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Eifel-Müll

Eifel-Müll

Titel: Eifel-Müll Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jacques Berndorf
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einer, der nie im Leben erwachsen wird. Er gehört nicht zur Runde, war aber manchmal dabei. Gibt an wie ein Sack Seife. Den können Sie vergessen. Ja, vergessen Sie ihn.« Das Letzte kam schnell, viel zu schnell.
    »Aber er hat Geld, oder?«
    »Sehr viel Geld. Er ist von Beruf Erbe.«
    »Mir ist zu Ohren gekommen, er hatte was mit Natalie.«
    Hardbeck schnaufte. »Kann sein oder kann nicht sein, ich weiß es nicht.«
    »Trauen Sie ihm zu, Natalie getötet zu haben?«
    Die Frage kam überraschend für ihn, er hatte noch nicht darüber nachgedacht. »Komisch, dass Sie das fragen. Weiß ich nicht. Manchmal nimmt er Koks. Macht Kokain aggressiv?«
    »Das kann passieren, aber eher verursacht es eine ausgereifte Paranoia, einen Verfolgungswahn. Kokst er viel?«
    »Kann ich nicht beurteilen. Aber ich traue es ihm zu.«
    Ich bedankte und verabschiedete mich.
    Ich starrte aus dem Fenster und stellte mir vor, wie dieser Mann sich fühlen mochte.
    Später, als es schon dunkel war, klopfte es leise und Vera kam herein. Sie trug etwas Dunkles. Als sie sich setzte, spürte ich, dass es ein Trainingsanzug war. Ich machte das Licht auf dem Nachttisch an, das Sportdress war grün und auf der Brust prangte das Wappen der Polizei.
    »Ich friere«, meinte sie. »Ich kann machen, was ich will, ich friere.«
    »Der Fall ist nicht aussichtslos«, sagte ich zur Beruhigung.
    »Das ist es nicht«, murmelte sie. »Es ist mir scheißegal, wer Natalie umgebracht hat. Ich friere, weil Emma vielleicht Krebs hat. Und ich habe ein blödes Gefühl. Was wird sie tun, wenn es so ist? Und was wird Rodenstock tun? Wird Emma sich was antun?«
    »Das glaube ich nicht. Sie wird weitermachen und mit uns Mörder jagen.« Du lieber Himmel, was redest du einen Scheiß!
    »Das glaube ich nicht«, sagte Vera bestimmt, »und du glaubst das auch nicht. Sie werden gehen, erst Emma, dann Rodenstock.«
    »Nicht doch. Hör auf mit diesen Angstträumen.« Ich überlegte, ob sie zu mir ins Bett wollte, und bekam Panik. »Hast du Lust auf einen Ausflug?«
    »Wie bitte? Ausflug?«
    »Ja, ich will Huhu besuchen. Du weißt schon, dieser geistig zurückgebliebene Junge bei Hardbeck.«
    »Ja, gut. Aber doch nicht jetzt? Warum jetzt?«
    »Weil es Nacht ist«, erklärte ich. »Und weil ich sowieso nicht schlafen kann. Und weil mich Verrückte schon immer interessiert haben.«
    Sie sah mich an und hatte mich erwischt. »Du kannst liegen bleiben, Baumeister. Ich gehe schon wieder.«
    »Du kannst mitkommen, du musst nicht gehen.«
    »Du bist irre.«
    »Natürlich bin ich irre. Lass uns fahren.«
    Zehn Minuten später fuhren wir, der Mond war groß und voll und gelb und wirkte ein wenig tröstlich. Aus Kumpanei hatte auch ich einen Trainingsanzug übergezogen, zudem eine Taschenlampe eingesteckt und mich mit Pfeifen und Tabak versorgt.
    »Du bist einfach bescheuert«, seufzte Vera und zündete sich eine Zigarette an.
    Wir kamen durch Dreis, dann ging es links querab nach Kradenbach hinüber. Ein Fuchs strich vor uns über die Straße und seine Augen funkelten grün und rot.
    »Und was machst du, wenn er dich angreift, weil er sich bedroht fühlt?«
    »Er wird sich nicht bedroht fühlen. Greif mal hinter dich. Da ist der Verbandskasten. Sieh mal nach, ob der komplett ist.«
    Vera schnallte sich ab und kniete sich mit dem Rücken zur Frontscheibe. Sie öffnete des Kasten und sagte: »Da ist alles drin. Willst du ihn etwa versorgen?«
    »Natürlich, wenn es stimmt, dass er verletzt ist. Setz dich wieder hin, das macht mich nervös, wenn du nicht angeschnallt bist.«
    Als sie sich drehte, um sich zu setzen, spürte ich es und hielt den Atem an. »Du hast deine Waffe nicht abgegeben, nicht wahr?«
    »Doch, habe ich. Diese Waffe ist mein Eigentum. Ich habe einen Waffenschein, Baumeister. Und nach dem, was mir passiert ist, gehe ich nachts nicht mehr ohne. Sie ist nicht geladen, ich habe den Rahmen mit der Munition in der Hosentasche.«
    »Tut mir Leid, daran habe ich nicht gedacht. Ja, das kann ich verstehen.«
    Wir gelangten nach Boverath, hoch in den Ort, in die Kurven, die die uralten Wege vorgaben. Dann kam die Abzweigung nach links mit dem Hinweis Sackgasse.
    »Ich bleibe hier«, sagte Vera bestimmt. »Geh erst einmal allein. Einer reicht.«
    Rechts lag Hardbecks Haus, links gegenüber der kleine alte Bauernhof. Im Anschluss daran unter dem gleichen Dach die Scheune. Das Tor stand einen Spalt auf. Ich schob es weiter auf und erwartete ein Quietschen, aber der Türflügel lief

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