Eifel-Ralley
ich.
»Dann tu so.«
In der ersten Stunde fanden wir nichts.
Emma murmelte leicht säuerlich: »Zuschauer kommen hier nicht auf ihre Kosten.«
»Ich würde es in der Küche verstecken«, überlegte Dinah.
»In der Küche ist es nicht«, sagte Rodenstock.
»Ich würde es trotzdem da verstecken«, beharrte meine Gefährtin. »Vielleicht auch im Badezimmer.«
»Im Badezimmer ist nichts«, sagte ich.
»Bleiben wir bei der Küche«, nickte Emma.
»Da ist aber nichts«, brauste Rodenstock auf.
»Nun laß sie doch mal.« Kwiatkowskis Tonfall war gemütlich. »Also, wo, gnädige Frau, würden Sie es denn in der Küche verstecken?«
»Na ja, da, wo man normalerweise nichts vermutet. Ist das eine Einbauküche?«
»Ja«, nickte Rodenstock. »Teuer. Fast alles Edelstahl.«
Emma überlegte einen Augenblick und sah Dinah dabei an, als erwarte sie Schützenhilfe. »Dunstabzugshaube«, sagte sie dann. »Ja, zum Beispiel da.«
Rodenstock drehte sich auf den Fersen und stolzierte in die Küche. Es gab einige scheppernde Laute.
»Das habe ich übersehen«, sagte er, als er in das Zimmer zurückkam. Er trug einen dunkelbraunen Schuhkarton und stellte ihn auf den Tisch.
»Es ist wie Weihnachten«, bemerkte Kwiatkowski ironisch. Er wandte sich an Emma: »Sie sind darauf gekommen, Sie dürfen die Überraschung aufmachen.«
Irmchen hatte ein rotes Band um den Karton gewickelt und einfach geknotet. Emma löste den Knoten, öffnete die Schuhschachtel und seufzte: »Halleluja!«
Es waren Geldbündel darin, 170.000 Mark. Und mehrere Zettel im Format DIN-A4.
Auf dem ersten stand: Ich weiß, es geht mich eigentlich nichts an, aber ich glaube, das alles ist nicht legal. Ich fürchte, sie mißbrauchen dich. Laß das sein, weil es alles kaputtmachen würde, wenn sie drauf kommen. Die Unterschrift lautete Walter. Ein Datum gab es nicht.
Dann gab es einen Drei-Seiten-Brief, handgeschrieben von Irmchen an Walter, ebenfalls ohne Datum:
Liebster Walter!
Wir haben nun vor vier Wochen den Entschluß gefaßt zu heiraten. Ich kann das immer noch nicht glauben. Mir ist so, als würde ich träumen. Aber dann denke ich, daß es Wirklichkeit wird, und ich denke auch daran, daß es Zeit wird, Dir einiges zu sagen. Ich will nicht mit Dir vor den Altar treten, ohne ein paar Sachen geklärt zu haben. Damit hinterher nicht jemand kommen kann, der behauptet, ich sei eine Hure. Ich bin eine Hure. Wenigstens soweit, daß ich es für Geld getan habe. Ich denke, daß Du das weißt, ich denke aber auch, daß Du das von mir hören mußt, damit Du weißt, wie ich mich einschätze. Wir haben gesagt, wir krempeln unser Leben um. Du gehst von Deiner Mutter fort, ich gehe von meinem Leben fort. Keine betrunkenen Kerle mehr, die mich anmachen und antatschen und immer etwas wollen und die mich vor allen Leuten nach dem Preis fragen. Es heißt, einmal Hure, immer Hure. Aber ich weiß, daß das falsch ist. Nach ein paar Jahren hat jede Frau das so satt, daß sie nichts lieber machen würde, als abzuhauen und ganz normal zu leben. Aber das ist schwer, denn wenn du deinen Ruf weg hast, dann kommst du nicht mehr raus. Kann sein, daß du Glück hast. Ich habe das Glück, mit Dir. Das ist mein Geschenk an Dich zu unserer Hochzeit: es sind 170.000 DM, Du kannst damit machen, was Du
willst. Ich habe Deinen Brief, daß alles kaputtgehen kann, wenn sie uns draußommen. Aber sie können uns eigentlich nicht draußommen, weil ich ja mit den Sachen nichts zu tun habe. Andy hat gesagt, ich soll ihm den Gefallen tun, und ich habe ihm den Gefallen getan. Jetzt muß ich nächste Woche hingehen und ihm sagen, daß alles aus ist. Im Grunde ist er ein armes Schwein, weil er mit Frauen nicht zurechtkommt und weil er eine unheimlich harte Frau hat, die geldgeil ist, sonst nichts. Ich habe also die letzte Tour gemacht, und Du warst dabei, und ich hob Dir erzählt, wie das gelaufen ist. Na sicher habe ich überlegt, ob ich das Geld irgendwem geben soll. Aber wem? Und weil es hier auch um mein Glück geht, kannst Du es ruhig nehmen und damit machen, was du willst. Ich glaube, daß Andy nicht irgendwen bescheißen will, sondern einfach ein Geschäft macht. Er hat mir zwei Bescheinigungen mitgegeben, weil ich ihn bei der letzten Sitzung hier bei mir gefragt habe, ob auch wirklich alles klar ist. Es ist alles klar. Weil – die Leute haben ihre Sparbücher leergemacht, und die Bankfritzen haben bescheinigt, daß das so ist und daß keine Steuern fehlen werden. Ich hob auch Harro davon
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