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Eifel-Schnee

Eifel-Schnee

Titel: Eifel-Schnee Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jacques Berndorf
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s'Hertogenbosch.«
    »Sieh an, sieh an, die Liebe ruft«, schnurrte Dinah.
    »Du bist ekelhaft!« schnaubte er.
    Wir hatten die Autobahn gerade erreicht, als Dinah zu schnarchen begann und Rodenstock auf dem Rücksitz nicht mehr zu sehen war, weil er sich hingelegt hatte. Mir war es recht. Ich schob ein Band mit Nina Simone ein und ließ sie den wunderbaren Titel Don't smoke in bed singen, es folgte unplugged der phantastische Mister Ackerbilk und als Sahnehäubchen auf das ganze Rod Stewart mit Dancing Mathilda. Derweil rollte ich mit 160 Stundenkilometern Richtung Nord-Brabant, bis ich mich daran erinnerte, daß man in Holland nicht schneller als 120 fahren darf. Ich einigte mich mit mir selbst auf einhundertdreißig, man muß mit Kompromissen leben können. Zwischendurch kehrte ich kurz in einer Raststätte ein und trank zwei schnelle Tassen Kaffee, um Schlafanfällen vorzubeugen, tankte noch einmal und stob dann weiter durch dieses erstaunlich platte, schöne Land. Als ich die Autobahn verließ und die Innenstadt von s'Hertogenbosch erreichte, weckte ich Rodenstock und fragte, wohin ich denn steuern sollte.
    Er gähnte. »Warte mal, Emma hat mir gesagt, wo sie wohnt. Ach ja, irgendwas mit Anger oder so. In der Nähe einer Kirche. Alles in Holland ist in der Nähe einer Kirche. Moment, die Kirche heißt Westkerk.«
    »Sehr präzise«, murmelte ich. Ich fand es trotzdem, und Rodenstock entdeckte ihren Namen auf einem Klingelschild, nachdem er ungefähr zwanzig Häuser abgeklappert hatte. »Ich wußte doch, daß ich es finden würde«, triumphierte er.
    »Verliebte Männer sind grauenhaft«, nölte meine Dinah.
    Es stimmte, Emma war eine sehr schöne Frau, rothaarig mit beinahe durchsichtigem Teint, schlank und groß. Sie konnte 45 sein, sie konnte 60 sein, sie war beeindruckend. Sie trug etwas lang an ihr Herunterfließendes, man nennt so etwas, glaube ich, einen Sari.
    »Habt ihr Erfolg gehabt?« fragte sie.
    »Na ja«, murmelte Rodenstock. »Wie man es nimmt. Der deutsche Kriminalbeamte, der unserer Meinung nach nicht sauber ist, war hier bei van Straaten zu Gast.«
    »Schau einer an«, rief sie gutgelaunt. »Ich habe euch etwas zu essen gemacht. Dabei läßt es sich auch besser sprechen. Das ist also Baumeister. Na fein, Leute, kommt rein und gebt euch privat.«
    Es war die spärlich, aber teuer möblierte Wohnung einer sehr selbständigen Frau, es wirkte unaufgeräumt, so, als lebe sie wirklich gern hier. Auf einem Eßtisch brannte ein siebenarmiger Kerzenleuchter.
    »Du bist eine Jüdin?« fragte Rodenstock erstaunt.
    »Aber ja«, antwortete Emma.
    »Ich mag Jüdinnen«, meinte er sanft. »Bist du gläubig?«
    »Na ja«, gab sie vorsichtig zurück. »Je älter ich werde, desto nachdenklicher macht mich dieses Leben. Nun langt zu«, sagte sie aufgekratzt. »Getränke stehen da drüben auf der Truhe. Kaffee gibt es in der Thermoskanne. Die Akte van Straaten steht da in der Ecke auf meinem Sekretär.« Sechs Aktenordner reihten sich dort aneinander, gut gefüllt, ich schätzte die Ausbeute auf etwa zweieinhalbtausend Seiten.
    »Sind die Deutschen in dieser Sache niemals an euch herangetreten?« wollte ich wissen.
    »In Sachen van Straaten noch nie. Und da er dauernd in Deutschland ist, hat uns das sehr gewundert. Aber wenn ich jetzt erfahre, daß deutsche Polizisten ihn heimlich besuchen, wundert mich das nicht. Was wird da gelaufen sein?«
    »Wir werden es hoffentlich herausfinden«, meinte Rodenstock.
    »Ich habe noch einmal in den Akten geblättert«, berichtete Emma. »Ich habe mich gefragt, ob es wirklich keinen Weg gibt, ihn vor den Kadi zu bringen.« Sie sah uns der Reihe nach freundlich an. »Man müßte ihm eine Falle stellen.«
    »Wie soll die aussehen?« fragte Dinah.
    »Das weiß ich noch nicht«, gab sie zu. »Aber ich denke darüber nach. Erzählt mir ein wenig mehr von diesem deutschen Kriminalbeamten, der euch so auf den Seelen liegt.«
    Rodenstock erzählte sehr gemütlich, was wir um und mit Dieter Kremers erlebt hatten, und sofort kam die Frage: »Habt ihr die Bankkonten dieses Herrn?«
    »Wie denn?« fragte Rodenstock. »Die gibt uns keiner.«
    »Und wie hat er dieses besonders billige Baugrundstück bezahlt?«
    »Das wissen wir noch nicht. Wir haben noch nicht einmal die Bestätigung, daß es besonders billig war.«
    »Vielleicht sollte man versuchen, den Verkäufer ein bißchen zu erpressen, nicht wahr.« Emma starrte in unsere betroffenen Mienen und lachte schallend wie ein Mann. »Mein

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