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Eifel-Krieg

Eifel-Krieg

Titel: Eifel-Krieg Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jacques Berndorf
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lügt!«
    »Dann kann ich ja nur sagen, wie es wirklich war. Ich kann mir auch nicht vorstellen, dass ich der Einzige bin, der da aussagt.«
    »Aber beweisen kannst du es nicht. Nicht wahr?«
    »Nein, also nicht direkt. Kann ich mal an Ihren Fernseher gehen?«
    Ich stutzte. »Aber ja, was immer du willst.«
    Er stand auf und ging an den Fernseher. Er holte eine DVD aus seiner Lederjacke und legte sie ein. Eine Weile war der Schirm flimmrig und grau. Dann erschien eine weiße Schrift:
Die Welt, für die wir kämpfen
.
    Eine Person baute sich auf. Es war Veit Glaubrecht. Wie üblich ganz in Schwarz. Er wirkte ernst, nicht die Spur eines Lächelns, nicht einmal ein freundliches Gesicht. Er sagte: »Wir stehen an der Front für ein sauberes Europa. Wir wollen die Millionen nicht, die in unsere Länder kommen, unseren Leuten die Jobs nehmen und dann behaupten, sie könnten auch Engländer oder Franzosen werden. Sie werden nicht deutsch oder englisch oder französisch, dafür kämpfen wir. Wir bieten alle unsere Kräfte auf im Kampf gegen diese fremdländischen Rassen, wir wollen sie nicht, sie zerstören unser Europa. Der Kampf wird hart sein und lange dauern. Das macht uns nicht unsicher, denn wir stehen nicht allein. Mit uns kämpfen alle Europäer, mit uns kämpft die europäische Elite. Das sind unsere Waffen. Sie sehen einfach aus, und sie sind auch einfach.«
    Das Bild wechselte. Es wurden Knüppel, Axtstiele und Armbruste gezeigt. Dazu Glaubrechts Stimme: »Es sind einfache Waffen, es sind harte Waffen, es sind schnelle Waffen, es sind Waffen, die es überall gibt und die keinen Lärm machen. Mit ihnen können wir viel erreichen, wenn wir uns bemühen, diese Waffen zu verstehen. Und wenn wir uns bemühen, unsere kriecherischen Feinde zu verstehen und ihre Angst zu begreifen. Wir müssen uns ganz sachlich damit auseinandersetzen, dass Schläge auf den Kopf bestimmte Wirkungen erzielen, vor denen unsere Feinde Angst haben. Das gilt auch für Schläge an den Oberkörper, in die Herzgrube, auf die Leber, auf die Milz, auf beide Nieren, auf beide Schultergürtel. Es geht bei diesen Kämpfen nicht darum, ein Publikum oder uns selbst zufriedenzustellen, es geht darum, den Gegner schnell und hart zu treffen und zu verschwinden, als wären wir nie dagewesen …«
    »Schalte das mal ganz schnell aus!«, sagte ich etwas panisch.
    »Das wusste ich ja gar nicht«, jammerte seine Mutter. Sie drehte sich die zehnte Zigarette.
    Kevin schaltete den DVD-Player und den Fernseher aus.
    »Woher hast du diesen Film?«, fragte ich.
    »Er ist von Glaubrecht«, erklärte er. »Er dauert vierzig Minuten, er zeigt alle Tricks. Beim Schlagen, beim Stoßen, beim Schießen. Wir mussten ihn an jedem Tag ansehen, an dem wir trainierten. Manchmal auch noch an den Wochenenden.«
    »Weißt du, warum ich diese Frage stelle?«
    »Weiß ich«, nickte er. »Ich darf diesen Film nicht haben.«
    »Richtig. Und woher hast du ihn?«
    »Ich habe ihn mit rausgenommen und dann bei einem Freund kopiert. Ich wusste, dass ich nicht mehr lange im Eulenhof bleiben würde. Und ich wusste auch, dass mir kein Mensch glauben würde, was da abgelaufen ist.« Dann wurde er plötzlich unsicher und fragte: »Habe ich was falsch gemacht?«
    »Nein, du hast nichts falsch gemacht. Das war verdammt gut. Aber es ist lebensgefährlich, diesen Film zu haben. Du bist in einer Welt gewesen, in der alles getan wird, um irgendwelche Beweise zu zerstören, noch ehe sie überhaupt ein Beweis sein können. Frau Kaufmann, Sie haben diesen Film nicht gesehen, und Sie wissen auch nicht, dass es ihn gibt. Sonst ist Ihr Sohn gefährdet. Ist Ihnen das klar?«
    »Ja, natürlich«, schnaufte sie aufgeregt. »Junge, das wusste ich ja alles gar nicht, das hast du nie gesagt!« Sie klang jetzt schrill.
    »Ich muss telefonieren«, sagte ich. Ich ging in mein Arbeitszimmer und rief Tessa an. Sie war schon zu Hause in Trier und meldete sich verschlafen.
    Ich sagte: »Veit Glaubrecht hat einen Vierzig-Minuten-Lehrfilm für die Schlägertruppe gedreht. Ich habe den hier. Du solltest mir einen Boten schicken und den holen lassen. Jetzt sofort. Es ist eine große Chance.«
    Tessa war augenblicklich hellwach und begriff sofort die Tragweite der Information. Nachdem sie noch zwei, drei Rückfragen zu dem Film gestellt hatte, beendete sie das kurze Telefonat mit dem Hinweis: »Ich werde sofort alles in die Wege leiten.«
    Ich ging wieder hinunter.
    Mutter und Sohn stritten sich.
    Die Mutter sagte heftig:

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