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Eifel-Wasser

Eifel-Wasser

Titel: Eifel-Wasser Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jacques Berndorf
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noch Kalkstein gebrochen wird. Der Zeuge ist ein Bundeswehrsoldat. Er hat das Golf-Cabrio auf einem Feldweg stehen sehen. Maria Breidenbach saß hinter dem Steuer. Er hat sich gewundert und sich deshalb die Autonummer gemerkt. Erst parkte sie also auf Klaras und anschließend auf der anderen Seite.«
    »Was soll das bedeuten?«
    »Möglicherweise hat sie das Ganze gesteuert. Möglicherweise hat sie die Kinder scharf gemacht. Nicht um den Vater zu töten, sondern um ihm einen Denkzettel zu verpassen. Möglicherweise ... Ach Gott, wir tappen nach wie vor im Dunkeln. Wir wissen nicht, wer von den dreien Breidenbach erschlagen hat, wissen nicht wirklich, weshalb Heiner Breidenbach sich umgebracht hat. Vielleicht war es ihm einfach nur unmöglich, mit all den Zerstörungen weiterzuleben, die sein Vater angerichtet hat. Vielleicht war er dabei, als sein Vater getötet wurde, vielleicht konnte er damit nicht leben. Vielleicht hat er auch Messerich getötet und in die Suhle geschleppt, vielleicht, vielleicht, vielleicht.« Sie hielt inne und sah in den Garten hinaus. »Wir haben nur noch ein Fenster in diese dunkle Nacht im Steinbruch. Und das heißt Julia. Wenn jetzt irgendeiner einen Fehler macht, ist das Fenster für immer verschlossen. Das habe ich jetzt verstanden.« Sie sah mich an.
    Wenig später gingen wir in den Garten hinaus. Rodenstock kielt die beiden Katzen auf dem Schoß, Emma las den Trierischen Volksfreund, irgendwo weit weg krähte ein Hahn und über dem Teich herrschte heftiger Betrieb. Zwei Feuerschwanzlibellen vollzogen einen runden Kopulationsflug um den Frühstückstisch und landeten zielsicher auf den Brotscheiben. Mein Hund Cisco lag im Efeu an der Mauer und schlief den Schlaf des Gerechten.
    Von Osten flog das Wildentenmännchen heran, beschrieb eine weite Schleife bis zur Einflugschneise zwischen den Häusern und pflügte endlich in einem eleganten Sturzflug meinen Teich. Dort schüttelte es die Flügel aus, drehte den Hals und steckte den Kopf ins Gefieder – Frühstückspause.
    »Probier den Zimthonig«, sagte Emma. »Er ist so gut, dass ich nur mit Mühe das Glas ungeleert lassen konnte.«
    »Dein Freund, der Psychiater Matthias, hat Maria Breidenbach unter seine Fittiche genommen«, berichtete Rodenstock. »Er ist der Meinung, dass wir ruhig mit ihr reden können. Sie ist im Krankenhaus in Wittlich. Nur die Tochter Julia ist tabu, an die kommt zurzeit niemand heran, auch nicht Kischkewitz. Ich sagte ihm, wir würden vielleicht gegen Abend kommen.«
    »Okay«, nickte ich. »Gibt es einen Abschiedsbrief von Heiner?«
    »Nein«, antwortete Rodenstock.
    »Unsere Hoffnung heißt Julia«, murmelte Emma. »Dabei denke ich nicht an eine Verhandlung vor Gericht, sondern mich treibt Neugier, reine Neugier.«
    »Wissen wir, was Maria Breidenbach ausgesagt hat?«, fragte ich weiter.
    »Nicht im Einzelnen«, antwortete Rodenstock. »Du bist jetzt ungeduldig, nicht wahr?«
    »Natürlich. Ich will endlich Klarheit darüber, was im Steinbruch geschehen ist.«
    »Du solltest dich ablenken, zum Beispiel mit uns zum Haus fahren«, sagte Emma.
    »Nicht heute«, wehrte ich ab.
    Sie fuhren zu dritt, ich blieb zurück und war froh, allein zu sein. Ich hockte mich auf einen Stein am Teich und rief Matthias an. Ich hatte Glück, ihn zwischen zwei Therapiestunden zu erwischen.
    »In welcher Verfassung ist Maria Breidenbach?«
    »In keiner guten«, antwortete er sibyllinisch. »Die Frau hat zu viel durchleiden müssen. Sie bekommt nun starke Medikamente.«
    »Weißt du, was sie in jener Nacht im Steinbruch erlebt hat?«
    »In etwa, Kleinigkeiten ausgenommen. Willst du was drüber schreiben? Ich darf dir nichts sagen und zitieren darfst du mich erst recht nicht. Das musst du einfach wissen.«
    »Ich schreibe jetzt noch nicht. Erst wenn die Geschichte ein Ende gefunden hat. Hast du auch Julia in Behandlung?«
    »Ja. Aber sie weiß noch nichts von ihrem Bruder. Ich möchte damit noch warten.«
    »Was hat die Mutter denn nun gesagt?«
    »Mutter und Kinder hatten an jenem Abend das erste Mal ein Gespräch, in dem es um die Probleme mit dem Vater ging. Zu diesem Zeitpunkt hatte der Vater das Haus in Ulmen bereits verlassen und befand sich im Kerpener Steinbruch. Die Kinder bestanden darauf, den Vater zur Rede zu stellen, damit endlich einmal Klarheit in der Familie herrschte. Die Mutter sagt, sie habe über einen Zeitraum von mindestens drei Jahren immer wieder versucht, mit ihrem Mann zu reden, war aber stets auf Ablehnung

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