ich muÃte zunächst schlucken und heiserte dann: »Du kannst mit
einer Festanstellung rechnen.«
»Du fährst schon wieder zweihundert.«
»Tut mir leid.«
»Macht ja nix. Meine Verlobte wittert ständig irgendwelche
wilden Verschwörungen. Tatsächlich sprechen Menschen sich ab. Und meistens
sprechen sie nicht ab, was sie sagen, sondern sie sprechen ab, was sie
verschweigen wollen. So ist das.«
»Wer ist denn deine Verlobte?«
»Sie heiÃt Rosemarie, aber weil sie den Namen blöde findet,
läÃt sie sich Natascha rufen. Nächstes Jahr ziehen wir zusammen, weil ... sie
will ein Kind von mir.«
»Herzlichen Glückwunsch«, sagte ich.
Er sah mich erstaunt von der Seite an und murmelte betroffen:
»Du meinst das ja ernst. Meine Eltern sagen, wir sind verrückt. Alle sagen, wir
sind verrückt.«
»Du kennst nicht die richtigen Leute«, bemerkte ich weise.
»Mir ist übrigens noch etwas aufgefallen«, fuhr Bernard fort.
»Julius Berner gilt als ganz harter Geschäftsbrocken, auch wenn er in der Eifel
den Ruf genieÃt, ein Heiliger zu sein. Kein Mensch kann mir weismachen, daà der
Mann völlig ohne Ahnung ist, weshalb diese drei Menschen getötet wurden. Und
wenn das so ist, habt ihr keinen Bluff auf Lager, um ihn aufs Kreuz zu legen?«
»Du kriegst nicht nur eine Festanstellung, du wirst Direktor.
Ein Bluff ist aber nur möglich, wenn jemand den ganzen Hintergrund kennt und
Karnickel für Karnickel aus dem Zylinder holen kann. Für einen Bluff ist es
jetzt zu früh, aber wir sollten das in Erinnerung behalten.«
»Ich liebe Bluffs«, sagte er träge und reckte sich.
»Wann wirst du mit der Hackerei anfangen?«
»Morgen früh. Zehn vor acht geht es los, und um halb neun
wissen wir mehr.«
»Und weshalb diese Zeit?«
»Das ist ganz einfach«, erklärte er. »Was machen die
Sekretärinnen als erstes, wenn sie morgens an ihren Arbeitsplatz kommen? Was
tun die Angestellten, wenn sie ihren Arbeitsplatz in Beschlag nehmen? Wo
informieren sich Abteilungsleiter, was anliegt? Richtig! Der Computer. Sie
schmeiÃen alle ihre Maschine an. Und genau zu diesem Zeitpunkt muÃt du drin
sein und auf sie warten, wenn du verstehst, was ich meine.«
»Meine Kenntnisse von Computern sind arg begrenzt. Ich war
heilfroh, als ich entdeckt habe, daà die Tastatur Ãhnlichkeit mit der der
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