Eifel-Ralley
Rodenstock den Vorwurf gemacht, das Gespräch zu früh abgebrochen zu haben. Das war falsch. Das ist alles.«
»Du hast gesagt, ich hätte das Handtuch geworfen«, erklärte Rodenstock. »Das ist kränkend, weil ich das Handtuch niemals werfe. Nie.«
»Oh je«, sagte Emma nur.
»Es ist halt der Unterschied zwischen dem Profiund dem Amateur«, meinte ich lahm.
»Nicht ganz«, sagte Emma und sah auf den Tisch vor sich. »Es ist so, daß diese Formulierung an ihm nagt. Ich habe ihm heute nacht gesagt, daß er das Handtuch nicht werfen soll, wenn es mal irgendwo zwickt und zwackt.«
Eine Weile war Schweigen.
»Das wußte ich doch nicht.« Alles, was ich sagte, erschien mir hohl und unangemessen.
»Laßt mich etwas Spazierengehen.« Rodenstock stand auf. »Wir können uns in einer Stunde am Auto treffen, wenn es recht ist.« Dann ging er davon, ein wenig vornübergebeugt.
»Hat er Schmerzen oder sowas?« fragte ich.
»Nein.« Emma schüttelte den Kopf. »Manchmal erwischt ihn eine tiefe Melancholie.« Sie seufzte. »Er hat wohl Angst, daß sein Krebs aufsteht, daß Schluß ist mit dem Leben. Manchmal ist er einfach müde, manchmal braucht er Zeit, und manchmal denkt er, daß ihm keine Zeit mehr bleibt. Es ist nichts Bestimmtes, es ist einfach ... ach Scheiße. Laßt uns auch etwas laufen.«
Also schlenderten wir durch die Stadt, und als Peter sah, daß ich mit Dinah Hand in Hand ging, deutete er auf unsere Hände und erklärte: »Irmchen, Walter. Irmchen, Walter.«
Als wir zum Wagen zurückkamen, stand Rodenstock auf der Brücke über der Schlucht und starrte hinunter auf die Parklandschaft, die wie Spielzeug ausgebreitet lag. Er lächelte zaghaft: »Es sind nur die Launen eines alten Mannes.«
»Nicht diese Tour«, erklärte ich wütend. »Heb deinen Arsch, und fang an zu arbeiten, verdammt noch mal.«
Da grinste er mich an.
Sechstes Kapitel
Auf dem Rückweg fuhren wir in Manderscheid die Alte Molkerei an, und Claudia machte uns Flammkuchen. Emma hatte erklärt: »Ich gebe eine Runde aus.«
Peter lernte das Wort Flammkuchen und fand Gefallen daran. »Flammkuchen gut!« sagte er.
Als Emma bezahlen wollte, geschah etwas Seltsames. Sie hatte, wahrscheinlich anläßlich der Renovierung der neuen Wohnung an der Mosel, sehr viel Bargeld bei sich.
Sie zog ein Bündel Hunderter heraus, das noch mit einer Banderole umwickelt war.
»Das Jessica!« sagte Peter. Er sprach es Schessikka aus, und er tippte mit dem Zeigefinger auf das Geldbündel.
»Jessica Luxemburg?« fragte ich.
Er schüttelte den Kopf. »Jessica Quiddelbach.«
»Jessica Irmchen?« fragte Rodenstock.
»Jessica Irmchen.« Er tippte erneut auf das Geldbündel.
»Ich muß dringend in Irmchens Wohnung«, sagte ich. »Ist das möglich?«
»Wenn wir versprechen, den Kollegen jede Erkenntnis mitzuteilen, ja«, nickte Rodenstock. »Peter hilft uns am meisten, aber kein Richter würde ihn als Zeugen akzeptieren können.« Während er das sagte, hatte er schon sein Handy aus der Tasche genommen und wählte. Er sagte knapp: »Rodenstock hier, ich brauche euren Kwiatkowski.« Und dann nach einer Weile: »Du wirst deine Stoßrichtung verändern müssen. Ich sage dir, warum. Und ich brauche den Schlüssel zu Irmchens Wohnung. Kann ich den haben? Und wo ist er? – Gut. Danke. Ich rufe dich an, wenn wir in Quiddelbach sind und Peter abgeladen haben.«
»Alice nackt«, sagte Peter.
Wir brachen auf und waren gegen vier Uhr in Quiddelbach. Nachdem wir Peter abgesetzt hatten, fuhren wir zu dem Haus, in dem Irmchen gewohnt hatte.
Kwiatkowski erwartete uns dort. »Ihr macht mir Spaß«, sagte er muffig. »Solange wir uns auf den Nürburgring konzentrieren konnten, war das ein richtig schönes Familienunternehmen. Jetzt geht es in die internationale Wirtschaft, wie ich annehme.«
»So kann man es bezeichnen«, nickte ich.
Er schloß die Wohnung auf. »Wonach wollt ihr suchen?«
»Nach 170.000 Mark«, sagte Rodenstock gutgelaunt.
»Geklautes Geld?«
»Ja und nein. Auf jeden Fall schwarzes Geld. Habt ihr diese Wohnung gründlich durchsucht?«
»Oh ja«, nickte Kwiatkowski. »Sehr gründlich. Aber nicht nach Bargeld.«
»Na gut, dann laß man die Profis ran. Setzt euch in die Sessel da und guckt uns zu, wie man sowas macht.«
Dinah, Emma und Kwiatkowski setzten sich, und Rodenstock und ich teilten die Wohnung zwischen uns auf.
»Such an den Orten, wo eine Frau etwas verstecken würde«, mahnte der Kriminalrat a. D.
»Ich bin keine Frau«, erwiderte
Weitere Kostenlose Bücher