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Eifel-Sturm

Eifel-Sturm

Titel: Eifel-Sturm Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jacques Berndorf
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begriffen und sie müsste sich übergeben, wenn sie nur dran denkt. Menschen wollen immer nur Geld, Mam. Das hat sie gesagt. Und sie sagte, es gibt Leute, die spielen Theater, nur Theater. Und wir merken es nicht. Und Jakob Driesch hat es auch nicht gemerkt. Sie sagte auch, der Herr Driesch sei viel zu anständig gewesen für diese Welt. Und dass sie in der Früh den Menschen treffen würde, der ganz, ganz tief in der Sache drinstecke.«
    »Wann wollte sie diesen Menschen treffen? Und wo?«
    »Sie sagte, sie würde schon um fünf Uhr aus dem Haus müssen. Aber sie hat nicht gesagt, wo sie den Menschen treffen muss.«
    »Hat sie einen Namen genannt?«
    »Nein, das hat sie nicht. Sie hat gesagt, den Namen kann ich nicht sagen, Mam. Ich habe nämlich auch gefragt, wer der Mensch wohl sei. Aber es muss ja wohl ein Mann gewesen sein, weil sie sagte: Ich habe keine Angst vor ihm, Mam. Er weiß nicht, was ich weiß, Mam. Ich habe jetzt alles durchschaut, sagte sie noch. Das war alles, Herr Baumeister.«
    »Sie haben uns sehr geholfen, Frau Weltecke, das war sehr mutig. Würden Sie denn nach Monschau kommen und der Kommission das so erzählen, wie Sie es mir erzählt haben?«
    Sie wirkte erleichtert. »Werde ich auch nicht bestraft, weil ich das verschwiegen habe?«
    »Sie werden bestimmt nicht bestraft. Und ich wünsche Ihnen viel Kraft.«
    »Ich weiß nicht, ob ich die habe. Man wird ja nicht jünger. Ach ja, das hat Wilma auch noch gesagt. Sie sagte: Mam, da arbeitet man jahrelang bis zum Umfallen und wird dann beschissen. Sie war ja in ihren Worten immer etwas derb. Auf Wiedersehen, Herr Baumeister.«

Siebtes Kapitel
    Ich spulte das Band zurück, rief Rodenstock an und erklärte ihm, dass er jetzt eine Aufnahme hören würde.
    »Okay!«, sagte er.
    Ich spielte das Band ab und hörte Wilmas Mutter noch einmal genau zu. »Das bedeutet, Wilma hat den Mörder tatsächlich erkannt.«
    »Nun wissen wir es.« Rodenstock machte eine kleine Pause. »Wenn du allerdings glaubst, dass uns das weiterbringt, dann bist du auf einem Holzweg. Komm endlich her und hol mich ab, ich habe die Faxen dicke, wir hängen in einer Einbahnstraße fest und finden keine Wendemöglichkeit. Vera hat übrigens gefragt, ob sie mit uns nach Aachen fahren kann. Ich habe ja gesagt.«
    »Das ist in Ordnung.«
    Bis Monschau wurde ich nicht mehr gestört. Ich nahm Rodenstock und Vera an Bord, dann fuhren wir beim Hotel vorbei und Emma stieg ein. Das Wetter war sanft und warm, der Abend versprach schön zu werden. Wir waren alle vier muffig, wortkarg und in uns gekehrt.
    Vera bemerkte nachdenklich: »Warum hat Wilma nicht einen von uns angerufen, statt ihre Mutter aus dem Bett zu holen?«
    Rodenstock bellte: »Wir hatten ausgemacht, den Fall heute Abend rauszulassen.«
    »Es ist doch nichts passiert«, wandte ich vorsichtig ein.
    »Rodenstock ist eng heute Abend«, bemerkte Emma bissig.
    Wir erreichten die Aachener Innenstadt, stiegen zum Dom durch die Scharen Bier trinkender Kids und Studenten und beschlossen wild, uns zu amüsieren. Das ging gründlich schief, weil jeder von uns nicht im Mindesten Lust verspürte, Frohsinn und gute Laune zu verbreiten. Wir konnten uns noch nicht einmal auf ein Lokal einigen, in dem es Spaß machen würde zu essen. Alles in allem waren wir eine miefige Runde, aßen hastig bei einem hervorragenden Italiener, und die Bemühungen Rodenstocks, mit Hilfe einiger Anekdoten aus seinem Berufsleben den Abend zu retten, erwiesen sich als gänzlich untauglich.
    »Jakob Driesch hat uns im Griff«, bemerkte Emma lakonisch. »Lasst uns das Auto besteigen und heimwärts fahren.«
    Also kutschierte ich die Gesellschaft so rasch wie möglich nach Monschau zurück und setzte Emma und Rodenstock vor ihrem Hotel ab.
    Dann sagte Vera seltsam gespannt: »Ich muss dir sagen, dass es so nicht weitergeht.«
    »Das verstehe ich nicht.«
    »Was ist da zu verstehen, ich fahre nicht mit dir nach Deudesfeld.«
    Ich war verblüfft. »Das habe ich auch gar nicht angenommen. Und dazu aufgefordert habe ich dich meines Wissens auch nicht. Weshalb bist du so aggressiv?«
    »Weiß nicht. Ist doch auch egal. Ich habe das Gefühl, das wird viel zu schnell Alltag zwischen uns. Wir packen uns abends gemeinsam in dein Bett, als hätten wir keine andere Wahl.«
    Ich wurde wütend. »Es ist zweimal passiert und zweimal haben wir gesagt, es war gut. Was soll das Gerede jetzt? Ich habe dich nicht gezwungen, mit mir nach Deudesfeld zu fahren.«
    Sie schwieg eine Weile,

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