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Eifel-Schnee

Eifel-Schnee

Titel: Eifel-Schnee Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jacques Berndorf
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ich.
    »Ruf dein Mädchen an«, befahl er. »Ihr Herz wird warten.«
    »Für den Spruch zahlst du einen Hunderter Bußgeld«, lachte ich. Aber ich konnte Dinah nicht anrufen, weil das Telefon vorher klingelte.
    Es war der Arzt Tilman Peuster. »Tach auch.«
    »Guten Tag. Was gibt es? Hat man den beiden zur Sicherheit vielleicht noch Strychnin eingeflößt?«
    »Das ist es nicht«, murmelte er. »Man, also ich meine, die Polizei hat einen Mörder.«
    »Das gibt es nicht«, rief ich. Etwas nahm mir die Luft.
    »Doch, doch«, sagte er. »Es ist, vorsichtig ausgedrückt, ein ausländischer Mitbürger. Aber ich will Sie nicht unnötig raten lassen. Die Fahnder der Polizei sind auf einen Türken gestoßen, der mit Ole einen Heidenkrach gehabt hat. Der Türke soll behauptet haben, Ole hätte seinem Sohn Haschisch verkauft. Privat sage ich Ihnen, das kann durchaus sein. Aber jetzt kommt's: Vor dem Haus, in dem der Türke wohnt, ist es vor vier Tagen zu einem wüsten, lauten Streit gekommen. Dabei muß der Türke geschrien haben: Du Schwein müßtest für diese Sache mit meinem Sohn brennen, jawohl brennen! Jetzt haben sie den Mann zum Verhör nach Wittlich geschafft und verbreiten stolz die Meldung, sie hätten den Täter wahrscheinlich ...«
    »Und Sie glauben natürlich kein Wort davon«, stellte ich fest. »Noch etwas: Wußten Sie, daß die beiden nach Kanada fliegen wollten?«
    »Ja«, antwortete er einfach. »Ich wußte das. Und an den türkischen Vater als Doppelmörder glaube ich nicht. Zu dem Zeitpunkt, als die beiden umgebracht worden sind, also am Nachmittag des Heiligen Abend, war der Mann bei mir, und ich habe seinen Hintern mit einem Messer attackiert. Er hatte ein Furunkel und konnte nicht mehr sitzen. Anschließend konnte er erst recht nicht mehr sitzen. Er lag in meiner Praxis auf dem Bauch auf einer Liege und hatte sich eine türkische Tageszeitung mitgebracht. Und weil ich Dienst hatte, Junggeselle bin, nichts von Weihnachten halte und überhaupt, habe ich mit ihm geschwätzt. Mindestens bis neun Uhr abends. Außerdem ist der Mann zwar sehr temperamentvoll und aufbrausend, aber viel zu klug, um Ole und Betty etwas anzutun.«
    »Was wollen Sie jetzt tun?«
    »Ich rufe jetzt die Polizei an«, sagte er ruhig. »Ich dachte, Sie sollten das wissen. Die Festnahme zeigt diese Mordkommission nicht gerade im strahlenden Glanz.«
    »Die Information ist Gold wert«, gab ich zu. »Danke.«
    Ich erzählte Rodenstock, was Peuster berichtet hatte, und wiederum war es so, als höre er mir nicht zu, weil etwas anderes ihn fesselte. Er drehte sich zu mir und sagte langsam. »Wenn Ole und Betty die Gegend hier mit Stoffen versorgt haben, dann müssen sie doch aus so etwas wie Nachfolger haben. Also Leute, die für sie einspringen, wenn sie selbst aus irgendeinem Grund ausfallen. Wir müssen also herausfinden, bei wem sich Drogenkonsumenten melden, wenn sie etwas haben wollen – heute! Dealer achten immer scharf darauf, daß das Geschäft problemlos läuft. Die beiden wollten auswandern. Frage: Wem haben sie ihr Geschäft vererbt?«
    »Man könnte glatt zu der Meinung kommen, du würdest als Kriminalist was taugen«, sagte ich. »Wir sollten versuchen, an Mario heranzukommen. Mario ist klug, Mario weiß alles, und Mario hat alles an Drogen probiert, was es hierzulande gibt.«
    »Wie alt ist denn dieser Wunderknabe?«
    »Sechzehn, glaube ich. Er hat es mal fertiggebracht, einen Doppelschluck LSD einzuschmeißen. Und das mitten in Daun vor der Post. Er behauptet seitdem, einen unfehlbaren Einblick in die Psyche der Ureinwohner zu haben. Die Telefonnummer, habe ich die Telefonnummer? Ich habe sie.«
    »Wenn er sechzehn ist, taugt er möglicherweise nur bedingt als Zeuge«, murmelte Rodenstock skeptisch.
    »Heh«, widersprach ich, »du bist pensioniert, du bist jetzt Amateur.«
    Er lächelte flüchtig: »As time goes by.«
    Mario wohnte in einem Flecken namens Niederstadtfeld, wo immer das war. Sein Vater meldete sich mit einem gestreßten bulligen: »Ja, bitte?«
    »Baumeister hier. Kann ich Mario sprechen?«
    »Ich habe keine Ahnung, wo der sich jetzt rumtreibt«, muffelte er.
    »Ist er denn zu Hause?«
    »Müßte eigentlich. Aber ich weiß sowieso nie, was hier läuft. Ich schreie mal, Moment.«
    Ich hörte ihn laut und deutlich rufen. Dann war er wieder am Hörer: »Der Flappmann kommt gleich.«
    »Wieso Flappmann?«
    »Weil er dauernd Ameisen im Hirn hat«, stöhnte der gequälte Erzeuger. »Jetzt will er ein Apartment in

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