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Eifel-Wasser

Eifel-Wasser

Titel: Eifel-Wasser Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jacques Berndorf
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etwa sechshundert Fahrzeugen heraussuchen mussten, weil der Mann am Schalter verständlicherweise keine Zeit hatte, uns den Weg zu zeigen.
    Meine kluge Gefährtin bemerkte lapidar: »Bis jetzt war die Reise scheiße!«
    Ich konnte nicht widersprechen und nahm mit Freude wahr, dass sie sich den Fahrersitz einrichtete.
    »Also los!«, sagte sie wütend und gab Gas. Das Fahrzeug erreichte eine beachtliche Geschwindigkeit, fuhr aber nicht eigentlich, sondern gurkte vielmehr und ließ uns jede leere Zigarettenschachtel in den Lendenwirbeln spüren.
    Wir wussten, dass wir zunächst ostwärts bis Agios Nikolaos zu fahren hatten, um dann an einer Schmalstelle die Insel in Richtung Ierapetra zu durchqueren. Wie hatte doch Abi Schwanitz gesagt: ›Breidenbach gesehen habe ich in Aspros Potamos. Ich selbst war in Makrigialos.‹
    Trotz erhöhter Energie fuhr Vera leider nur bis Malia, weil sie nämlich die Schnellstraße verpasst hatte und sich nun durch die Dörfer an der Nordküste fressen musste. Das heißt, eigentlich waren es keine Dörfer, eigentlich war es eine unendlich lang gestreckte Meile, auf der gegen Abend unzählige Betrunkene das Leben heiter und schön fanden und Gyros Pita futternd das nächstgelegene ›Dancing‹ ansteuerten. Und es war eine unendliche Meile in orgiastischen Farben gehaltener Plakatwände.
    In Malia riss Vera dann unser Gefährt nach rechts in eine schmale Gasse, stieß um ein Haar zahllose Ständer mit Ansichtskarten um und brachte den Wagen zum Stehen.
    »Ich kann nicht mehr, Baumeister«, stellte sie fest. »Ich will ein Bett.«
    Und – welch ein Wunder – zweihundert Meter weiter hatte jemand ein Schild aufgestellt: Rooms! Darunter stand: Wir sprechen holländisch, belgisch, englisch, deutsch! Und: Eisbein! und Bratkartoffeln!
    Der Wirt war ein kleiner Mann, vierzig Jahre alt, der unentwegt lächelte und kein Wort der Sprachen verstand, mit denen er draußen angab. Er begriff allerdings trotzdem, dass wir ein Bett suchten. Und er hatte eins, wollte das Geld aber sicherheitshalber im Voraus.
    Das Zimmer war ein schmales Handtuch mit einem leidlich breiten Bett, einem winzigen Tisch und zwei Stühlen.
    Ein Schrank hatte keinen Platz, aber wir brauchten ja auch keinen.
    »Ich habe überhaupt keine Lust mehr auf den Fall Breidenbach«, nörgelte Vera und untersuchte das Bett auf Wanzen, Läuse, Flöhe und ihre sämtlichen griechischen Spielarten. »Immerhin ist es sauber«, murmelte sie versöhnt.
    Etwa in dem Moment sagte eine Frau hinter mir schrill: »Ich weiß nicht, Karl-Heinrich, wieso wir Sabine mitgenommen haben! Kaum sind wir hier, raucht sie und will in die Disko.«
    Ich drehte mich um, Vera drehte sich um. Da war niemand. Aber die Wand zum Nebengelass war aus Rigips, ohne jede Dämmung.
    Karl-Heinrich antwortete bittend: »Lass das Kind doch!«
    »Das ist mal wieder typisch!«, keifte die Frau zurück. »Du wirst ihr erst Eis spendieren und anschließend Geld für einen Joint!«
    Karl-Heinrich antwortete gemütlich: »Wenn wir sie zu Hause gelassen hätten, würde sie jetzt mit einem Joint im Wohnzimmer hocken.«
    »Niemals!«, sagte seine andere Hälfte wild.
    »Wieso fliegen die Leute nach Kreta, um hier ihre Kinder zu erziehen?«, fragte meine Gefährtin.
    »Was ist, wenn sie einem Mann in die Hände fällt?«, fragte die Frau.
    »Was soll's?«, gab Karl-Heinrich elegisch zurück. »Irgendwann passiert das eben. Wieso nicht mit fünfzehn ein netter Grieche?«
    »Ein Ausländer?«, kam es empört zurück.
    »Ruhe!«, brüllte Vera zornig und donnerte mit einem nackten Fuß gegen die Wand.
    Daraufhin war es ruhig und wir dösten ein. Der paradiesische Zustand dauerte allerdings nur kurz und wurde von einem plötzlich anschwellenden und beängstigenden Keuchen beendet. Eine Frau schrie hoch: »Ja! Ja! Ja! Jaahhh!«, dann war es still, bis es wenig später wieder von vorn losging.
    »Ich sehne mich nach einem Straßengraben mit dickem Gras«, hauchte Vera.
    Wir beschlossen, sofort auszuziehen, und bemühten uns dabei, leise zu sein, obwohl das gänzlich überflüssig war. Das Haus war voller Leben und Karl-Heinrich stritt immer noch mit seiner Frau. Inzwischen ging es um die erdbewegende Frage, ob Sabine überhaupt noch Jungfrau war. Er war der Meinung: Nein. Die Mutter schwor Stein und Bein, dass die Tochter nicht einmal wisse, wie ein nackter Mann aussehe. Ich hätte Sabine gerne mal kennen gelernt.
    Der Tag würde schön und heiß werden, das war sicher. Wir zockelten an der

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