Eifel-Liebe
Abmachung: Bliesheim treibt den verschwundenen Aufkäufer auf und zwingt ihn, das Geld herauszugeben. Die Hälfte der geschuldeten Summe verbleibt im Erfolgsfall bei Bliesheim. Das Ehepaar sagt sich, besser die Hälfte als gar nichts, und nickt. Nach sechs Wochen erscheint Bliesheim bei dem Ehepaar und behauptet, er müsse seine Partner, zwei Privatdetektive in Deutschland, sechs im Ausland, bezahlen. Er bittet um einen Vorschuss von vierzigtausend Euro. Das Ehepaar sieht die Falle nicht und treibt das Geld auf, gibt es Bliesheim. Nach weiteren sechs Wochen taucht Bliesheim erneut auf, braucht nun unbedingt achtzigtausend Euro. Das Ehepaar hat kein Geld mehr, Bliesheim bietet ihnen einen Kredit über die Summe. Es ist nicht zu fassen, das Ehepaar unterschreibt den Kreditvertrag. Ich will es kurz machen: Nach einem Jahr gehörte der gesamte Besitz des Ehepaares samt Wohnhaus, Autobetrieb, Versicherung, Altersvorsorge dem Bliesheim. Sämtliche Anwälte, die im Düsseldorfer und Aachener Raum mit diesem Fall beschäftigt waren, versagten, sämtliche Richter, bei denen zur Sprache kommen musste, was da eigentlich abgelaufen ist, auch. Es ging so weit, dass Bliesheim dem Ehepaar unter Vorlage von Schuldscheinen den Gerichtsvollzieher auf den Hals hetzte …«
»Aber so viel Dämlichkeit gehört doch bestraft«, sagte Tante Anni. »Wie kann man nur so einen Kreditvertrag unterschreiben? Und wozu?«
»Tja, manchmal kann man den Eindruck gewinnen, die Menschheit entwickele sich wieder zurück. Aber das Ehepaar glaubte lange, alles würde gut ausgehen. Gleichzeitig haben sie sich mit jeder Unterschrift weiter ins Unglück geritten«, nickte Rodenstock.
»Was bleibt zu tun?«, fragte Tante Anni seufzend.
»Ein Abendessen machen«, antwortete Emma fröhlich. »Im Übrigen will auch ich jetzt wissen, wie diese Leute zu Tode kamen. Wie heißt dieser Killer, mit dem du schon die Ehre hattest, bekannt zu werden?«
»Jenö Schildgen«, antwortete ich. »Aber an wen können wir uns überhaupt noch wenden, um weiterzukommen?«
»Forst fällt aus, der sitzt in Portugal fest«, stellte Tante Anni fest. »An Bliesheim dürfen wir nicht ran. Die Pechter wird nicht mehr freiwillig zur Verfügung stehen, der Gernot Meyer wird ohne Gundula Pechter nichts sagen und der Kaplan hat schon alles gesagt.«
»Und der Rest ist tot«, sagte Emma ohne besondere Betonung.
»Sackgasse!«, nickte Rodenstock trübsinnig.
Emma grinste wie ein Lausejunge. »Das akzeptierst du nicht, Baumeister.«
»Als der Förster erschossen aufgefunden wurde, schien es mir, als hätten die Spurenleute etwas entdeckt, was sie mir nicht sagen wollten. Was war das? Rodenstock, du hast doch mit Kischkewitz das Ding durchgekaut, also, was war es?«
»Eine Leinentasche, ein Leinenbeutel, wie man ihn manchmal in der Apotheke kriegt, wenn man teuer eingekauft hat. Aber es konnte nicht festgestellt werden, was in dem Beutel gewesen war. Keine Spuren.«
»Bei der Verlobten des erschossenen Försters wurde ein Haufen Bargeld gefunden. Weiß man, ob sie in irgendeiner aktiven Rolle im Umfeld des Bliesheim aufgetreten ist?«
»Nein, nichts bekannt. Kischkewitz meint, sie gebärdet sich als etwas hochfahrende, arrogante Verlobte, die von ihrem Zukünftigen letztlich getäuscht wurde. Kischkewitz hat mir sogar das Verhörprotokoll gezeigt. Sie sagt immer nur: Ich weiß nichts, sieben Seiten lang: Ich weiß nichts.«
»Hat man ihr das Geld abgenommen?«, fragte Tante Anni.
Rodenstock schüttelte den Kopf. »Die Frau sagt, sie habe nicht von dem Geld gewusst, der Verlobte ist tot, eine illegale Geldquelle ist nicht nachweisbar. Die Kripo hat kein Recht, das Geld einzusacken. Sicherheitshalber haben sich die guten Leute, vorneweg die energische Mama der Sippe, einen Rechtsanwalt besorgt, der die Interessen der Verlobten und der Familie wahrnimmt. Denn dem Klaus Mertes sei keine einzige kriminelle Handlung nachzuweisen. Na ja, das stimmt sogar.« Rodenstock seufzte. »Da ist vorläufig absolut nichts zu machen.«
»Das tote Försterlein soll absolut geldgierig und selbstsüchtig gewesen sein«, murmelte ich. »Claudia Vaals, die Schwester der toten Anna Hennef, war einmal ein halbes Jahr mit ihm zusammen.«
»So kommen wir nicht weiter«, sagte Emma kurz angebunden. »Wir sollten etwas anderes überlegen: Wer wird als Nächster getötet?«
Eine Weile herrschte Schweigen.
»Meinst du das ernst?«, fragte ich.
»Natürlich«, antwortete sie leichthin.
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