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Eifel-Wasser

Eifel-Wasser

Titel: Eifel-Wasser Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jacques Berndorf
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klang richtig gemütlich. »Kommen wir zu Albert Schwanitz. Einer seiner Leute gibt gerade vor der Kripo zu, dass er aus Versehen, peinlich, peinlich, von der Kupplung rutschte und Holger Schwed mit seinem Wagen zerquetschte. Und alle erzählen, dass der Betrieb hier wie eine große Familie funktionierte. Auch Schwanitz meint, dass Sie von allem wussten. Wissen Sie was, guter Mann? Sie lügen.«
    »Wahrscheinlich«, sagte ich, »wussten Sie auch nichts von den Wassertransporten nach Belgien, oder?«
    »Doch«, gestand Seidler eifrig und offenkundig nicht einmal wütend, dass Emma ihn einen Lügner genannt hatte. »Das wusste ich. Ich wusste von Uberkapazitäten der Quelle, aber ich wusste nicht, dass das Wasser aus der zu tiefen Bohrung stammte.«
    Rodenstock machte »Hm, hm« und kratzte sich auf dem Schädel. »Mein lieber Doktor Seidler, wir sind hierher gekommen, um den Mann zu erleben, der unserer festen Überzeugung nach den Laden hier steuerte, wenn Still außer Haus war. Sie gelten als besonders harter Brocken, als hartleibiger Mensch. Nun streiten Sie Tatsachen ab, die Sie als Geschäftsführer hätten wissen müssen, es sei denn, Sie sind eine Strohpuppe, eine vollkommene Niete, die nur zur Dekoration auf den Stuhl gesetzt wurde. Und so schätze ich Sie nicht ein. Sehen Sie, da erscheint Rainer Still persönlich bei dem Fenster- und Türenhersteller Franz Lamm und fordert Gelder ein, von denen er weiß, dass Lamm sie nicht hat. Weil dem so ist, will Still die Firma von Lamm. Und nun sagen Sie, davon hätten Sie nichts gewusst.«
    »Natürlich wusste ich davon!«, schnappte Seidler. »Das ist doch der Punkt. Ich wusste davon, aber ich hatte keine Ahnung, dass das mit einer kriminellen Handlung in Zusammenhang zu sehen ist.«
    »Vor so viel Unschuld verbeugen wir uns«, sagte Vera in die Stille. »Und ich denke, wir gehen. Mir ist das einfach zu blöde.«
    »Richtig«, nickte Emma.
    Seidler hob die rechte Hand in die Höhe, den Zeigefinger steil ausgestreckt, seine Stimme streckte sich und kam eine Oktave höher. »Ich sagen Ihnen und ich gebe Ihnen mein Ehrenwort, dass ...«
    »Doktor Seidler!«, sagte Rodenstock scharf. »Hören Sie auf, den Nichtwisser zu spielen. Das kauft Ihnen kein Mensch ab. Ich kann verstehen, dass Sie versuchen, Ihre Haut zu retten. Das ist Ihr gutes Recht. Aber gehen Sie nicht davon aus, dass außer Ihnen nur Idioten die Welt bevölkern. Und nun entschuldigen Sie uns, wir finden den Ausgang allein.« Er lächelte freudlos. »Wissen Sie was? Sie müssen sich doch jetzt eine neue Existenz aufbauen. Was halten Sie davon, in Berlin im Bundestag Workshops mit dem Titel anzubieten: Ich habe von allem nichts gewusst! Die Leute brauchen so was!«
    Wir marschierten im Gänsemarsch hinaus und Seidler blieb tatsächlich sitzen, den Kopf gesenkt.
    »Wir sollten bei Breidenbachs vorbeifahren«, schlug Emma entschlossen vor. »Es ist nicht weit und vielleicht ist sie ja zu Hause. Die Frau interessiert mich.«
    Niemand sprach dagegen, also steuerte ich unseren Kahn nach Ulmen. Das Haus der Breidenbachs schien verlassen, kein Auto vor dem Haus, sämtliche Rollläden unten, ein düsteres Stück Architektur. Wir schellten trotzdem.
    Maria Breidenbach öffnete und sagte abwehrend: »Das passt mir im Moment aber gar nicht, wir räumen gerade auf.« Und im gleichen Atemzug: »Na gut, wenn Sie nicht zu lange brauchen.«
    Wir schlängelten uns durch die kleine Vorhalle, die immer noch voller zertrümmerter Möbel stand.
    »Entschuldigung«, sagte Maria Breidenbach, »aber wir haben uns verbunkert, weil alle Nachbarn und Bekannten uns besuchen wollten, aber dann kommt man ja zu nichts. Nehmen Sie doch Platz.« Sie bedeutete den beiden Kindern im Hintergrund zu verschwinden. Dann setzte sie sich auf einen Küchenstuhl und zündete sich eine Zigarette an. »Ich habe seit zwanzig Jahren nicht mehr geraucht, jetzt hilft es mir.«
    »Hat die Kripo Sie erneut angehört?«, wollte Rodenstock wissen.
    »Angehört?«, empörte sie sich. »Die fragten mich, wo das Geld ist, das mein Mann bekommen hat. Ob ich es gefunden hätte und verschwinden ließ. Die sind doch verrückt!«
    »Wir haben gehört, Frau Breidenbach, jemand von der Firma Water Blue habe Sie aufgefordert, das Geld zu suchen und gegen zwanzig Prozent Beteiligung zurückzugeben.« Emmas Stimme klang freundlich und sachlich.
    »Das müsste ich doch wissen, oder?«, fragte sie scharf.
    »Allerdings«, nickte Emma. »Und Sie waren wirklich nicht in der

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