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Eifel-Schnee

Eifel-Schnee

Titel: Eifel-Schnee Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jacques Berndorf
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zeugte von eiskaltem Mut, vor der die Polizei überall auf der Welt eine geradezu panische Angst hat. Und siehe da, eigentlich konnte es nur van Straaten sein.«
    »Wieso sind Sie so sicher?« fragte Dinah.
    Emma lächelte in der Erinnerung. »Niemand war wirklich sicher, meine Liebe. Es gab hier im Präsidium sehr viel Krach deswegen. Die Kollegen meinten, ich spinne. Bis wir auf Vermeer stießen. Vermeer war einer der Leute, die Haschisch in großen doppelwandigen Containern aus Marokko kommen ließen. Vermeer war bereit, aus lauter Sauerkeit gegen van Straaten auszusagen. Aber die Beweise, die er brachte, waren mehr als dünn. Trotzdem reichte es, um die wichtigsten meiner Kolleginnen und Kollegen zu überzeugen: Van Straaten mußte eine Hauptrolle im Drogenmilieu spielen. Der Grund für Vermeers Zorn war übrigens, daß ihm van Straaten eine gefälschte indische Götterstatue verkauft hatte. Van Straaten behauptete später, er habe die Fälschung nicht bemerkt, aber da hatte Vermeer ihm bereits einen Schlägertrupp geschickt. Sie schlugen das Geschäft in der Verwerstraat kurz und klein. Und was machte van Straaten? Er kassierte ungeheuerliche Summen von der Versicherung und nahm Vermeer den Markt ab. Der Krieg war eröffnet.
    Doch wir haben immer noch keine griffigen Beweise für van Straatens kriminelle Laufbahn, weil er die wirklich wichtigen Deals vollkommen allein ausmacht, niemals mit einer Gruppe auftaucht, keine Patenallüren entwickelt. Und finanziell läßt sich nichts belegen, da wir erst am Anfang stehen und die banktechnischen Verzweigungen nur ahnen können.«
    »Also kassiert er niemals selbst«, sagte ich. »Und läßt sich einfach nicht mit Rauschgift in der Tasche erwischen?«
    »Richtig«, sagte sie. »Und noch etwas: Er hat zwei Kuriere ausschließlich als Blindkuriere über sechs Monate kreuz und quer durch Europa geschickt. Die Männer transportierten Luft, nichts sonst. Wir haben sie beide mehr als achtmal kontrolliert. Das ist der Vorteil eines reichen Mannes: Er kann unbegrenzt Kapital einsetzen, um die Polizei zu verwirren.«
    »Wie groß ist der Markt, den er beherrscht? Wie groß ist das finanzielle Volumen?«
    »Etwa zwei Millionen holländische Gulden pro Woche«, antwortete sie, ohne zu überlegen. »Zwei Millionen Gewinn, nicht Umsatz. Die Märkte bestehen aus allen Städtchen und Dörfern in der Eifel, an der Mosel bis Koblenz, im Hunsrück und weit bis in den Westerwald hinein. Zwei Morde gab es bisher in diesem Bereich, die nach unserer Ansicht auf van Straatens Konto gehen. Ein Dealer im Bereich des Nürburgringes, genauer Adenau, ein weiterer in der Pellenz, also Maria Laach, Mendig, Mayen. Beide wurden erstochen aufgefunden, und beide wurden von einer Gruppe Italiener aus Köln beliefert. Und zwar mit allen Drogen.«
    »Und wer betreut diese Märkte heute?«
    »Das ist so merkwürdig. Der Markt am Nürburgring wird vermutlich von einer jugoslawischen Gruppe bedient. Wir konnten keine Berührungen mit van Straaten feststellen. Der Markt Maria-Laach/Mayen, Mendig wurde bis jetzt wechselweise von dieser Jugo-Gruppe und von zwei Leutchen bedient, die ihr gut kennt: Ole und Betty.« Sie lächelte und sagte in unsere betroffenen Gesichter: »Ihr seht also: das ist ein echter internationaler Fall und nicht nur ein Skandälchen in eurer sehr schönen Vulkaneifel.«
    Rodenstock erhob sich und trat ans Fenster. »Wenn ich dich richtig verstehe, dann glaubst du, daß van Straaten so gefährlich ist, weil er das Ganze wie ein intelligentes Schachspiel managt?«
    »Genau das«, nickte Emma. »In der Regel sind Verbrecher geldgeil. Dieser Mann ist weitaus mehr. Und eigentlich ist er unkontrollierbar, weil er sozusagen meisterhaft allein arbeitet.«
    »Aber er braucht Leute, die das Zeug transportieren, die abkassieren, die Bestellungen aufgeben.«
    »Ja, ja«, sagte sie nachdenklich und zündete sich einen weiteren Zigarillo an, »genau das ist das Problem. Wir glauben, daß Jörn van Straaten die Coups ausheckt, die Bedingungen festlegt, Aufträge erteilt. Und die Frau, von der er nun geschieden wurde, von der er getrennt lebt, besorgt die gesamte Logistik. Das würde passen, denn die beiden sind ein Herz und eine Seele, wenn es darum geht, die gesamte Menschheit als dämlich zu verkaufen. Wir vermuten sogar, daß ihr ältester Sohn, mittlerweile neunzehn Jahre alt, längst eingestiegen ist und nach ganz bestimmten Kriterien die Kuriere auswählt.«
    »Wieso war Dieter Kremers bei ihm?«

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