Eifel-Kreuz
schade. Schon gut, ich nehme das Sofa, ich
muss sowieso in vier Stunden wieder raus.«
»Wie du willst.«
Sie legte sich tatsächlich auf das Sofa im Wohnzimmer und
ich brachte ihr Kissen und Decken.
Als ich um zehn Uhr aufwachte, war Maria längst verschwunden,
nur die drei Mädchen hockten in der Küche.
»Maria ist sehr nett«, strahlte Clarissa mich an.
»Ja, leider«, erwiderte ich und fand die Bemerkung gleich
darauf unmöglich.
Siebtes
Kapitel
Als ich mich mit einem Kaffee auf die Terrasse zurückzog,
dachte ich an Isabell Prömpers. Sie war die Frau, die wahrscheinlich mehr über
Sven wusste als alle anderen aus der Clique. Sven hatte mit ihr geschlafen,
Sven war ihr Freund gewesen.
Ich rief Maria an. »Entschuldige, das war wohl eine verunglückte
Nacht, aber dieser Fall macht jeden Tag zur Ausnahme. Wie geht es dir?«
»Ich bin müde, aber ich bin zuversichtlich, dich irgendwann
zu treffen â unter normalen Bedingungen.«
»Du sagtest gestern, du könntest mir helfen, an Isabell
Prömpers heranzukommen �«
»Ja, ich gebe dir ihre Handynummer.« Sie diktierte sie
mir. »Ruf sie aber nicht vor zwei Uhr an. Bis zwei ist sie in der Schule.«
»Ich danke dir. Wir sehen uns.«
»Ja, hoffentlich.«
Dann Rodenstock.
»Ich habe heute Nacht etwas vergessen: Hast du inzwischen
mit Sikorski geredet? Hilft er uns?«
»Ja, der Mann ist wirklich in Ordnung. Er hat einen Spezi
bei seiner Hausbank, ein hohes Tier. Und der ist bereit, Dillingers Finanzen
auszuleuchten. Er wird irgendwelche Geschäftsanbahnungsgründe vorschieben. Mit
einer Bank im Rücken kommst du an Infos, wovon unsereiner nur träumen kann.«
»Das ist gut. Meinte Emma das eigentlich ernst, dass sie
Pater Rufus auflauern will?«
»Aber ja. Du kennst sie doch. Sie ist schon unterwegs
nach Bonn, sie wird ihn auf der StraÃe ansprechen.«
»Warum bist du nicht mitgefahren?«
»Sie wollte das nicht. In dieser Beziehung ist sie empfindlich.
Wie machst du weiter?«
»Ich rede mit Isabell Prömpers, heute Mittag nach der
Schule. Ich melde mich, bis später.«
Damit hatte ich endlich mal wieder Zeit für meinen Teich
und das, was da kreucht und fleucht. Ich konnte ihn weiter säubern, ich konnte
aber auch an seinem Ufer sitzen und ein wenig träumen. Ich entschied mich für
das Letztere, das war erfrischend bewegungsärmer und würde dem Geist zu neuen
Tiefen verhelfen. Natürlich geriet ich ins Dösen, natürlich dachte ich ein
wenig über Maria Pawlek nach, natürlich wurde die Szenerie stark erotisch
gefärbt. Es ist ein Irrtum zu glauben, man könne vor dem Mittagessen nicht gut
träumen.
Brutal wurde ich von meiner Tochter geweckt, die vor mir
stand und leise sagte: »Papa, ich glaube, wir fahren doch nach München zurück.
Die lassen alle keine Ruhe, rufen uns dauernd an. Wir denken, es ist besser,
mit denen mal Klartext zu reden. Und das geht nicht von hier aus.«
»Da könntet ihr recht haben. Soll ich euch nach Koblenz
bringen?«
»Brauchst du wahrscheinlich nicht. Vielleicht kriegen wir
von Gerolstein aus einen Zug nach Köln. Dort steigen wir dann in den ICE. Wir
erkundigen uns und sagen dir Bescheid.«
»Und du bist fit und kannst deine Sache vertreten?«
»Ja. Ich denke, das schaffe ich. Und danke, Papa.«
»Kein Problem. Wenn irgendetwas hakt, meldet euch. Ich
bin immer für euch da.« Unvermittelt nahm ein sehr tief gehendes Gefühl von mir
Besitz: die Trauer, sie nicht mehr im Haus zu haben.
Schon eine Stunde später teilten sie mir mit, da gehe ein
Zug nach Köln. Also brachte ich sie nach Gerolstein zum Bahnhof und es wurde
ein tränenreicher Abschied. Als wir uns trennten, waren wir eine leicht
depressive Truppe mit guten Erinnerungen an ein paar aufregende Tage.
Ich kam nach Haus auf meine Terrasse, wo Julia Dillinger
saà und sich ebenfalls in einem leicht melancholischen Zustand befand. Sie
sagte: »Das ist Pech, dass die jetzt schon gefahren sind.«
»Ja«, nickte ich. »Aber sie müssen mit ihren Eltern ein
Problem klären.«
»Das haben sie mir erzählt. Es muss sich gut anfühlen,
Probleme bereden zu können. Ich habe es nicht so gut.«
»Vielleicht kommt das noch. Menschen ändern sich.«
»Nicht meine Mutter. Und mein Vater erst recht nicht.«
»Was mache ich denn jetzt mit
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