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Eifel-Sturm

Eifel-Sturm

Titel: Eifel-Sturm Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jacques Berndorf
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natürlich. Aber ich glaube, dass es mich nicht verändern würde. Wohin du auch gehst, du nimmst dich selbst mit. Und eine Million würde daran nichts ändern. Wann wird Annette eigentlich beerdigt?«
    »Das weiß ich nicht. Irgendwann in den nächsten Tagen.«
    »Scheiße«, murmelte sie trocken. »Erst Annette, dann Jakob, dann Wilma. Das wird die Reihenfolge der Beerdigungen sein. Und wir werden uns alle in Schwarz wieder sehen, immer dieselbe Clique. Glaubst du, dass noch jemand dran glauben muss?«
    »Ich hoffe nicht.«
    »Ich fahre jetzt mal wieder. War gut, dich zu treffen.« Sie korkte die Flasche mit einem leise schmatzenden Laut zu, stand auf, reckte sich und ging zu ihrem Auto.
    Ich blieb sitzen, war noch immer nicht müde und fand es erfreulich, dass ich in der Eifel einer Bäuerin begegnen konnte, die sich positiv über den eigenen Mann ausließ, die Menschen mochte und dabei einen kräftigen Schluck Selbstgebrannten aus der mitgebrachten Pulle nahm. Das hatte Stil.
    Ich ging zur Haustür und fand sie selbstverständlich verschlossen. Das Siegel der Staatsanwaltschaft klebte auf dem Schlüsselloch.
    Ich fragte mich, was für ein Typ Wilma war. Ein Tagebuchtyp? Nein, eher nicht. Aber sicher war sie ein Gedankentyp, der sich hin und wieder zu wichtigen Dingen etwas aufschrieb. Noch sicherer schien mir zu sein, dass sie Briefe schrieb, wahrscheinlich mit einem Füllfederhalter, wahrscheinlich hatte sie auf ihrem Sofa gehockt, eine Klemmmappe im Schoß gehalten, ein Glas Wein vor sich, eine Zigarette im Mund ...
    Ich schlenderte um das Haus herum, die Nacht war hell, ich brauchte keine Taschenlampe. Da gab es tatsächlich die igluförmige bullige Kuppel eines echten Backes, daneben ein senkrecht vom Haus abstehendes kleines Gebäude, wahrscheinlich ein Stall für Kleintiere. Außerdem einen Kräutergarten, ich konnte die Zitronenmelisse riechen, und gleich daneben schloss ein Bauerngarten an, mit dicken Büschen von Dahlien in allen Farben, mit spätem, fast violett blühendem Mohn. Ich erkannte einen nach vorn offenen Schuppen – wahrscheinlich hatte er als Unterstand für das Auto gedient –, einen Haufen sorgfältig geschichtetes Brennholz, Birke und Buche. Und zwei rückwärtige Eingänge in das Haus, einer links, der andere rechts außen.
    Der Eingang links war verschlossen, der Eingang rechts war offen.
    Ich zögerte keine Sekunde, in das Haus hineinzugehen. Ich gelangte in einen weiß gekalkten schmalen Gang, der sich nach links in zwei Koben ausweitete, vermutlich für Schweine. Vor mir war eine schmale Tür, wie es sie oft in alten Bauernhäusern der Eifel gab, gerade breit genug, einen normal großen Menschen durchzulassen. Die Tür stand auf. Dahinter befand sich ein weiß gekachelter Raum mit einer Waschmaschine und quer durch den Raum waren Leinen zum Aufhängen der Wäsche gespannt. Ich fand einen Lichtschalter und drehte ihn. Wahrscheinlich würde man das Licht kilometerweit sehen können, aber ebenso wahrscheinlich war, dass sich mitten in der Nacht niemand drum scheren würde. Die in den Wohnbereich führende Tür war offen. Jemand von der Staatsanwaltschaft musste es eilig gehabt haben und ich war ihm dankbar.
    Die nächste Tür brachte mich direkt in die Küche. Wilma hatte sie im alten Zustand gelassen, sie war reif für ein Museum. Die Feuerstelle lag auf einem Block aus roten Mauersteinen und darüber gähnte riesig ein Rauchfang. In diesem Rauchfang hingen zwei Hinterschinken und ein Dutzend große Hartwürste. Es roch wie in dem Zuhause, das sich jeder Mensch zuweilen wünscht.
    Ich ging hinüber in das Wohnzimmer, in dem ich Wilma zuletzt vorgefunden hatte, als es ihr wegen des Mordes an Jakob Driesch so elend gegangen war. Ich schaltete alle Lichter an, die ich anmachen konnte.
    Es war deutlich zu erkennen, dass der Raum durchsucht worden war, aber ebenso deutlich war, dass sich die Mordkommission bis jetzt nur einen ersten Überblick verschafft hatte und dass die gründliche Durchsuchung noch bevorstand. Die Beamten hatten sich naturgemäß auf Wilmas mit Akten und Briefschaften überhäuften Schreibtisch gestürzt. Vermutlich würden sie im Laufe dieses Tages zurückkommen und die Arbeit wieder aufnehmen.
    Das, worauf ich aus war, würde ich wohl doch nicht in diesem Raum finden. Wahrscheinlich war Wilma eher die Type gewesen, die sich Notizen machte, wenn sie behaglich im Bett lag.
    Im oberen Stockwerk gab es außer dem luxuriös eingerichteten Badezimmer nur einen weiteren

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