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Eifel-Kreuz

Eifel-Kreuz

Titel: Eifel-Kreuz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jacques Berndorf
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wieder zurückkommen. Alle helfen
mit, damit dieser blöde Bus fährt. Das Land hilft, der Landrat hilft, die Verwaltung
hilft, die lokalen Größen helfen, die unterstützende und spendenfreudige
Industrie hilft. Da fährt ein Bus mit der Begründung, dass Latein auf dem
Stundenplan der ganz Kleinen steht. Und genau diesen Unterricht gibt es gar
nicht, in Wahrheit sitzen die Mittagsschüler aus dem Silentium in dem Bus. Um
trotzdem den Beweis für die zwingend geforderten Lateinstunden zu erbringen,
sind die so weit gegangen, dass sie Strichlisten erstellt haben, die die Anwesenheit
der kleinen Schüler dokumentieren sollten. Diese Listen waren gefälscht. Das
ist ein Paradebeispiel für Rufus. Der lügt, dass sich die Balken biegen, und
alle helfen mit.«
    Â»Was meinen Sie, musste Rufus von der Schule weg oder ist
er freiwillig gegangen?«
    Er zuckte die Schultern. »Ist das nicht unerheblich? Für
beide Seiten ist es besser, dass er nicht mehr so leicht greifbar ist. Die
Ordensleute überblicken doch wahrscheinlich gar nicht, was Rufus alles
angerichtet hat. Nun ist er geschützt. Selbst die Mordkommission wird ihn nicht
mehr ohne Zeugen und ohne den Hinweis auf die Heiligkeit des Priesteramtes
befragen können.«
    Â»Was könnte er denn alles angerichtet haben?«
    Â»Das weiß ich natürlich nicht, doch wenn er schon seinen
Posten räumt, muss es erheblich sein.« Er lachte erheitert. »Aber ich wette mit
Ihnen, dass er die Macht nicht abgegeben hat. Wahrscheinlich sitzt er im
Sekretariat der Deutschen Bischofskonferenz und tut den lieben langen Tag
nichts anderes, als mit seiner Schule zu telefonieren.«
    Â»Ich muss Ihnen danken, dass Sie sich die Zeit für mich
genommen haben«, murmelte ich.
    Â»Na ja, wenn ich das richtig verstehe, habe ich Ihnen
doch kaum helfen können.«
    Er brachte mich zur Tür, blieb dort im Lichtschein stehen
und winkte mir nach.
    Langsam zockelte ich heimwärts. Hatte Olten recht? Was
wusste ich denn jetzt mehr? Nun, doch, der Besuch bei Olten war hilfreich
gewesen, ich musste lernen, mich von meinen Vorurteilen zu befreien. Seine
Botschaft war eindeutig: Denken Sie nicht an Rufus’ Priestertum, denken Sie nur
an den Mann.
    Es war schon spät in der Nacht, als ich auf meinen Hof
rollte, aber noch niemand hatte das Weite gesucht. Sie saßen in großer Runde
auf der Terrasse und hatten sich an meinen Weinvorräten gütlich getan.
    Â»Wo warst du?«, fragte Emma streng.
    Â»Bei diesem Olten, dem ehemaligen katholischen Priester
in Deudesfeld. Ausgesprochen netter Kerl.«
    Â»Habe ich es geahnt«, sagte Rodenstock. »Was sagt er?«
    Ich erzählte ein wenig und erkundigte mich dann nach hier
gefundenen Weisheiten.
    Â»Julia hat tatsächlich einen der Männer wiedererkannt,
die ihren Vater besucht haben. Ein Mann, der seine Finger wohl dick im Drogen-
und Sexgeschäft hat. Paolo der Flieger, so nennt man ihn. Morgen weiß ich
mehr.« Kischkewitz hatte ganz kleine Augen vor Müdigkeit.
    Es war eine laue Nacht, zuweilen quakte die Kröte, wahrscheinlich
beschwerte sie sich über die Störung der Nachtruhe.
    Â»Ich muss nach Hause«, sagte Tante Anni endlich und
läutete damit das Ende des Abends ein.
    In weniger als zehn Minuten schlossen sich alle anderen
an und verschwanden, nur Maria Pawlek blieb. Sie hockte still in ihrem Sessel,
sah mich zuweilen an und schien zu überlegen, mit welch großartigen Sentenzen
der Macker jetzt wohl aufwarten würde. Aber der Macker war todmüde.
    Â»Wenn das hier dein normaler Betrieb ist, dann könntest
du auf Dauer auch einen Aldi führen«,
sagte sie schließlich.
    Â»Das ist nur selten so«, murmelte ich. »Sehr selten. Und
wenn im November die Nebel fallen, bin ich froh, wenn mein Schornsteinfeger
sich für mich interessiert. Was treibt Dickie?«
    Â»Sie ist durcheinander und die Clique kann auch nicht helfen,
Sven fehlt. Ihr Held ist tot. Willst du die ganze Nacht mit mir über diesen
Fall diskutieren?«
    Â»Nein, will ich nicht.«
    Â»Und, über was willst du reden?«
    Â»Woher du kommst, wer du bist.«
    Â»Das ist nicht sehr spannend.«
    Â»Doch, ist es.«
    Â»Ich bin viel zu brav.«
    Â»Du weichst aus.«
    Â»Ich bin müde, ich will jetzt nicht mehr über mich
reden.«
    Â»Dann gehen wir schlafen. Ich falle auch nicht über dich
her.«
    Â»Das ist aber

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