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Eifel-Jagd

Eifel-Jagd

Titel: Eifel-Jagd Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jacques Berndorf
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guten
alten Schreibmaschine hat. Du bist eine andere Klasse, Bundesliga sozusagen. Versuch
also gar nicht erst, mir zu erklären, was du da tust. Tu es einfach.«

    Â»Dann müßt ihr für mich eure Fragen formulieren.«

    Â»Das macht Rodenstock. Rodenstock ist unser Hirn, unsere
Zuversicht, unser Vater, unser Bollwerk.«

    Bernard sah mich mißtrauisch an und grinste schwach: »Sonst
geht es euch gut, wie?«

    Unter derartig munterem Geplauder erreichte ich die Steigung in
die Eifel und stellte zu meiner Zufriedenheit fest, daß der Wagen diese
Steigung mit einhundertachtzig Stundenkilometern nahm, ohne asthmatisch zu werden.
Als wir auf meinen Hof rollten, lag das Haus dunkel in tiefem Frieden.

    Ich brachte Bernard im Wohnzimmer unter, bezog zwei Decken und
war sehr fürsorglich. Er war der Einzige, der den Fall in Bewegung halten
konnte. Und er wußte, daß ich das wußte, er lächelte ein wenig herablassend.
»Ich bin nicht sehr anspruchsvoll«, erklärte er. »Ich möchte deinen Computer
sehen.«

    Â»Etwa jetzt sofort?«

    Â»Jetzt«, nickte er. »Es ist immer gut, das Klavier genau zu
kennen, auf dem man spielt. Und dieser Rosenzweig soll ...«

    Â»Rodenstock«, verbesserte ich.

    Â»Egal, der soll die Fragen aufschreiben.«

    Â»Ja, gut. Wir müssen die Treppe da hoch«, ich ging vor ihm her.
Die Katzen kamen und rochen an Bernards Hosen. Anscheinend mochten sie ihn,
Satchmo schnurrte so laut, daß man es für eine Werbung hätte halten können.

    Â»Ahh«, sagte Bernard und betrachtete mein Schreibgerät. »Nichts
Besonderes, aber sehr solide.« Es schien durchaus Zärtlichkeit in seiner Stimme
zu sein. Dann bückte er sich unversehens, nahm Satchmo hoch und legte ihn gegen
seine Brust. Satchmo schloß die Augen vor Entzücken. Paul wandte sich ab und
schloß dabei ebenfalls seine Augen, allerdings vor Eifersucht. Bei Willi war
das nicht so eindeutig zu erkennen, aber Willi ist ein mißtrauischer alter
Kämpfer und nicht so schnell zu überzeugen.

    Bernard stellte Satchmo neben die Tastatur.

    Â»Wenn er drüberläuft, stürzt alles ab«, warnte ich.

    Bernard schüttelte über soviel Unwissenheit den Kopf, sagte
aber nichts. Satchmo durfte auf der Tischplatte bleiben und legte sich der
Länge nach quer vor die Tastatur.

    Bernard warf den Computer an und fragte: »Kriegst du öfter
E-Mails?«

    Â»Na ja, aber das interessiert mich nicht. Ich weiß nicht mal,
woran man erkennt, daß eine Botschaft in dem Scheißding steckt.«

    Â»Einen Augenblick.« Er zog ein kleines schwarzes Lederbuch aus
seiner Hose, schlug eine Seite auf und hackte dann in wahnwitziger Schnelligkeit
auf die Tastatur. Der Schirm flimmerte sehr kurz, dann erschienen in schneller
Reihenfolge hektisch und scheinbar ungeordnet alle möglichen Bilder und
Schriften, und endlich stand da sehr groß: Herzlich
willkommen bei der deutschen Bundeswehr!

    Â»Bist du verrückt?« fragte ich.

    Â»Nicht die Spur«, murmelte er. »Ich benutze die Jungs immer als
Test. Du müßtest mal erleben, wie die NATO in Brüssel einen willkommen heißt.
Was willst du wissen? Beurteilung der Lage im Kosovo? Im Nahen Osten? In
Tadschikistan? Im Kurdengebiet der Türkei? Ach nein, das ist nicht so gut. Das
Verteidungsministerium mogelt immer, wenn es um die Kurden geht, schließlich verscheuern
wir an die Türken Kriegsgerät. Für den Frieden. Und sie schießen mit dem
Friedensgerät Männer und Frauen tot. Also, dein Computer ist okay. Wo ist
dieser Rosenzweig? Sag bloß nicht, daß der schläft.«

    Â»Er schläft, er hatte einen heißen Tag. Und er heißt Rodenstock.«

    Â»Dann wecke ihn, ich brauche die Fragen.« Wieder spielte er mit
der Tastatur. Es sah kinderleicht aus. Ich las: Der Innenminister der Bundesrepublik Deutschland beurteilt die Entwicklung
der Kriminalität mit Besorgnis.

    Ich ging hinaus und klopfte vorsichtig bei Emma und Rodenstock
an die Tür. Sie schnarchten beide.

    Â»Rodenstock.« Ich zupfte an seinem Schlafanzug.

    Â»Ja?«

    Â»Wir haben den Teufel im Haus. Du mußt ihm Fragen
aufschreiben.«

    Er gab irgendwelche wütenden Geräusche von sich und setzte sich
aufrecht. »Es muß wirklich der Teufel sein, um diese Zeit. Hast du einen
Kaffee?«

    Â»Ich mache einen.«

    Von diesem Zeitpunkt an war in meinem Haus an

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